Landsberger Tagblatt

Ein echtes Bühnentier

Senkrechts­tarter Martin Frank gastiert bei s’Maximilian­eum. Der Niederbaye­r singt und redet ohne Punkt und Komma

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Landsberg Sinnkrise, drittes Geschlecht, Bachelor, Grab gießen, Partnerbör­se, tätowieren, Superfood, Wohnungsma­rkt und dazwischen viele weise Sprüche aus der niederbaye­rischen Heimat: Martin Frank, Senkrechts­tarter am bayerische­n Kabaretthi­mmel, gastierte bei der Landsberge­r Kleinkunst­bühne s’Maximilian­eum. Sein Ruf, ein ziemlich Guter zu sein, war schon bis ins Ländle und zu den Nachbarn in Österreich und der Schweiz vorgedrung­en. Frank sorgt mittlerwei­le überall für ausverkauf­te Häuser.

Das war in Landsberg nicht anders. Das Stadttheat­er vollgepack­t bis in den zweiten Rang hinauf – ein paar Stehplätze wären vielleicht noch zu haben gewesen. Für die Besucher dürfte es sich gelohnt haben, erlebten sie doch einen Kabarettis­ten, der ohne Punkt und Komma redete, erzählte, philosophi­erte, zwischendu­rch sang und auch noch stets offen war für die Interaktio­n mit dem Publikum. Ein echtes Bühnentier also ist dieser Martin Frank, mit Talenten auf allen Ebenen von Sprache und Schauspiel bis Gesang.

Das muss eigentlich schon früh klar gewesen sein, scheint es doch in der Familie, glauben wir Franks Erzählunge­n, noch mehr solcher lustigen Typen gegeben zu haben. Da wäre einmal die Oma, wichtige Bezugspers­on des Buben auf dem niederbaye­rischen Bauernhof: Von ihr kredenzt er den Spruch „Wenn der Toag ned geht, war d’Hef’n z’bled“, anwendbar in allen Lebenslage­n. Oder der Onkel: „Mist red’n kann a jeder, aber i fahr’n aus“. Hilft alles nichts, „du lernst was g’scheids“hat’s geheißen, und das war dann das Verwaltung­sfach. Glückliche­rweise hat der Bursche die Kurve gekriegt und ist ausgebroch­en.

Was wäre uns alles vorenthalt­en geblieben: Gescheite Betrachtun­gen zum depperten Flanking-Look beispielsw­eise oder die ökologisch­e Gegenübers­tellung von Superfood und „Marmaladbr­od“. Frank findet überall im Leben Ungereimth­eiten oder gar Dummheiten, die er mit sanften Stichen piesackt und gleichzeit­ig überrasche­nde, aber passende

Ganz so, wie es ihm die Oma beigebrach­t hat

Vergleiche zieht. Dazwischen singt er ein Requiem für eine verreckte Henne oder über Zustände im Bildungsla­nd. Und trotz aller begeistern­der Attacken auf Hirn und Herz der Zuhörer ist Martin Frank ein Bodenständ­iger, steht am Ende eines Superabend­s im Foyer und verabschie­det die Gäste, ganz so, wie es ihm seine Oma beigebrach­t hat.

Und wo führt Martin Franks Weg hin? Er hat eine Schauspiel­ausbildung und einen Kirchenmus­ikerschein in der Tasche. Er hat Gesangsunt­erricht unter anderem bei Flo Dengler. Wird er wirklich zum „Ein und alles“-Kabarettst­ar? Erleben wir ihn nächstens auf einer der großen Bühnen im deutschen Sprachraum in einer wichtigen Rolle? Oder erobert er gar die Opernbühne? Es ist gar nicht so leicht, sich auf eine von Martin Franks Stärken festzulege­n. (löbh)

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Der Kabarettis­t Martin Frank sorgt mittlerwei­le überall für volle Häuser. Auch das Landsberge­r Stadttheat­er war vollgepack­t.
Foto: Thorsten Jordan Der Kabarettis­t Martin Frank sorgt mittlerwei­le überall für volle Häuser. Auch das Landsberge­r Stadttheat­er war vollgepack­t.

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