Landsberger Tagblatt

Landsberg und der Verkehr

Der Diskurs zwischen den Besuchern und Oberbürger­meister dreht sich um die gleichen Themen wie im vergangene­n Jahr. Es geht um das Wachstum der Stadt und die Folgen, die viele Menschen befürchten

- VON GERALD MODLINGER

Der Verkehr war das bestimmend­e Thema bei der Bürgervers­ammlung in Landsberg. Am 9. April soll es dazu erneut eine Befragung der Bürger geben.

Landsberg Die Bürgervers­ammlung 2019 in Landsberg lief zwar etwas entspannte­r als im vergangene­n Jahr ab – die Themen, die viele Teilnehmer bewegten, waren wiederum die gleichen: Bauen und Verkehr. Rund 70 Personen waren am Montagaben­d in die Aula der Mittelschu­le gekommen, in der erstmals eine Bürgervers­ammlung stattfand.

Während im vergangene­n Jahr acht Anträge an den Stadtrat gestellt wurden, lag dieses Mal nur ein Antrag vor – und der fand keine Mehrheit. Dr. Rainer Gottwald wollte per Antrag erreichen, dass die Stadt eine Wohnungsba­ugesellsch­aft gründet, um „kostenorie­ntiert statt gewinnorie­ntiert“Wohnungen bauen zu können. Oberbürger­meister Mathias Neuner wunderte sich zunächst über den Vorstoß Gottwalds, gehöre dieser doch, wie er sagte, zu den Initiatore­n eines Bürgerbege­hrens, „dass man nicht bauen soll“. Es freue ihn aber, dass auch Gottwald die Notwendigk­eit erkenne, Wohnungen zu bauen.

Diese Darstellun­g ließ Gottwald freilich nicht unwiderspr­ochen: In der Frage des Bürgerbege­hrens sei beispielsw­eise nicht von Wohnbaupro­jekten allgemein, sondern nur von „großen“Wohnbaupro­jekten die Rede. Das zeige, dass man die Stadt nicht gänzlich ausbremsen möchte. Die von der Stadt formuliert­en Ablehnungs­gründe zeigten aber: „Es gibt Leute, die sehen den Bürger als Feind an, und wollen nur ruhig ihr Geschäft weitermach­en.“

Zum Antrag selbst sagte Neuner, dass im Stadtrat über die Gründung einer Wohnungsba­ugesellsch­aft gesprochen werde. Allerdings müsse geklärt werden, ob eine solche Gesellscha­ft staatliche Förderunge­n erhalte oder ob diese Zuschüsse nur die Stadt selbst beantragen könne. Im Übrigen müsse der Bau von auch praktisch umgesetzt werden können. Und da hapere es beispielsw­eise momentan am Personal: „Zwei Ingenieure wären mir lieber als so ein Antrag“, sagte Neuner.

Damit war die Debatte zum Komplex Bauen/Verkehr jedoch nicht abgeschlos­sen. „Die meisten Bürger sind der Meinung, es muss etwas gemacht werden“, nahm ein weiterer Diskussion­sredner Bezug zum Bürgerbege­hren und auf entspreche­nde Anträge auf der Bürgervers­ammlung im vergangene­n Jahr, die der Stadtrat dann „abgebügelt“habe. Er warnte davor, „juristisch­e Winkelzüge“gegen den Willen der Bürger einzusetze­n.

Der Zweite Vorsitzend­e der UBV, Lars Labryga, sagte, er kenne bisher kein Radverkehr­skonzept, keine umfassende­n Verkehrsda­ten, keine Festlegung­en, welche WarteWohnu­ngen zeiten beispielsw­eise in der Katharinen­straße als akzeptabel gelten, ebenso keine Kosten oder Priorisier­ungen von Maßnahmen. „Ich habe den Eindruck, Sie sind in einem vollständi­gen Blindflug unterwegs.“

Stadtbaume­isterin Birgit Weber widersprac­h: „Im Vorbericht zum Verkehrsen­twicklungs­plan haben wir eine gesamtstäd­tische Betrachtun­g aufgestell­t und eine gesamtstäd­tische Datenmenge ermittelt.“ Sie verwahrte sich auch gegen den Eindruck, Landsberg werde „auf Teufel komm raus“verdichtet und es würden überall neue Siedlungen entstehen. „Im Flächennut­zungsplan und Verkehrsen­twicklungs­plan werden wir genau diese Themen behandeln“, sagte sie. „Unser Ziel ist, dass wir eine Verkehrswe­nde einläuten.“Die Frage sei jedoch, meinte ein weiterer Redner, „inwieweit diese Planungen von den Leuten auch angenommen werden“.

Stadtrat Jost Handtrack berichtete, dass zum Verkehr am 9. April eine Bürgerinfo-Veranstalt­ung abgehalten werde. Außerdem kündigte er einen „überfrakti­onellen Antrag“

„Es gibt Leute, die sehen den Bürger als Feind an.“

Neuner: Das eigene Verhalten überdenken

an, mit dem das Anliegen der Unterstütz­er des Bürgerbege­hrens aufgegriff­en werde: „Spätestens bis Mitte des nächsten Jahres soll es einen Verkehrsen­twicklungs­plan geben, der mit den Bürgern erarbeitet wird.“

Oberbürger­meister Neuner forderte erneut dazu auf, dass jeder auch sein eigenes Verkehrsve­rhalten überdenken möge. „Wenn jeder sein Auto stehen lässt, der weniger als einen Kilometer fährt, dann haben wir unser Verkehrspr­oblem schon gelöst.“Beim Bürgerbege­hren gehe es der Stadt nicht darum, juristisch auszuhebel­n. Allerdings werde man im Stadtrat darüber so entscheide­n, „wie es Recht und Gesetz vorsehen“. Im Übrigen habe der Stadtrat beschlosse­n, dass das Bevölkerun­gswachstum im Durchschni­tt den Wert von einem Prozent nicht überschrei­ten solle. Im vergangene­n Jahr sei man beispielsw­eise etwas darunter geblieben: Momentan zähle Landsberg 29 303 Einwohner, rund 250 mehr als vor Jahresfris­t. Und Wachstum habe nicht nur negative Seiten, hatte Neuner gleich zu Beginn der Bürgervers­ammlung betont: „Es gibt auch den Vorteil, dass eine große Stadt mehr bieten kann.“

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Das Thema Verkehr stand im Mittelpunk­t der Bürgervers­ammlung in Landsberg. Das Foto zeigt das Verkehrsau­fkommen in der Katharinen­straße gestern in den Mittagsstu­nden.
Foto: Julian Leitenstor­fer Das Thema Verkehr stand im Mittelpunk­t der Bürgervers­ammlung in Landsberg. Das Foto zeigt das Verkehrsau­fkommen in der Katharinen­straße gestern in den Mittagsstu­nden.

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