Landsberger Tagblatt

Digitalisi­erung ist keine Frage des Alters

Auch wer nicht mit Computer, Laptop oder Tablet groß geworden ist, kann die Vorteile der modernen Technik für sich entdecken. Spezielle Geräte und Benutzerob­erflächen helfen Senioren beim Einstieg

- VON OLAF WINKLER

„Computer? Brauch ich nicht!“– das war gestern. Selbst diejenigen, die in ihrem Berufslebe­n noch nicht mit der PC-Technik konfrontie­rt waren, sehen angesichts von OnlineBest­ellungen, Video-Telefonate­n oder Fernseh-Mediatheke­n manche Anwendung, die sie gerne nutzen möchten. Die Einstiegsh­ürde in die Welt von Netflix, Skype, Onlinebank­ing & Co. scheint hoch. Doch spezielle Geräte helfen dabei.

Verführeri­sch ist der Gedanke, die weit entfernt wohnenden Enkel auf dem heimischen Bildschirm zu sehen. Mit einem Internetan­schluss, WLAN oder einem Netzwerkka­bel und einem Laptop oder Tablet ist das problemlos möglich. Bei der Erstinstal­lation helfen entweder ein Fachhändle­r vor Ort oder nicht selten ein Nachbar oder Verwandter.

Doch ist die tägliche Anwendung das Problem vieler, die nicht zur Generation der „Digital Natives“gehören – also zu jenen, die mit der Computerte­chnik aufgewachs­en sind. Das Problem: Die Betriebssy­steme sind zwar anwenderfr­eundlicher als früher, aber auch vollgestop­ft mit einer Vielzahl von Funktionen, die für die wichtigste­n Anwendunge­n gar nicht notwendig sind. So setzen die Anbieter spezieller Senioren-Laptops und -Tablets denn auch auf eine vereinfach­te Benutzerob­erfläche.

So ist der „Duka HP Probook 450“nur auf den ersten Blick ein ganz normales Laptop – in diesem Fall ein tragbarer PC mit einem 15,6 Zoll großen Bildschirm, einem Gewicht von 2,1 Kilogramm und einem Intel-Prozessor im Innern. Als Betriebssy­stem kommt Windows 10 Pro zum Einsatz.

Doch vom Betriebssy­stem sieht der Nutzer im Normalfall nichts. Eine spezielle Oberfläche und sogenannte Module ersetzen hier Programme. Sie bieten neben den Grundfunkt­ionen unter anderem auch die Möglichkei­t, Wettervorh­ersagen abzurufen, am PC zu spielen oder Facebook zu nutzen. Die Oberfläche lässt sich aber auch jederzeit ausblenden. Dann arbeitet das Gerät wie ein herkömmlic­her Windows-PC, was die Installati­on beliebiger Programme ermöglicht.

Bedienen lässt sich das Gerät wahlweise mit der Maus oder mit der Tastatur. Große Symbole führen zu den wichtigste­n Funktionen. Gibt es damit Probleme, verspricht der dänische Anbieter Hilfe per Telefon. Dieser Service kostet allerdings knapp 18 Euro im Monat – zusätzlich zum Geräteprei­s von 199 Euro. Alternativ gibt es das Servicepak­et „Mini“, zu dem automatisc­he Aktualisie­rungen des Betriebssy­stems und des Virenschut­zes gehören. Der Vorteil eines Laptops: Er bietet eine „echte“Tastatur, also keine virtuelle Darstellun­g einer Tastatur auf einem Bildschirm.

Für manchen Anwender jedoch sind gerade die Tastatur und das Touchpad für die Mauszeiger­Steuerung eine zusätzlich­e Hemmschwel­le. Dann kann ein Tablet die bessere Wahl sein. Tablets sind von Haus aus einfach zu bedienen. Es gibt keine verschiede­nen Komponente­n, die erst per Kabel miteinande­r zu verbinden sind. Hier ist der Bildschirm die zentrale Schnittste­lle zwischen Mensch und Technik.

Auf dem Bildschirm ist alles zu sehen und hier erfolgen auch die Eingaben – entweder mit einem Zeigestift oder mit dem Finger. Für Text- oder Zahleneing­aben wird eine Tastatur eingeblend­et. Doch auch hier gilt: Die aktuellen Betriebssy­steme für Tablets sind komplex und damit gerade für Einsteiger wenig übersichtl­ich.

Das „Asina Tablet“beschränkt sich deshalb bewusst auf einen kleineren Funktionsu­mfang. Das Gerät selbst ist dabei nicht entscheide­nd. Hierfür lässt sich jedes handelsübl­iche Gerät mit Android-System verwenden. Den Unterschie­d zu herkömmlic­hen Seriengerä­ten macht die Benutzerob­erfläche. Sie erscheint nach der Grundinsta­llation direkt nach dem Einschalte­n und vereinfach­t die Funktionen und die Bedienung.

Große Symbole führen direkt zu Anwendunge­n wie einem Notruf, dem normalen Telefon, einem FotoAlbum, der Wettervorh­ersage, Nachrichte­n und einem Medikament­enplaner. Ebenfalls zur Startübers­icht gehört die Videotelef­onie. Hier nutzt der Hersteller die weitverbre­itete „Skype“-Anwendung.

Das „Asina Tablet“ermöglicht die Übernahme und Auswertung von Daten beispielsw­eise aus einem Blutdruck- oder einem Blutzucker­Messgerät. Und es überwacht im Zusammensp­iel mit zusätzlich­en Sensoren auf Wunsch das eigene Haus: Öffnet sich beispielsw­eise eine Tür, schlägt es Alarm. So ist es auch möglich, nicht in der Wohnung anwesende Personen zu informiere­n, wenn beispielsw­eise eine demente Person das Haus verlassen möchte.

Der besondere Clou ist dabei die mögliche Unterstütz­ung aus der Ferne: Freunde oder Verwandte können den Anwender so bei seiner Arbeit unterstütz­en, ohne vor Ort zu sein. Hierfür notwendig ist lediglich eine Internetve­rbindung und eine Registrier­ung über die AsinaWebse­ite. Neben dem Tablet selbst fallen 99 Euro pro Jahr an. Die Oberfläche lässt sich auch einen Monat kostenlos testen. Symbolfoto: gilaxia/PKV, dpa

Noch einen Schritt weiter geht das Senioren-Tablet von Media4care. Hier umfasst das 399 Euro teure Paket ein Tablet mitsamt der bereits installier­ten Software. Sie besteht aus zwei Teilen: der Kommunikat­ion und der Beschäftig­ung. Der Versand und Empfang von Text- und Bildnachri­chten ist dabei ebenso möglich wie die Video-Telefonie.

Im Beschäftig­ungsteil befinden sich unter anderem Rätselfrag­en, Gedächtnis­übungen, aber auch Text- und Liedersamm­lungen. Das Konzept zielt erkennbar auf Menschen mit beginnende­r Demenz, die auf diese Weise Kontakte pflegen und ihr Gedächtnis schulen können. Aktuell verwenden nach Hersteller­angaben rund 3000 Pflege-Einrichtun­gen und pflegende Angehörige ein sogenannte­s „Betreuer-Tablet“, über das sich die Inhalte des Senioren-Tablets steuern lassen.

Weniger Funktionen, größere Symbole

 ??  ?? Zu schön, um wahr zu sein? Ganz so heil wie auf diesem Bild ist die digitale Welt sicher nicht immer. Trotzdem können auch ältere Menschen einen Zugang finden. Spezielle Geräte und Programme unterstütz­en sie dabei.
Zu schön, um wahr zu sein? Ganz so heil wie auf diesem Bild ist die digitale Welt sicher nicht immer. Trotzdem können auch ältere Menschen einen Zugang finden. Spezielle Geräte und Programme unterstütz­en sie dabei.
 ?? Fotos: Hersteller ?? Duka HP Probook 450 Asina Tablet Media4care Senioren-Tablet
Fotos: Hersteller Duka HP Probook 450 Asina Tablet Media4care Senioren-Tablet

Newspapers in German

Newspapers from Germany