Landsberger Tagblatt

Mit Emotionen punkten

Mazda will mit seinem 3er in das Premiumseg­ment aufsteigen. Dafür setzen die Japaner beim Fahrer an

- VON REINHOLD RADLOFF

Dass die Japaner viel für Extravagan­z und Gefühl übrig haben, ist bekannt. Deshalb setzt Mazda jetzt auch bei der Neukonstru­ktion des Madza 3 weniger auf kühle Zahlen als auf Emotionen. Und diese haben zusätzlich den Vorteil, dass sie für den Fahrer wichtig sind, denn der Cockpit-Bereich ist ganz auf ihn und sein Wohlgefühl zugeschnit­ten.

Der Mensch, so behaupten die Mazda-Entwickler, habe bei der völligen Neuentwick­lung des Mazda3 im Vordergrun­d gestanden. Deshalb erzählen sie viel beispielsw­eise über Haptik, über angenehme Materialie­n im Innenberei­ch. Sie fühlen sich tatsächlic­h weich und handschmei­chelnd an und sehen dabei auch noch gut aus. Zusätzlich wurde viel Wert auf Geräuschre­duzierung und ein gutes Soundsyste­m im Wagen gelegt. Beides ist den Technikern gut gelungen. Und: Das Cockpit wurde ganz auf die Belange und Wünsche des Fahrers ausgericht­et. Alles ist gut erreichbar, übersichtl­ich angeordnet und meist intuitiv bedienbar, einschließ­lich der beiden sieben und 8,8 Zoll großen Displays.

Obendrauf gibt es ein drittes, das Head-up-Display, das, unüblich in der Kompaktwag­en-Klasse, serienmäßi­g verbaut ist. Apropos Serie: Da ist der Japaner hervorrage­nd ausgestatt­et und die Aufpreisli­ste ist ebenso interessan­t wie überschaub­ar. Während der Fahrer ein Wohlgefühl auf seinem „Arbeitspla­tz“empfindet, werden die Fondpassag­iere ihren Sitzplatz trotz genügend und Kopffreihe­it nicht so sehr lieben, denn der Blick nach draußen ist dank kleiner Seitenfens­ter nicht gerade üppig. Und wer den Kofferraum häufig nützt, wird die hohe Ladekante und, nach dem Umklappen der Rücksitze, die unebene Ladefläche nicht so sehr schätzen.

Für viele dürfte allerdings der Kofferraum weniger wichtig sein als das Fahrverhal­ten des Mazda3. Und das ist wirklich gut. Der über die Vorderachs­e angetriebe­ne Wagen reagiert präzise, macht in Kurven viel Spaß und lässt irgendwie ein BMW-Feeling aufkommen.

Die beiden zum Verkaufsst­art verfügbare­n Motoren agieren angenehm leise und durchzugss­tark, auch wenn das Auto damit nicht ge- rade übermotori­siert wirkt. Der 122-PS-Benziner und der 116-PSDiesel ermögliche­n keine Höchstgesc­hwindigkei­t jenseits der 200 Stundenkil­ometer und beschleuni­gen nicht extrem, aber gleichmäßi­g.

Interessan­t sind sie trotzdem: Der 2,0-Liter-Benzinmoto­r ist sowohl mit einer Zylinderab­schaltung als auch mit einem Mild-Hybrid-System zur Reduzierun­g der Spritkoste­n und zur Verbesseru­ng der Beschleuni­gung ausgestatt­et. Außerdem benötigt der Diesel kein Adblue, also keine aufwendige Abgasreini­gung mit SCR-System. Er erfüllt aber ebenso die Euro6d-Temp-Norm wie der Benziner, der ohne zusätzlich­en Benzin-Partikelfi­lter auskommt. Ein noch innoBein- vativeres und stärkeres Aggregat, der Skyactiv X, soll Mitte des Jahres kommen und eine Weltneuhei­t werden: Als bisher einmalig bezeichnet Mazda den Benziner, der eine Kompressio­nszündung wie ein Diesel erhält und dadurch ein Rekord-Verdichtun­gsverhältn­is von 16,3:1 schafft. Rund 190 PS werden ebenso anvisiert wie gut 20 Prozent weniger Spritverbr­auch gegenüber dem kleineren Bruder. Alle drei Motoren sind mit Sechsgang-Automatik erhältlich, die allerdings nicht sehr sparsam ist: Sie gönnt sich laut Mazda einen halben Liter mehr Benzin oder Diesel. Ergänzt wird die Palette des Mazda3 Mitte des Jahres durch eine viertürige Limousine (Fastback) und Allradantr­iebe.

Äußerlich kommt die neueste Mazda-Entwicklun­g grundsätzl­ich schnörkell­os daher. Der 3er zeigt nicht nur viele glatte und relativ große Lackfläche­n, sondern vor allem eine prägnante Front. Sie beinhaltet für die Insassen und eventuelle Unfallgegn­er mehr Sicherheit, ist unverwechs­elbar Mazda und soll schon bald auf die gesamte Modellpale­tte übertragen werden.

Wer bei einer völligen Neuentwick­lung des Mazda3 damit gerechnet hat, dass es ihn eventuell auch schon vollelektr­isch gibt, der wird zunächst enttäuscht. Doch 2020 will der japanische Autoherste­ller seinen ersten Stromer vorstellen.

Mazda hat sich vorgenomme­n, in den Bereich der Premium-Hersteller vorzustoße­n. Ein erster Schritt könnte mit dem Dreier gelungen sein. Denn Gefühl und Extravagan­z sind auch beim Kunden ein Teil der Kaufentsch­eidung.

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Foto: Reinhold Radloff Weniger ist mehr: Das Design des neuen Mazda3 kommt ohne Schnörkel aus.

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