Wo die Stimmung gleich auf 100 ist
Fasching Beim Handballerball sind Fantasie und Kreativität gefordert. Der Abend im Sportzentrum ist seit Jahrzehnten die Faschingsveranstaltung in Landsberg
Landsberg Bei einer Party, in der Disco wird die Stimmung erst zu später Stunde prächtig? Beim Handballerball, der jährlich am Faschingssamstag „Maschkerer“ins Landsberger Sportzentrum lockt, ist das anders. Da ist schon vor dem offiziellen Beginn Betrieb, füllen sich die Plätze an den Tischreihen in der Wandelhalle. Abendgarderobe ist an dem Abend nicht gefragt, dafür Fantasie und Kreativität. Schließlich werden Besucher nicht nur mit Gardeauftritt und Showeinlagen bespaßt, sondern können bei der Kostümprämierung einen Preis gewinnen.
Entsprechend aufwendig war für manchen Ballbesucher die Vorbereitung. Die Handball-Damen beispielsweise wurden für eine Nacht zu wie aus dem Buch entsprungenen Zahnfeen, die herausgefallene Zähne durch Gold ersetzen. Oder die elf Besucher aus Landsberg und Umgebung, die seit Jahren Stammgäste sind: Da sitzt ein grün veralgter Vater Lech mit Dreizack am Tisch. „Zwei Stunden, länger hat das nicht gedauert“, versichert er. „Außerdem ist das Theaterschminke, die ist abwaschbar.“Das „Seepferdle“hat es da wesentlich einfacher, dafür dürfte das Kostüm recht schweißtreibend sein. Ebenfalls an dem Tisch: „ein Quäntchen Glück“und „eine Portion Liebe“. Wer Glück hatte und früh genug dran war, durfte in das Beutelchen der leuchtend roten Liebe greifen und fand dort Glanzherzerl und Herzpraline. Und was hat es mit der frisch eintreffenden Invasion brauner Riesenkäfer auf sich? „Wir sind direkt aus New York eingeflogen und sind auf der Suche nach dreckigen Küchen“, erfahren Neugierige. Die Mission der Überseekrabbler? „Rettet die Kakerlaken, sie sind vom Aussterben bedroht!“
Das Ehepaar Biehle gehört zum Stammpublikum, reist immer wieder bis aus Donauwörth an, „weil es auf dem Ball relativ locker zugeht, weil man hier auch allein tanzen kann“. Stefan aus Landsberg hingegen ist mit etlichen Freunden das erste Mal da. „Der Lumpige Donnerstag ist mir mittlerweile zu krass, zu jung, zu alkoholisch“, sagt er. Vom Handballerball erhofft er sich die immer wieder kommunizierte gute Stimmung, einfach eine Mischung aus Party und Unterhaltung, Vergnügen und gute Laune.
Roland Neumeyer, seit 15 Jahren Handball-Abteilungsleiter beim TSV Landsberg und seit zwölf Jahren „Chef“des Spektakels am letzten Faschingswochenende, war 1978, mit 16 Jahren, das erste Mal auf dem Handballerball. „Damals war der Ball noch im alten Zederbräusaal“, erinnert sich der umtriebige Organisator, der immer wieder mit neuen, kreativen Verkleidungen glänzt und dieses Mal als Pantomime für einen reibungslosen Ablauf des Abends sorgte. Als der Zederbräu umgebaut wurde, zog der Ball um, und zwar dorthin, wo auch der Sport zu Hause ist: In der Wandelhalle des Sportzentrums wird seither getanzt und geschwoft.
Seit einem kurzzeitigen Einbruch der Besucherzahlen vor rund 20 Jahren gehe es ständig nach oben. „Seit 15 Jahren sind wir regelmäßig ausverkauft“, weiß Neumeyer, „heuer waren die Sitzplatzkarten sogar im Lauf des November schon so gut wie weg.“Dazu kommt die „Laufkundschaft“, Gäste, die bis kurz vor Mitternacht eintrudeln und sich einfach vergnügen wollen. Dazu gehören die Basketballer, die am selben Abend erst noch ein Spiel absolvierten. „Im Vorbericht dazu hat es geheißen, hoffentlich gewinnen sie, dann kommen sie gut aufgelegt zum Ball’“, meint Neumeyer schmunzelnd.
Garanten für gute Stimmung waren DJ Jazzy James und die seit vielen Jahren engagierte Münchner Band Monaco Groove. Die Mitglieder der Abteilung Handball beim TSV legten sich wie stets mächtig ins Zeug, hatten eine Showeinlage einstudiert, Wandelhalle und Vortragssaal für eine Nacht zur Partymeile werden lassen, betreuten am Fest Einlass, Garderobe, Bar und räumen am nächsten Tag – übermüdet und fertig – auch noch auf. Und das alles für den Verein, Reingewinne kommen der Jugendarbeit in der Abteilung Handball zugute. „Nur die fünf Bedienungen sind gebucht und werden bezahlt“, betont der Organisator.
Seit 20 Jahren geht es beständig nach oben