Fachzentrum wird zum Staatsgut
Landwirtschaft Achselschwang ist seit diesem Jahr wieder auf dem Weg zum Staatsgut. Das bringt Vorteile vor allem für den Bildungs- und Forschungsauftrag
Achselschwang Das Gut Achselschwang, erstmals 760 urkundlich erwähnt, kann auf eine lange und durchaus wechselhafte Geschichte zurückblicken. Seither gab es immer wieder Veränderungen. In diesem Jahr stehen erneut welche an. Gutsleiter Georg Hammerl muss staatlich vorgegebene Umstrukturierungen durchführen, denn zum Jahresanfang wurde aus dem Lehr-, Versuchsund Fachzentrum wieder ein Staatsbetrieb. Was nun aber ist der Unterschied, wie wirkt sich diese Veränderung für den Betrieb und dessen Mitarbeiter aus?
Um das zu verstehen, lohnt es den Blick zurück. Bereits im 17. Jahrhundert wurde in Achselschwang Pferdezucht betrieben. Durch die Säkularisation wurde das Gut Staatseigentum und zur Ausund Fortbildungsstätte ausgebaut. 2004 integrierte man die Staatsbetriebe dann aber in die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Achselschwang war nun Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum. Zuvor, als Staatsgut, war es direkt dem Bayerischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten angegliedert und konnte, wie Hammerl erklärt, sehr eigenständig arbeiten. Über 1000 Mitarbeiter hat die LfL mit allen Betrieben – mit einer Behördenstruktur, die für die Güter aber in der täglichen Arbeit zu unflexibel war.
Zum 1. Januar wurden nun die Güter – neben Achselschwang sind das noch Schwaiganger, Kringell, Almesbach, Schwarzenau, Kitzingen und Kempten – aus der LfL wieder ausgegliedert und werden nun wieder als Nettostaatsbetriebe geführt. Bis 2020 firmieren sie als Bayerische Staatsgüter in Gründung, bleiben jedoch weiterhin Dienstleister für das LfL. „Finanziell sind wir jetzt aber eigenständiger und haben mehr Spielraum“, nennt Hammerl die positive Seite. Der Oberpfälzer, der Achselschwang seit 2012 leitet, gibt ein Beispiel, das den Unterschied verdeutlicht:
2018 verkaufte Achselschwang den „Superbul- len“, einen Stier namens „Weitblick“an die Besamungsstation nach Höchstädt – für sagenhafte 151000 Euro (LT vom 9.8.2018: „Per Partnerbörse an den Rekord-Stier“). 60 Prozent des Erlöses, so die damalige Regelung, gehörte dem Gut. Aber nur theoretisch. Denn das Geld hat der Betrieb als Teil der LfL nie gesehen. Die Summe ging direkt an das Bayerische Finanzministerium. In einem Nettostaatsbetrieb wäre der Ertrag komplett auf das eigene Konto gewandert – und damit laut Hammerl auch Anerkennung und Anreiz für gute Zuchtleistungen. Vorteilhaft ist, dass der Staat in seine Güter investieren wird, vor allem mit dem Ziel der Effizienzsteigerung.
Hammerl erwartet, dass Geld für Gebäude zur Verfügung gestellt wird. Es bestünden Rückstände im Gebäudeunterhalt. Manches könnte sogar einem Neubau weichen, wie etwa der Kälber- und der Kuhstall. Durch die moderneren Ställe, die vielfach mit Robotertechnik ausgestattet werden, wird aber weniger Personal benötigt. Dafür wird die Verwaltungsarbeit mehr: So muss die Kosten- und Leistungsrechnung künftig detaillierter geführt werden.
Von einem weiteren Ziel der Umstrukturierung, Schwerpunktbetriebe zu bilden, ist Achselschwang nicht betroffen, denn dessen Schwerpunkt liegt bereits bei der Milchtierhaltung. Pferde- und Schweinezucht sowie Bullenmast und der frühere Bio-Betrieb Romenthal wurden aufgegeben. Aufgabe von Achselschwang ist und bleibt, in der Reihenfolge: Bildung, Forschung und Landwirtschaft.
In Achselschwang wird, auch als Staatsbetrieb, fast alles seinen gewohnten Gang gehen. Zentrale der Bayerischen Staatsbetriebe wird in Grub bei Poing sein. Insgesamt belaufen sich die Flächen der Bayerischen Staatsbetriebe auf 3600 Hektar. 350 Menschen sind beschäftigt.
Das Gut Achselschwang bewirtschaftet mit seinen Nebenbetrieben Hübschenried und Westerschondorf insgesamt 545 Hektar und hat 48 Mitarbeiter.