Wo Amy Winehouse mit Amadeus tanzt
Beim Rosenmontagsball treffen unvergessene Musiklegenden auf ein tanzfreudiges Publikum. In Obermühlhausen war das Volksbegehren Artenvielfalt das Motto, und die Dießener suchen verzweifelt eine Aufsicht
Dießen Elvis Presley ist gleich mehrfach vertreten, ebenso Rod Stewart mit Stacheligelfrisur, Slash mit dem hohen schwarzen Hut, aber auch Wolfgang Amadeus Mozart tummelt sich in verschiedenen Ausführungen beim Dießener Rosenmontagsball, organisiert vom Musikverein Dießen. Und auch am Faschingsdienstag machten sich die Närrinnen und Narren in der Dießener Fischerei und in Obermühlhausen nochmals auf den Weg, und das im wahrsten Sinn des Wortes.
Musiklegenden trafen sich zunächst am Montagabend beim Rosenmontagsball. Bei den Damen machten Suzi Quatro, Tina Turner und Amy Winehouse mit hochtoupiertem langem, schwarzem Haar das Rennen. Dazwischen jede Menge Hippies mit bunten Gewändern, Stirnbändern und John-LennonBrillen. Als Kiss-Fans hatten sich gleich zwei Gruppen in Szene gesetzt. Da fühlte man sich an die Zeit der Rocker erinnert, als diese mit langen, schwarzen, lockigen Haaren, schwarzen Hosen, schwarzweiß geschminkten Gesichtern und überall Nieten, Nieten, Nieten, die Halle betraten. Auch Boney M. und Abba ließen sich blicken, und Freddy Mercury schaute ebenfalls im Dießener Fasching vorbei.
Eindrucksvoll und kreativ haben die Dießener das Motto des Balls „Die Nacht der Musiklegenden“umgesetzt. Nachdem sich die Mehrzweckhalle, die Platz für 700 Gäste bietet, anfangs nur zögerlich füllte, trauten sich die ersten Paare bereits beim dritten Lied der Show- und Partyband „The White Eagles Pushies“aus dem Ostallgäu auf die große Tanzfläche. Von dieser war gegen
„Natur- oder Freibad“lautet in der Fischerei die Frage
Mitternacht dann nicht mehr viel zu sehen, als die Musiker mit alten und neuen Klassikern wie „Sweet Caroline“, „Über den Wolken“und „Cordula Grün“so richtig einheizten. „Jetzt müssen wir auch mal an unsere Gesundheit denken“, sagte dann der Bandleader und schickte die Tanzwütigen kurz vor Mitternacht in eine Tanzpause. Sofort füllten sich die drei Bars „Viel Harmonie“, „Woodstock“und „Hard Rock Café“.
Rund 60 Leute sind mit Organisation und Auf- und Abbau der Veranstaltung beschäftigt, die meisten davon Mitglieder beim Musikverein, erzählt dessen Vorsitzender Andreas Kölbl dem Landsberger Tagblatt. Bereits am Samstag wurde mit dem Aufbau begonnen. Am Rosenmontag ging es um neun Uhr los mit dem Herrichten, und nach einer Mittagspause trafen bereits um 17 Uhr die Helfer für die Essensausgabe ein. „Um acht Uhr morgen Früh muss die Halle wieder leer und aufgeräumt sein“, sagt Kölbl. 30 Helfer werden also die Nacht „durchmachen“.
Tradition hat auch der Faschingsumzug in Obermühlhausen. Seit gut vier Jahrzehnten freuen sich vor allem Kinder über den Narrenzug. Angefangen hat das Ehepaar Stedele mit der Faschingsgaudi wegen seiner Kinder. Nach einigen Jahren ha- ben diese Aufgabe der Schützenverein, die Freiwillige Feuerwehr und der Skiclub von Obermühlhausen übernommen. Sie wechseln sich ab. Jedes Jahr kommt ein anderer Club dran. Heuer war die Feuerwehr am Zug.
Wer die Maskierten am Dienstagmittag die Bergstraße heraufziehen sah, erkannte sofort das Thema: die Bienen. Kein Wunder, das jüngste Volksbegehren gegen das Artensterben bot eine Steilvorlage.
Ludwig Fink führt den Zug der etwa 60 Teilnehmer an. „Schwarzes T-Shirt, gelbe Klebestreifen, fertig ist die Verkleidung“, erklärt Fink, dann lächelt er: „Dort kommt die dickste Biene, das ist unser Vorstand“. Die Spitze des Zuges bilden die Bienen der Kinder- und Jugendfeuerwehr. „Nur einmal“, sagen unisono die beiden Feuerwehrmänner Franz Vogt und Norbert Möstl „ist der Umzug ausgefallen. Daran war Sturm Wiebke schuld“. Nach einer guten Stunde ist der Marsch der Maskierten durchs Dorf vorbei und endet im Dorfstadl“. Dort geht’s weiter mit Tanz und Musik.
Die starken Windböen des Tages konnten die Fans des Fischereier Handwagerl-Umzugs nicht daran hindern, gestern Nachmittag noch einmal auf den Untermüllerplatz zu kommen und den Teilnehmern des kleinen, aber feinen HandwagerlUmzugs zuzujubeln. Natürlich bot sich die aktuelle Diskussion um die Frage „Natur- oder Freibad“als Motiv geradezu an, allerdings blieb der Maibaumverein Lachen die Antwort schuldig.
Allerdings bot er einen „Schlüsseldienst inclusive Eincremen“an. Auch die Fußgängerzone („Ein Schuss in den Ofen“) wurde thematisiert, aber auch viele aufwendige und schöne Faschingskleider wurden dabei präsentiert. (küb, hön, kram)