Denklingen: Teurer, als du denkst
Rund 300 Teilnehmer beim Faschingsumzug in Epfach. Örtliche Themen sorgen für viele Lacher bei den Zuschauern
Am Dienstagvormittag klingelte bei Dominik Hahn mehrfach das Handy. Die Anrufer wollten vom Vorsitzenden des Elferrates der Faschingsgesellschaft Epfach wissen, ob der Umzug angesichts des Windes wirklich stattfindet.
Die Verantwortlichen entschieden sich, den Umzug trotzdem starten zu lassen. Um 14.11 Uhr setzten sich die insgesamt 17 Wagen und Fußgruppen mit rund 300 Teilnehmern in Bewegung und nahmen die Lokalpolitik ordentlich aufs Korn. Nicht fehlen durfte da natürlich das geplante Bürger- und Vereinezentrum mit veranschlagten Kosten von bis zu 15 Millionen Euro. Auf witzige Weise näherte sich der Wagen vom Draxl Toni dem Thema, indem die Gruppe den den Slogan der Gemeinde „Denklingen, mehr als du denkst!“umdichteten. So prophezeiten sie, dass das Projekt „teurer, als du denkst!“wird und die Eröffnung „später, als du denkst!“stattfindet. Die Wagenbauer glauben, dass es im Jahr 2027 so weit sein könnte. Sie vermuteten zudem, dass es am Ende möglicherweise auch bloß auf eine Zeltlösung hinausläuft, weil die eben „billiger, als du denkst!“ist.
In dieselbe Kerbe schlugen auch Hauni & Co. Sie beklagten, dass in Denklingen jedes Großprojekt finanziert werde, eine Bushaltestelle, die die Epfacher Schüler bei Regen schützt, aber offenbar nicht. „Wir wollen eine neue Bushaltestelle“, rief der Nachwuchs vom Wagen lautstark seinen Unmut hinunter. Für Schmunzler sorgte der Spendensammler hinter dem Wagen, der die Zuschauer eindringlich um Geld bat, damit die Bushaltestelle in Epfach doch noch finanziert werden kann.
Des Streits um die Errichtung weiterer Windräder in Denklingen und den Plänen zur Trinkwasserversorgung nahm sich die Faschingsgesellschaft Epfach an. Am Ende des Wagens ragte ein Windrad mit Bürgerwind aus Fuchstal in die Höhe und an der Seite war mit Bezug auf Denklingen zu lesen: „Zum Leidwesen der dortigen Windkrafthasser pumpt unser Turm mit Fuchstaler Wind nach Wasser.“Gemeint ist damit der Turm zur Förderung des Wassers.
Denklingens Bürgermeister Andreas Braunegger, komplett in Orange unterwegs, nahm den Spott mit Humor. „Das gehört einfach dazu, damit muss man leben.“Bei ihm war am Dienstag den ganzen Tag Fasching. Am Vormittag hatten die Narren das Rathaus gestürmt. Auch sein Vorgänger im Amt, der jetzige Bundestagsabgeordnete Michael Kießling, und Kinsaus Bürgermeister Marco Dollinger waren unter den Gästen. Lob für den Umzug gab es auch von Claudia und Paul Miebach aus Recklinghausen. „Der Umzug ist thematisch viel abwechslungsreicher als bei uns daheim im Ruhrgebiet.“Sie kommen seit drei Jahren immer nach Epfach, die Enkel leben dort.
Weniger politisch, aber dennoch sehr witzig war die Idee des TSV Epfach. Sie hatten Schnee und einen Schneeschieber dabei und warfen den Schnee auf die Straße. Sie spielten damit auf das Chaos im vergangenen Winter an. Damals fiel auch die Schule aus. Damit es noch einmal dazu kommt, ist der Nachwuchs bereit, einiges an Tatkraft zu investieren. „Notfalls schippen wir die Straße voll“, ließen sie wissen.
Sehr unterschiedlich näherten sich die Hütte Birkland und der Faschingshaufen Fuchstal der Diskussion um die Landwirtschaft und die Artenvielfalt. Während die Fuchstaler einen Sarg für die Umwelt mitführten und deren Schutz forderten, ergriffen die Faschingsfreunde aus dem Nachbarlandkreis Partei für die Bauern. „Landwirtschaft ist wie Fußball, die, die am wenigsten Ahnung haben, schreien am lautesten“, ließen sie wissen und forderten in der Debatte ein Miteinander, statt eines Gegeneinanders.
Eine gute Stunde dauerte der Umzug, den sich mehr als 1000 Besucher ansahen. Dominik Hahn vom Elferrat war anschließend erleichtert. „Der Zuspruch hat gepasst und das Wetter gehalten.“