Hilfe für Kinder mit Krebs
Die „Gesellschaft für KinderKrebsForschung“aus Geltendorf besteht seit zehn Jahren. Die Organisation sammelt Geld, um Therapien für seltene Tumorarten zu entwickeln. Alles begann, als ein Bub aus Walleshausen schwer krank war
Die „Gesellschaft für KinderKrebsForschung“besteht seit inzwischen zehn Jahren. Das wird am 31. März mit einer Benefizgala im Stadttheater gefeiert.
Landsberg Jedes Jahr erkranken rund 2000 Kinder in Deutschland an Krebs. Doch der Entwicklungsschwerpunkt vieler Pharmafirmen liege oft bei Krebsformen, die im Erwachsenenalter auftreten, denn in dieser Altersspanne erkranken jährlich rund 500000 Menschen. Sie stellen einen viel größeren Markt für die Pharmabranche dar. Besonders Kinder, die an speziellen und nicht oft auftretenden Formen des Krebses erkrankt sind, haben weniger Chance auf Hilfe. Diese Erfahrung hat Prof. Dr. Rupert Handgretinger gemacht. Und oft helfe den kleinen Patienten auch eine Standardtherapie nicht.
Mitzuhelfen, diese Lücke in der medizinischen Versorgung von Kindern mit seltenen Krebserkrankungen zu schließen, hat sich der Verein „Gesellschaft für KinderKrebsForschung“(GKKF) mit Sitz in Geltendorf zum Ziel gemacht. „Wir sammeln Spenden, die wir dann bundesweit Forschungsprojekten zur Verfügung stellen, damit Kindern besser geholfen werden kann“, sagt die Zweite Vorsitzende Tanja Singer aus Schwabhausen. Am Sonntag, 31. März, feiert der Verein im Landsberger Stadttheater mit einer Benefizgala sein zehnjähriges Bestehen.
Gegründet wurde der Verein im Jahr 2009 von Julia Andres. Ihr Sohn Nils war im Alter von drei Jahren an einem Neuroblastom erkrankt, einem bösartigen Tumor mit schlechten Heilungschancen. Nach einer Operation, Chemotherapie und Stammzellentransplantation galt er zunächst als geheilt, doch 2008 kam es dann zu einem Rückfall. „Erst wurden weitere Therapien durchgeführt, aber die halfen nicht“, erzählt Prof. Dr. Rupert Handgretinger, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Tübingen. „Seine Mutter fragte mich danach, ob man sonst noch was für ihn machen kann“, erinnert sich der 64-Jährige. „Ich sagte ihr, dass ich, wenn ich könnte, ihm jetzt noch Antikörper geben würde.“Doch weil für diese kein Geld zur Verfügung stand, sammelten die Eltern von Nils privat 500000 Euro an Spenden, um für ihn und 29 andere Kinder am Universitätsklinikum in Tübingen eine Studie zu einer neuen Antikörpertherapie zu ermöglichen.
„Daraus wurde eine klinische Studie zur Antikörperherstellung gegen die Neuroblastomzellen“, erklärt Handgretinger, der auch Dritter Vorsitzender der GKKF ist. Die Antikörper finden die Tumorzellen und aktivieren das Immunsystem, in dem der Tumor gewachsen ist. Die natürlichen „Killerzellen“können dadurch den Tumor als fremd erkennen und ihn abstoßen. „Die Antikörper werden über sechs bis neun Monate jeweils einmal im Monat verabreicht“, sagt Handgretinger. Inzwischen ist die Studie mit positiven Ergebnissen abgeschlossen. Die Antikörper sind mittlerweile sogar offiziell zugelassen. „Nils ist jetzt 15 Jahre alt und gilt als krebsfrei“, sagt Tanja Singer. „Auch bei den meisten anderen Kindern, die an der Studie teilgenommen haben, konnte eine deutliche Verbesserung des Gesundheitszustandes erzielt werden“, erklärt Handgretinger.
„Nach der Studie hat Julia Andres dann überlegt, weiterzumachen, um auch anderen Kindern zu helfen“, erzählt die 39-jährige Tanja Singer. Der Verein wird von sieben ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern geleitet. Der Vorstand besteht aus Ärzten oder Betroffenen. Jeder von ihnen hat eine Verbindung zu dem Thema Krebs. „Über den Verteiler der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie bekommen wir die Anträge für Forschungen. Unser wissenschaftlicher Beirat entscheidet dann, was forschungswürdig ist und unserem
Schon über eine Million Euro konnten gesammelt werden
Ziel, seltene Krebserkrankungen bei Kindern zu heilen, entspricht“, erklärt Singer. Dieser Beirat besteht aus vier Ärzten unterschiedlicher Kliniken. Der Beirat beurteilt aber nicht nur vorliegende Forschungsanträge, sondern unterstützt den Verein auch auf medizinischer und wissenschaftlicher Ebene.
In den vergangenen zehn Jahren hat die GKKF über eine Million Euro an Spendengeldern gesammelt und direkt an Projekte deutscher Kliniken weitergeleitet. So konnte vielen Kindern mit Krebs geholfen werden, ihre Lebenserwartung zu erhöhen und Therapien verträglicher zu machen. „Das Thema Krebs geht uns schließlich alle etwas an, denn jeder kann daran erkranken“, sagt Handgretinger.
OBenefizgala Das zehnjährige Bestehen der GKKF wird am Sonntag, 31. März, ab 17 Uhr im Landsberger Stadttheater mit einer Benefizgala gefeiert. Ab 17.15 Uhr hält Prof. Dr. Rupert Handgretinger einen Fachvortrag, ab 18 Uhr stehen Tanz, Gesang und Theater auf dem Programm. Karten gibt es unter www.stadttheater-landsberg.de und an der Abendkasse. Alle Einnahmen kommen der GKKF zugute.