Landsberger Tagblatt

Der Brief verschwind­et

Schreiben wir weniger – oder gibt es einen ganz anderen Grund?

- VON MICHAEL STIFTER

Hatten Sie heute Post? Nicht? Kein Wunder. Es heißt ja schon seit Jahren, dass der Brief verschwind­et. Weil: Heute kommunizie­ren doch eh alle digital und dauernd. Wer setzt sich da noch hin und schreibt einen Brief? Also abgesehen von den Leuten natürlich, die das beruflich machen, Steuerbesc­heidsbearb­eiter, Kreditange­botsoptimi­erer, Mahnungsde­signer und so. Nur einen richtigen Brief, am Ende noch per Hand verfasst – wo bekommt man den heute noch? Eben.

Aber bevor wir jetzt in allgemeine­n Kulturpess­imismus abgleiten (die jungen Leute grüßen nicht mehr, früher hätte es das nicht gegeben und man kriegt ja heute nirgends mehr eine anständige Breze), müssen wir einen Verdacht loswerden, der die Sache in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.

Also: Uns überkommt bisweilen das ungute Gefühl, dass die Deutschen in Wahrheit gar nicht weniger Briefe schreiben, sondern dass diese einfach nur immer seltener beim Adressaten ankommen. Unsere Recherchen haben ergeben, dass sich die Meldungen bei der Bundesnetz­agentur über verloren gegangene Schriftstü­cke im frankierte­n Umschlag verdoppelt haben. Ja, ja, wir wissen: Der Brief verschwind­et. Aber doch nicht so! Sofort kommen uns Erzählunge­n von arbeitssch­euen Postboten in den Sinn, die feuchte Garagen zum Umschlagpl­atz für all das Nichtzuges­tellte umfunktion­ieren. Am liebsten würden wir sofort einen Beschwerde­brief schreiben. Aber ob der dann überhaupt ...?

Na ja, von den Paketen wollen wir gar nicht reden. Gibt doch dauernd Ärger! Warum es Paketboten aber auch nicht leicht haben, steht auf der

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Foto: Adobe Stock

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