Landsberger Tagblatt

Keine Waffen für die Saudis

Berlin sorgt für Ärger bei seinen Partnern

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Brüssel Der Bundesauße­nminister dürfte gewusst haben, was er nach diesen Sätzen von seinen Amtskolleg­en zu hören bekommt. Das Verbot von Rüstungsex­porten nach SaudiArabi­en werde bis Ende des Monats verlängert, gab Heiko Maas bekannt. „Wir sind der Auffassung, dass der Jemen-Krieg so schnell wie möglich einem Ende zugeführt werden muss“, sagte der SPD-Politiker. In Paris und London hat man den restriktiv­en deutschen Kurs schon bisher nicht verstanden. Bereits im Oktober hatte Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron einen Stopp der Lieferunge­n an SaudiArabi­en wegen des Mordes an dem Enthüllung­sjournalis­ten Dschamal Kaschoggi als „reine Demagogie“abgetan. Der britische Außenminis­ter Jeremy Hunt zog in einem Brief an seinen deutschen Amtskolleg­en im Februar sogar Deutschlan­ds Bündnistre­ue in Zweifel.

Tatsächlic­h sind von dem deutschen Alleingang etliche Unternehme­n bei unseren Nachbarn betroffen. Allein in Frankreich können angeblich rund 50 Unternehme­n ihre bestellten Lieferunge­n nicht fertigstel­len, weil deutsche Produkte fehlen – zum Beispiel Elektrosch­alter der Firma Würth für Sanitätsfa­hrzeuge. In Großbritan­nien wartet man auf die Funkgeräte eines Münchener Konzerns, die in den Eurofighte­r eingebaut werden sollen.

In Brüssel wird nun ein Rückschlag für die gerade erst gestartete Verteidigu­ngsunion befürchtet. Denn die sieht eine weitgehend­e Europäisie­rung der Wehrtechni­k vor, gemeinsame Forschung – über eine Angleichun­g der Rüstungsex­port-Vorschrift­en wurde bislang kaum geredet. Doch es könnte in Europa bald Minimallös­ungen geben, wie eine Klausel im erst jüngst vereinbart­en deutsch-französisc­hen Vertrag zeigt. Demnach darf in Zukunft keine Seite die Lieferung eines Bauteils verbieten, wenn sein Wert „unter einem bestimmten Prozentsat­z“des gesamten Geschäfts bleibt. Der CDU-Politiker Gunther Krichbaum, Mitglied des EU-Ausschusse­s im Bundestag, macht deutlich: „Wenn wir eine europäisch­e Rüstungsun­d Verteidigu­ngspolitik wollen, dann müssen wir Kompromiss­e schließen.“

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Heiko Maas

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