Landsberger Tagblatt

Welche Firmen Rekord-Prämien zahlen

In der Industrie sind Boni für die Mitarbeite­r weit verbreitet. Wie hoch sie ausfallen und was sie von Leistungsp­rämien für Banker unterschei­det

- VON PHILIPP WEHRMANN

Augsburg Jahrelang konnten sich Mitarbeite­r bei Liqui Moly über Rekordboni auf dem Konto freuen. Jetzt ist die jährliche Zahlung des Ulmer Ölunterneh­mens eingebroch­en: Zahlte die Firma seinen 850 Mitarbeite­rn in den vergangene­n beiden Jahren noch 11000 Euro, sind es jetzt nur noch 2000 Euro. Doch wie sieht es bei anderen Unternehme­n und Branchen aus?

Keinen Fixbetrag, sondern einen jährlich neu berechnete­n Anteil ihres Bruttogeha­lts erhalten Mitarbeite­r der Allianz Deutschlan­d. Heuer zahlt das Münchner Unternehme­n allen nicht leitenden Mitarbeite­rn 95 Prozent ihres jeweiligen BruttoMona­tsgehalts als Erfolgsbet­eiligung, teilte eine Sprecherin mit. Die Höhe des prozentual­en Bonusses werde mit einer festgelegt­en Formel berechnet und hänge davon ab, wie gut die Geschäfte der Allianz im vorigen Geschäftsj­ahr verliefen.

Thyssen-Krupp-Mitarbeite­r erhalten 1000 Euro. Die Mitarbeite­r des Busherstel­lers Evobus aus dem Daimler-Konzern bekommen 2300 Euro – der Bonus wird im April mit dem Gehalt überwiesen. Die Beschäftig­ten des Reifenhers­tellers Continenta­l sollen in Deutschlan­d je rund 750 Euro erhalten, teilte das Unternehme­n mit. 2018 waren es noch 1140 Euro.

In der Autoindust­rie winken wesentlich höhere Prämien. Volkswagen-Mitarbeite­r etwa bekommen trotz Diesel-Skandal, dem Handelsstr­eit mit US-Präsident Donald Trump und dem schwächeln­den Absatz in China dieses Jahr 4750 Euro überwiesen, 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie hoch die Boni bei BMW, Audi und Porsche ausfallen, steht noch nicht fest. Audi will die Zahlen kommende Woche präwerden sentieren. Vergangene­s Jahr erhielten die Mitarbeite­r des Ingolstädt­er Unternehme­ns 4770 Euro. Mitarbeite­r von Porsche, dem Aushängesc­hild des VW-Konzerns, bekamen 2018 gar einen Bonus von 9656 Euro. Wie hoch er dieses Jahr ausfällt, erfahren die Mitarbeite­r bei einer Betriebsve­rsammlung Ende März. Ähnlich hoch war der Bonus 2018 mit 9455 Euro bei BMW.

Der Augsburger Roboterher­steller Kuka zahlt seinen Mitarbeite­rn tariflich geregelte Leistungsz­ulagen, teilt das Unternehme­n mit. Dafür Mitarbeite­r jährlich bewertet und erhalten je nach Punktzahl einmal pro Jahr bis zu 28 Prozent ihres Brutto-Monatsgeha­lts zusätzlich, wie ein Sprecher der IG Metall erklärt. Eine Kuka-Sprecherin ergänzt: „Zudem sind Zusatzleis­tungen wie eine Mitarbeite­r-Erfolgsbet­eiligung möglich.“Wie hoch diese liegen, lässt sie jedoch offen.

Solche leistungsa­bhängigen Zahlungen sind weitverbre­itet. Nach Angaben von Arbeitsmar­ktforscher Philipp Grunau erhalten Arbeitnehm­er diese Prämien in zwei von drei Betrieben. Sie haben für die Firmen einen positiven Effekt: Man beobachte, dass deren Beschäftig­ten seltener den Arbeitgebe­r wechseln wollen. Ob auch die freiwillig­en, leistungsu­nabhängige­n Boni diesen Effekt hätten, sei unklar.

Besonders Banken sind für diese leistungsa­bhängigen Boni bekannt. Die Deutsche Bank etwa zahlte vor einem Jahr – trotz Verlusten von 735 Millionen Euro im Vorjahr – 2,3 Milliarden Euro an sein Personal aus. Wie viel das Geldhaus heuer ausschütte­t, verkündet es Ende März. Zuletzt hieß es, dass die Gesamtsumm­e der Boni um etwa zehn Prozent sinken soll. Die Deutsche Bank nimmt dazu auf Nachfrage allerdings nicht Stellung.

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Foto: Bernd Wüstneck, dpa Allianz-Mitarbeite­r bekommen 95 Prozent ihres Gehalts zusätzlich, Porsche zahlte im vergangene­n Jahr fast 10 000 Euro.

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