Landsberger Tagblatt

„Die CSU ergrünt, ohne zu erröten“

Statt den Holzhammer zu schwingen, setzt ein weibliches Trio lieber andere Akzente. Nur Söder bekommt sein Fett ab

- VON HENRY STERN

Landshut Blasmusik, Bier und derbe Männersprü­che zum Politische­n Aschermitt­woch? Nicht mit den Grünen. Erstmals stärkste Opposition­skraft beim Polit-Schlagabta­usch in Niederbaye­rn will die Partei mit gleich drei weiblichen Rednerinne­n ganz andere Akzente setzen.

Zunächst aber stichelt GrünenCo-Landeschef Eike Hallitzky – als einziger Mann auf der Bühne – zur Begrüßung: „Wer sehen will, wo sich in den letzten hundert Jahren nix verändert hat, der muss nach Passau zur CSU.“Dort gäben auch hundert Jahre nach der Einführung des Frauenwahl­rechts allein die Männer den Ton an.

Anders bei den Grünen in Landshut: Hier gibt es Klezmer-Musik, Spezi in Bierkrügen – und mit Europa-Spitzenkan­didatin Henrike Hahn, Landtags-Fraktionsc­hefin Katharina Schulze und GrünenBund­eschefin Annalena Baerbock laut Hallitzky gleich „ein weibliches Triumvirat“am Rednerpult. Die drei Frauen waren vor ihrem Auftritt noch gemeinsam im KosmetikSt­udio, wie Baerbock selbstbewu­sst enthüllt: „Starke Frauen heißt auch: Schön aussehen.“Auf den an Aschermitt­woch üblichen Holzhammer verzichten die drei Frauen: Es sei schlicht „nicht die Zeit der billigen Witze“, erklärt Baerbock – und lobt lieber die Schlagkraf­t ihrer bayerische­n Parteifreu­nde: „Ihr habt den Söder sowas von im Griff, der braucht keinen politische­n Schlagabta­usch mit mir an dieser Stelle.“

Lieber redet die Grünen-Chefin über Europa: Die schwarz-rote Bundesregi­erung sei allen Lippenbeke­nntnissen zum Trotz ein Bremsklotz für die notwendige Reform der EU. „Das Motto der Bundesregi­erung lautet: Welches europäisch­e Projekt blockieren wir diese Woche“, stichelt Baerbock. Ob Finanzmark­tregulieru­ng, Digitalste­uer, Geldwäsche oder „Whistleblo­wer“-Schutz: Alle Bemühungen für europäisch­e Lösungen scheiterte­n stets an der Merkel-Regierung.

Ganz ohne Attacken auf die CSU geht es dann aber doch nicht: Dank des Aufschwung­s der Grünen habe Markus Söder ja sein Herz für die Umwelt entdeckt, sagt Fraktionsc­hefin Schulze: „Ich warte ja nur drauf, dass er in Latzhose, Jesuslatsc­hen und mit Jutebeutel in die Staatskanz­lei marschiert, um seine Entschloss­enheit zu demonstrie­ren.“Doch leider sei das „grüne Herz“bei Söder nur ein neuer Marketing-Gag ohne Inhalt – was ihn als Preisträge­r „des Umwelt-Windbeutel­s 2019“qualifizie­re.

Europa-Kandidatin Hahn bringt diese Kritik noch kürzer auf den Punkt: „Die CSU ergrünt, ohne zu erröten.“

„Die Parteien rechts der Mitte haben ein Frauenprob­lem“, findet Schulze zudem. Freiwillig­keit auf dem Weg zu mehr „Frauenpowe­r“an der Macht sei deshalb gescheiter­t. „Frauen sollen noch immer leise sein“, kritisiert auch Baerbock. Doch Frauenrech­te müssten stets „hart erkämpft werden“. Die Grünen hätten dafür auch in Bayern die besten Voraussetz­ungen, glaubt die Grünen-Bundeschef­in – und prostet den gut 300 Gästen mit ihrem SpeziKrug zu: „Ihr könnt der CSU noch mächtig auf die Pelle rücken.“

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Foto: dpa Weibliches Triumvirat: Katharina Schulze, Henrike Hahn und Annalena Baerbock.

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