Audi-Chef: Politik muss Druck für E-Autos machen
Schot fordert schnelleren Ausbau der Lade-Infrastruktur und ausreichend Öko-Strom
Altersteilzeit für Top-Manager
Nachdem deutsche Autobauer vehement auf Elektrowagen setzen, fordert Audi-Chef Bram Schot auch Bundes- und Landesregierungen auf, sich intensiver für umweltfreundliche Fahrzeuge einzusetzen. Im Interview mit dieser Redaktion sagte der Manager auf dem Autosalon im schweizerischen Genf: „Jetzt muss aber auch die Infrastruktur zügig ausgebaut werden.“Und er kritisierte: „Die Politik fordert von uns Autobauern, immer strengere Emissionswerte einzuhalten. Das geht nur mit Elektroautos und das auch nur, wenn der Strom zunehmend regenerativ erzeugt wird.“
Schot ist überzeugt, dass Verbraucher sich mit den neuen Autos anfreunden werden: „Ich bin optimistisch, dass die Nachfrage deutlich steigen wird.“Audi setzt massiv auf das Thema und will zwölf neue Elektroautos innerhalb von 24 Monaten auf den Markt bringen. 2025 sollen es 30 E-Modelle sein.
Um den Kraftakt finanziell stemmen zu können, muss der Autobauer Milliarden investieren. Schot warnte daher: „Wir müssen auch wieder mehr Geld verdienen.“Dabei übte er indirekt Kritik an der Geschäftspolitik seines langjährigen Vorgängers Rupert Stadler: „Die Profitabilität war über viele Jahre nicht befriedigend. Mehr Wachstum muss auch mit höherem Gewinn einhergehen.“Warnend meinte der fordernd auftretende Niederländer: „Wir müssen schneller werden und die gleiche Arbeit in 80 Prozent der Zeit erbringen.“
Damit wird klar, was sich der neue Mann an der Spitze des Ingolstädter Autobauers vorgenommen hat: Indem die Leistung pro Mitarbeiter steigen soll und damit auch der Gewinn höher ausfallen würde, wäre mehr Geld für Zukunftsthemen wie die E-Mobilität vorhanden. So erhöht Schot den Druck auf die über 90 000 Beschäftigten, darunter rund 44 000 am Stammsitz in Ingolstadt. Für die Mitarbeiter der deutschen Stammwerke gilt eine Beschäftigungsgarantie bis 2025. So sind Schot die Hände gebunden. Er brachte aber im Interview Altersteilzeit-Regelungen ins Gespräch – und dies gerade für Manager. Der Audi-Boss verweist nämlich darauf, der Autobauer habe in fünf bis sieben Jahren die Zahl der Manager auf rund 2000 in etwa verdoppelt – und das „ohne entsprechend besser zu werden“. Schot übte an dem Zustand massive Kritik: „Das verkraftet ein Unternehmen nicht.“Denn eine so große Manager-Riege erhöhe die Komplexität einer Firma. Dadurch werde sie langsamer.
Anders, als zunächst spekuliert wurde, plant Schot aktuell nicht, Manager in großem Stil zu entlassen. Sein Konzept sieht vielmehr unter anderem vor, dass diese TopFührungskräfte „neue Aufgaben im Konzern übernehmen“.
Der Audi-Chef will als Lehre aus der Diesel-Krise auch die FirmenKultur ändern. So kündigte er an: „Ich möchte ein Unternehmen, in dem die Mitarbeiter ohne Angst, stattdessen voll Mut und Zuversicht arbeiten können.“Seine Philosophie sieht so aus: „Ich brauche die kollektive Intelligenz von allen Mitarbeitern, nicht nur vom Vorstand und dem Top-Management.“Die Zeit sei vorbei, wo einige Manager alleine eine Firma steuern können.
Dabei freut sich Schot über die Rückendeckung von VW- und Audi-Großaktionär Wolfgang Porsche, der kritisiert hatte, Audi habe Speck angesetzt. Zu dessen Äußerungen sagte Schot: „Er hat Klartext geredet. Er ist ein erfahrener Mann.“
Warum Audi Muskeln aufbauen soll und weshalb die Firma laut Schot wie ein Delfin auftreten müsse, lesen Sie in dem Interview auf der