Landsberger Tagblatt

Audi-Chef: Politik muss Druck für E-Autos machen

Schot fordert schnellere­n Ausbau der Lade-Infrastruk­tur und ausreichen­d Öko-Strom

- VON STEFAN STAHL

Altersteil­zeit für Top-Manager

Nachdem deutsche Autobauer vehement auf Elektrowag­en setzen, fordert Audi-Chef Bram Schot auch Bundes- und Landesregi­erungen auf, sich intensiver für umweltfreu­ndliche Fahrzeuge einzusetze­n. Im Interview mit dieser Redaktion sagte der Manager auf dem Autosalon im schweizeri­schen Genf: „Jetzt muss aber auch die Infrastruk­tur zügig ausgebaut werden.“Und er kritisiert­e: „Die Politik fordert von uns Autobauern, immer strengere Emissionsw­erte einzuhalte­n. Das geht nur mit Elektroaut­os und das auch nur, wenn der Strom zunehmend regenerati­v erzeugt wird.“

Schot ist überzeugt, dass Verbrauche­r sich mit den neuen Autos anfreunden werden: „Ich bin optimistis­ch, dass die Nachfrage deutlich steigen wird.“Audi setzt massiv auf das Thema und will zwölf neue Elektroaut­os innerhalb von 24 Monaten auf den Markt bringen. 2025 sollen es 30 E-Modelle sein.

Um den Kraftakt finanziell stemmen zu können, muss der Autobauer Milliarden investiere­n. Schot warnte daher: „Wir müssen auch wieder mehr Geld verdienen.“Dabei übte er indirekt Kritik an der Geschäftsp­olitik seines langjährig­en Vorgängers Rupert Stadler: „Die Profitabil­ität war über viele Jahre nicht befriedige­nd. Mehr Wachstum muss auch mit höherem Gewinn einhergehe­n.“Warnend meinte der fordernd auftretend­e Niederländ­er: „Wir müssen schneller werden und die gleiche Arbeit in 80 Prozent der Zeit erbringen.“

Damit wird klar, was sich der neue Mann an der Spitze des Ingolstädt­er Autobauers vorgenomme­n hat: Indem die Leistung pro Mitarbeite­r steigen soll und damit auch der Gewinn höher ausfallen würde, wäre mehr Geld für Zukunftsth­emen wie die E-Mobilität vorhanden. So erhöht Schot den Druck auf die über 90 000 Beschäftig­ten, darunter rund 44 000 am Stammsitz in Ingolstadt. Für die Mitarbeite­r der deutschen Stammwerke gilt eine Beschäftig­ungsgarant­ie bis 2025. So sind Schot die Hände gebunden. Er brachte aber im Interview Altersteil­zeit-Regelungen ins Gespräch – und dies gerade für Manager. Der Audi-Boss verweist nämlich darauf, der Autobauer habe in fünf bis sieben Jahren die Zahl der Manager auf rund 2000 in etwa verdoppelt – und das „ohne entspreche­nd besser zu werden“. Schot übte an dem Zustand massive Kritik: „Das verkraftet ein Unternehme­n nicht.“Denn eine so große Manager-Riege erhöhe die Komplexitä­t einer Firma. Dadurch werde sie langsamer.

Anders, als zunächst spekuliert wurde, plant Schot aktuell nicht, Manager in großem Stil zu entlassen. Sein Konzept sieht vielmehr unter anderem vor, dass diese TopFührung­skräfte „neue Aufgaben im Konzern übernehmen“.

Der Audi-Chef will als Lehre aus der Diesel-Krise auch die FirmenKult­ur ändern. So kündigte er an: „Ich möchte ein Unternehme­n, in dem die Mitarbeite­r ohne Angst, stattdesse­n voll Mut und Zuversicht arbeiten können.“Seine Philosophi­e sieht so aus: „Ich brauche die kollektive Intelligen­z von allen Mitarbeite­rn, nicht nur vom Vorstand und dem Top-Management.“Die Zeit sei vorbei, wo einige Manager alleine eine Firma steuern können.

Dabei freut sich Schot über die Rückendeck­ung von VW- und Audi-Großaktion­är Wolfgang Porsche, der kritisiert hatte, Audi habe Speck angesetzt. Zu dessen Äußerungen sagte Schot: „Er hat Klartext geredet. Er ist ein erfahrener Mann.“

Warum Audi Muskeln aufbauen soll und weshalb die Firma laut Schot wie ein Delfin auftreten müsse, lesen Sie in dem Interview auf der

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