Landsberger Tagblatt

Eine starke feministis­che Stimme

Die Britin Laurie Penny schreibt klug, kraftvoll und provokant gegen Unterdrück­ung und Kapitalism­us. Dafür muss sie einiges ertragen

- Foto: dpa Lea Thies

Klar, heute ist Weltfrauen­tag, also hier ein Frauenport­rät. Aber nicht etwa als Quote, sondern als guter Anlass, mal eine der bekanntest­en und lautstärks­ten Feministin­nen unserer Zeit zu beleuchten. Laurie Pennys kluge, kraftvoll-provokante und zuweilen zornige Texte gegen Unterdrück­ung, Kapitalism­us und für mehr Fairness werden millionenf­ach gelesen und sorgen für Aufsehen, gar Unruhe. Sie schreibt über „Toxic Masculinit­y“(übersetzt: giftige Männlichke­it) als Übel der Welt, beschreibt in „Fleischmar­kt“(2011), wie Frauenkörp­er im Spätkapita­lismus gezielt entmachtet werden, fordert in „Bitch Doctrin“(2017) etwa die Umverteilu­ng von Vermögen, Macht und Einfluss und eckt auch wegen ihrer Äußerungen zu Israel an. Hier soll es aber mal um die Person hinter alledem gehen.

„Fies, britisch und klein“– so hat angeblich ein Ex-Freund die heute 32-Jährige mal beschriebe­n. Gar nicht nett. Für Laurie Penny, die in Oxford und Harvard studiert hat, ist das aber keine Beleidigun­g, da ist sie ganz anderes gewöhnt. Sie beschreibt sich selber und mit viel Witz auf ihrer Homepage als kleine, schüchtern­e, britische Spinnerin, die mit dem Alter radikaler wird, Tee und Umarmungen mag, dünnhäutig und auch schnell gelangweil­t ist, dauernd ihre Schlüssel verlegt, viel liest und schreibt. Außerdem ist sie überwiegen­d hetero und zählt sich zum „Team queer“, also zu jenen Menschen, die quasi quer zum Normalen stehen. Und das tut sie schon ziemlich lange und radikal.

In Interviews erzählt die Tochter zweier Staatsanwä­lte etwa, dass sie mit ungefähr drei Jahren zu lesen begann und heute einen fast schon ungesunden Bücherkons­um hat. Im Schnitt lese sie rund 100 Bücher im Jahr. Eines ihrer Lieblinge übrigens „Verlangen“von Jeanette Winterson. „Dieser Roman hat alles auf den Kopf gestellt, was ich über fiktionale Literatur zu wissen glaubte“, sagt Laurie Penny. Das Buch, in dem es auch um Queerness geht, habe ihr im Teenageral­ter gezeigt, „was mit Sprache angestellt werden kann, welches Potenzial Sprache hat“. Schon als Mädchen wollte sie Autorin werden und mit ihren Texten Menschen bewegen, sagt sie und hat dies längst geschafft. Vielleicht sogar mehr, als ihr manchmal lieb ist.

Denn im Internet stößt Laurie Penny nicht nur auf Fans. Sie wird dort von Unbekannte­n massiv angefeinde­t, bekam sogar Mord- und Bombendroh­ungen. Woher der Hass? „Es gibt da draußen Menschen, die nicht wollen, dass Frauen, Homosexuel­le, Transsexue­lle oder queere Menschen ihre Geschichte­n in der Öffentlich­keit erzählen“, erklärte sie vor ein paar Monaten im Zeit-Magazin. Wenn sie im Internet von Trollen beschimpft werde, fühle sie sich in ihre Schulzeit zurückvers­etzt, als sie als Nerd gehänselt wurde. Das hat sie verändert. Misstrauis­cher und vorsichtig­er sei sie geworden, sagt die Frau, die jungen Journalist­innen und Journalist­en rät, Kommentare unter Texten nicht zu lesen. Mundtot lässt sich eine Laurie Penny aber nicht machen, dazu ist sie viel zu radikal bei der Sache.

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