Spiel des Jahres in Hamburg
HSV und St. Pauli kämpfen um Aufstieg
Hamburg Der FC St. Pauli hat den „Fußball-Gott“, der Hamburger SV die größere Sehnsucht. „Eine ganze Generation von HSV-Fans hat noch keinen Sieg im Derby gesehen. Es wird Zeit“, betonte HSV-Trainer Hannes Wolf. Denn der letzte Sieg des ehemaligen Bundesliga-Dinos gegen den Stadtnachbarn liegt unglaubliche 17 Jahre zurück (4:0), der letzte Erfolg des Kiezklubs hingegen nur schlappe acht Jahre (1:0). Beide Fanlager gieren am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) im Stadtderby nach einem Punkte-Dreier, doch der Hunger müsste wegen der längeren Leidenszeit beim HSV einen Tick größer sein. Von 20 Aufeinandertreffen in Pflichtspielen gewann der FC St. Pauli lediglich zwei.
Vor dem mit Spannung, Vorfreude, aber auch Sicherheitsbedenken erwarteten Lokalderby am Millerntor schießen sich Vereine und Fans verbal auf den gefühlten Saisonhöhepunkt ein. Man mag sich nicht, lacht herzhaft über die Misserfolge des anderen und wünscht sich gegenseitig so ziemlich jede Schlechtigkeit der Welt an den Hals. Ein Vereinspräsident drückt solcherart Befindlichkeiten vornehmer aus. „Wenn der Fußball-Gott gerecht ist, dann gewinnt der FC St. Pauli und steigt auch vor dem HSV auf, weil man irgendwann auch mal die Quittung bekommen muss für das, was alles schiefgelaufen ist in den letzten Jahren“, sagte St. Paulis Präsident Oke Göttlich.
Alexander Meier, nach fünf Treffern in sechs Spielen wie einst in Frankfurt auch auf St. Pauli als „Fußball-Gott“angehimmelt, hat schon einmal Derby-Luft geschnuppert. 2002 war er Einwechselspieler beim HSV. „Wir haben nicht den Druck, es schaffen zu müssen“, meinte er gelassen zum Aufstiegsthema. Ganz anders acht Kilometer nordwestlich in der Sylvesterallee: Da käme ein verpasster Aufstieg einer Finanzkatastrophe gleich. Ein Jahr 2. Liga reicht dem Fast-immer-Bundesligisten, er benötigt dringend das prallere Bundesliga-TV-Geld. Im Geschäftsjahr 2017/18 drückten den HSV satte 85 Millionen Euro Verbindlichkeiten. In dieser Saison wird er zum neunten Mal in Folge ein sattes Millionenminus schreiben. Die Kiezkicker können frohlocken. Bei ihnen gab es zum siebten Mal nacheinander einen Gewinn.
(dpa)