Beim Zweirad erst mal auf den Motor verzichten
Saisonstart Im Frühjahr können es die Motorradfahrer kaum erwarten, wieder die erste Ausfahrt zu unternehmen. Der Landsberger Rennfahrer Sebastian Arnold gibt Tipps für den Auftakt. Warum weniger am Anfang mehr ist
Landsberg Die Temperaturen steigen, es bleibt länger hell und alle Motorradfahrer dürfte es schon in den Fingern jucken: Endlich wieder die „Maschine“rausholen und die erste Tour machen. Doch gerade das Frühjahr ist eine gefährliche Zeit für die Zweirad-Enthusiasten: Die Autofahrer sind noch nicht an die Motorräder gewöhnt, die Straßenverhältnisse sind nicht immer optimal. Das sollte man bei den ersten Fahrten immer im Hinterkopf haben – aber man kann noch mehr tun, damit es ein sicherer und Start ins Motorradjahr wird, der auch Spaß macht. Sebastian Arnold, Motorradrennfahrer aus Landsberg, der in diesem Jahr wieder bei der deutschen Langstreckenmeisterschaft an den Start geht, hat noch ein paar Tipps parat.
„Viele Fahrer sind über den Winter sportlich weniger aktiv“, sagt Arnold. Da sollte man vor der ersten Ausfahrt ein bisschen was nachholen. „Am besten, man setzt sich erst mal aufs Fahrrad“, ist sein Tipp. Mal ganz abgesehen davon, dass man sich so beim Training auch noch an der frischen Luft befindet, „ist das Radfahren eine gute Vorbereitung“. In Sachen Balance und Kurvenverhalten sei das Radeln dem Motorradfahren sehr ähnlich, ansatzweise auch beim Bremsverhalten. „Auch das Reaktionsvermögen lässt sich so trainieren und der Blick vom Zweirad aus. Und ein Fahrrad hat fast jeder daheim.“
Ehe man die Maschine wieder aus der Garage holt, rät der 29-Jährige allen, erst mal einen genauen Blick auf das Motorrad zu werfen. „Als Erstes würde ich die Reifen kontrollieren. Nicht nur, ob noch genügend Profil drauf ist, sondern auch nach der DOT-Nummer schauen.“Dort steht das Herstellungsjahr, und Rei- fen soll man, auch wenn das Profil noch in Ordnung ist, spätestens nach sieben Jahren wechseln. Wichtig ist auch der Reifendruck. Der Blick auf den Ölstand ist das Nächste – und die Kette wird einer Prüfung unterzogen. „Perfekt wäre es, wenn man das Motorrad aufbocken kann, damit das Hinterrad frei schwebt. Dann das Rad drehen und die Kette beobachten, ob sie vernünftig über den Kettenkranz läuft.“Ist das der Fall, heißt es Reinigen und Schmieren. Da hat Arnold einen Tipp: „Zur Reinigung ich immer Petroleum und einen Lappen, das ist günstig und funktioniert super. Kettenspray gibt es im Laden zu kaufen.“Wer sich technisch etwas auskennt, kann mit einer Taschenlampe auch die Bremsbeläge prüfen, ansonsten das Motorrad schieben – „dabei lässt sich schon feststellen, ob die Bremse am Vorderrad richtig greift“. Diese sei schließlich beim Motorrad die entscheidende. Zum Schluss noch die Beleuchtung, auch die lässt sich gut selbst testen. Wer an den Vorderrad-Stoßdämpfern Öl entdeckt, oder sich nicht sicher ist, ob alles passt, dem rät er zu einem Kurzcheck beim Fachhändler.
Kein Verfallsdatum hat übrigens die Schutzkleidung: „Die Protektoren werden mit der Zeit nicht schlechter“, sagt Sebastian Arnold. Eine ganz andere Sache ist der Helm. Nach fünf bis sieben Jahren werde ein Austausch grundsätzlich empfohlen. Natürlich hat er auch nach einem Sturz ausgedient. „Selbst wenn er einem im Stehen aus der Hand fällt, beispielsweise auf den Bordstein, kann er schon benehme schädigt sein.“Denn der Helm sei so konzipiert, dass er beim ersten Aufprall den größten Schutz biete. „Beim Helm soll man wirklich nicht sparen. Wir Motorradfahrer haben relativ wenig Schutzmöglichkeiten. Da sollte man die, die es gibt, auch nutzen“, so der Rennfahrer.
Ist alles gecheckt und bereit, rät Arnold zu einer ersten Ausfahrt nach dem Motto: „Weniger ist mehr.“Wer schon lange den Führerschein besitze, „wird vorher kaum mehr auf einem Parkplatz Achterfahren üben“. Aber sich eine ruhige Strecke aussuchen und eine Gefahrenbremsung simulieren, würde nicht schaden. „Nach der ersten Ausfahrt sollte man hinterher nicht erledigt sein, sondern Spaß gehabt haben. Gleich an den Gardasee zu fahren, ist nicht optimal. Man muss sich erst langsam wieder an die Abläufe und die Konzentration gewöhnen“, so Sebastian Arnold.
Daran hält sich auch der Motorsportler: Als Langstrecken-Rennfahrer ist er es gewöhnt, stundenlang mit Höchsttempo zu fahren. Aber nicht in den ersten Trainingseinheiten: „Da lege ich rechtzeitig Pausen ein und lieber eine mehr.“
Auch Reifen haben ein Verfallsdatum
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