Die Fans hören weiter Michael Jackson
Missbrauch Radiosender wollen seine Songs verbannen. Das hat Reaktionen gesammelt
Landsberg Weltweit gibt es Diskussionen, ob die Lieder von Michael Jackson noch im Radio gespielt werden sollten. Grund ist eine aktuelle Dokumentation des amerikanischen Fernsehsenders HBO. Sie erzählt die Geschichte zweier Männer, die nach eigenen Angaben im Alter von sieben und zehn Jahren von Jackson sexuell missbraucht worden sein sollen. Unter anderem 22 kanadische Sender, ein niederländischer Sender und der norwegische Rundfunk hatten daraufhin angekündigt, auf Lieder des Musikers zu verzichten. Aber ist es richtig, Michael Jackson, der die Popmusik geprägt hat, aus dem Radio zu verdrängen? Das hat sich in der Landsberger Innenstadt umgehört, wie die Entscheidung der Radiosender bewertet wird.
Jürgen Nies aus Windach hält die Entscheidung für falsch. „Er ist eine unsterbliche Musiklegende. Und soweit ich weiß, war er ein ganz normaler Mensch. Wir haben mehrere Jahre in New York gelebt und kannten eine Frau, die ihm öfter begegnet ist. Sie war Sekretärin bei Sony Music.“Heidrun Nies sieht es ähnlich. „Sollte die Darstellung der Männer stimmen, wäre das nicht zu entschuldigen. Jetzt aber über einen Toten herzuziehen, der sich nicht wehren kann, finde ich auch nicht in
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Ordnung.“Sie selbst war vor vielen Jahren im Frankfurter Waldstadion bei einem Jackson-Konzert. „Es war großartig.“
Auch Andreas Langgartner aus Schondorf hält wenig von der Idee, den King of Pop, wie Michael Jackson auch genannt wurde, aus dem Programm zu nehmen. „Letztlich müssten die Sender dann konsequent sein und viele andere Künstler auch nicht mehr spielen. R. Kelly zum Beispiel steht im Verdacht, dass er Frauen missbraucht haben soll.“Der Musiker wurde durch den Welthit „I Believe I Can Fly“in den 90er-Jahren berühmt.
Langgartners Frau Ina hat – angesprochen auf Michael Jackson – direkt den Song „Billy Jean“im Ohr. Sie teilt die Meinung ihres Mannes und möchte die Songs gerne weiterhin im Radio hören. So geht es auch Christiane Meyer. „Ich kenne die neue Doku nicht, deswegen kann ich dazu nichts sagen. Aber er war ein großer Künstler und mir gefallen die Lieder.“
Wenig von der Idee, Michael Jackson zu verbannen, hält auch Edmund Epple, der die „MusikBuchHandlung Discy“in der Altstadt betreibt. Jacksons Leistungen als Musiker und auf der Bühne seien „außergewöhnlich“gewesen. Was dieser als Mensch erlebt und getan habe, sei etwas anderes. Man müsse die Frage stellen, warum er dafür zu Lebzeiten nicht schon zur Rechenschaft gezogen wurde. „Das Problem heute ist, dass Persönlichkeiten in den Himmel gehoben und dann fallen gelassen werden. Michael Jackson hätte wahrscheinlich zu Lebzeiten mehr Hilfe gebraucht. Er war selbst ein Missbrauchsopfer.“Als Künstler sei er nach wie vor bei seinen Kunden beliebt, so Epple. Vor allem die Alben „Thriller“und „Off the Wall“würden als Schallplatte häufiger nachgefragt.
(chmü)
Wer erinnert sich noch an die Statt Partei? Das war eine kurzzeitig aufblühende bürgerliche Protestpartei. Vor 25 Jahren gründete sie auch im Landkreis Landsberg einen Kreisverband. Vorsitzender wurde Peter Kalus aus Utting. Prof. Dr. Bernd Schünemann aus Eching war Landesvorsitzender.
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