Jubiläum am Penzinger Feld
Das Fachmarktzentrum öffnete vor zehn Jahren seine Pforten. Die Ansiedlung im Landsberger Osten war lange Zeit umstritten, und es gab sogar einen Bürgerentscheid. Wie damalige Gegner das InCenter heute sehen
Vor zehn Jahren wurde das Fachmarktzentrum am Penzinger Feld im Landsberger Osten eröffnet. Was sagen Kunden, Geschäftsleute und Kritiker heute. »
Landsberg 2009 eröffnete das Fachmarktzentrum (FMZ) in Landsberg mit K&L Ruppert, Siemes-Schuhcenter, Media Markt, Obi-Baumarkt, einer Ihle-Filiale, Sport 2000, Big Point und Kaufland. Später kam noch die Daniel-Apotheke hinzu. Bis dahin war es ein weiter Weg. Denn das Projekt war umstritten, negative Konsequenzen für den Einzelhandel in der Innenstadt wurden befürchtet. Eine Studie nährte diese Befürchtungen: Experten der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) gingen 2003 davon aus, dass der Umsatz in der Innenstadt um 7,5 Prozent zurückgehen würde, der im übrigen Stadtgebiet um 17,5 Prozent. Gleichzeitig würde das FMZ auch neue Kunden anziehen, die ein Umsatzplus von 40 Millionen Euro bringen.
Die Landsberger wollten das FMZ: 2003 sprachen sich 59 Prozent bei einem Bürgerentscheid für die Ansiedlung der Geschäfte auf 70 000 Quadratmetern im Lands- berger Osten aus. Bis die rund 19 000 Quadratmeter Verkaufsfläche gebaut werden konnten, dauerte es aber, denn gegen den Bebauungsplan für das Fachmarktzentrum wurde geklagt. Letztendlich eröffneten am 12. März 2009 K&L Ruppert und bis zum 2. April auch die weiteren sechs Unternehmen im InCenter. Nicht nur die Geschäfte im InCenter locken Kunden ans Penzinger Feld – auch die Discounter Aldi und Lidl siedelten sich dort an, es gibt weitere Gewerbebetriebe, und 2010 eröffnete die Landsberger Metzgerei Moser eine Filiale.
Für den geschäftsführenden Gesellschafter beim Media Markt, Thorsten Matthies, ist Landsberg ein „sehr guter“Standort. „Wir haben ein Einzugsgebiet vom Wörthsee bis Kaufbeuren“, beantwortet Matthies die Frage, ob das Fachmarktzentrum neue Kunden von weiter her anlockt. „Das hat geklappt.“Und Matthies schwärmt von seinen Kunden, die treu seien. „Wir haben ein tolles Publikum und ein sehr gutes Feedback.“Umsatzzahlen nennt er nicht, aber wie sich die Zahl der Mitarbeiter entwickelt hat: „Wir haben mit 33 Mitarbeitern angefangen, und jetzt hat der Media Markt Landsberg 57 Mitarbeiter.“
Konkrete Zahlen, wie sich das FMZ auf den Einzelhandel in der Innenstadt ausgewirkt hat, konnte die Stadt gestern nicht liefern. Auch Einzelhandelsreferent Hans-Jürgen Schulmeister weiß kein Beispiel, bei dem eine Geschäftsaufgabe unmittelbar auf die neue Konkurrenz am Stadtrand zurückzuführen war. Der Stadtrat verweist darauf, dass es eine Satzung gebe, die ein innenstadtrelevantes Sortiment definiere, um den Einzelhandel zu schützen. Doch dieses Sortiment müsse überarbeitet werden, da immer wieder Ausnahmen genehmigt würden.
Heinrich Pflanz führt ein Schuhgeschäft mit 400-jähriger Tradition im Vorderen Anger. „Wir kämpfen ums Überleben“, sagt er. Die Umsätze seien eindeutig zurückgegan- gen. „Es war die Kombination Fachmarktzentrum und Erhöhung der Parkgebühren.“Erschwerend für die Einzelhändler komme der sich ausweitende Online-Handel hinzu. Den Slogan der Politik, „Innenstädte stärken“, hält er für Heuchelei. Den Leuten werde es erschwert, in die Innenstadt zu gelangen, verweist er auf die viel diskutierte Parkplatz-Thematik. Die Innenstadt werde immer weniger frequentiert, so seine Einschätzung, auf die das Schuhhaus Pflanz reagiert hat: „Früher waren die Schaufenster bis 22 Uhr beleuchtet, heute wird das Licht schon um 21 Uhr oder früher ausgeschaltet.“
Nach Ansicht des Apothekers Konrad Schmid, der damals Gegner des Projekts war, haben sich keine schwerwiegenden Folgen eingestellt. Seines Wissens hat keine Apotheke in der Innenstadt wegen der FMZ-Konkurrenz geschlossen. Einem Wandel unterliegt aber auch seine Branche, beispielsweise durch den Online-Handel. „Wir waren nicht grundsätzlich gegen das Fach-
Es war ein langer Weg für das Fachmarktzentrum
Es gibt ungefähr 1200 Parkplätze
marktzentrum, wir wollten es nur etwas kleiner haben.“Landsberg habe das Glück, im Speckgürtel von München zu liegen und damit schnell zu wachsen. Dieser Zuzug hat nach Schmids Meinung negative Auswirkungen abgemildert. Aber auch er spricht die Parkplatz-Thematik an: dort im Osten 1200 Plätze und Gebühren in der Innenstadt.
Michael Vivell vom Reisebüro Vivell von der Landsberger Organisation „die Aufmacher“sagt, er sei weder pro noch kontra FMZ. „Masse am Stadtrand und Klasse im Ortszentrum“sei für ihn ein Trend. Die Einzelhandelslandschaft verändere sich. Wichtig sei ein Branchenmix, und auch er ist der Ansicht, dass man sich die Liste des innenstadtrelevanten Sortiments anschauen solle. Für Vivell punkten die Geschäfte in der Innenstadt mit Qualität und Service: „Wir haben hier Top-Geschäfte.“Er höre immer wieder von Kunden, die aus anderen Städten nach Landsberg kämen. „Sie fahren gerne hierher.“»