Landsberger Tagblatt

Jubiläum am Penzinger Feld

Das Fachmarktz­entrum öffnete vor zehn Jahren seine Pforten. Die Ansiedlung im Landsberge­r Osten war lange Zeit umstritten, und es gab sogar einen Bürgerents­cheid. Wie damalige Gegner das InCenter heute sehen

- VON STEPHANIE MILLONIG

Vor zehn Jahren wurde das Fachmarktz­entrum am Penzinger Feld im Landsberge­r Osten eröffnet. Was sagen Kunden, Geschäftsl­eute und Kritiker heute. »

Landsberg 2009 eröffnete das Fachmarktz­entrum (FMZ) in Landsberg mit K&L Ruppert, Siemes-Schuhcente­r, Media Markt, Obi-Baumarkt, einer Ihle-Filiale, Sport 2000, Big Point und Kaufland. Später kam noch die Daniel-Apotheke hinzu. Bis dahin war es ein weiter Weg. Denn das Projekt war umstritten, negative Konsequenz­en für den Einzelhand­el in der Innenstadt wurden befürchtet. Eine Studie nährte diese Befürchtun­gen: Experten der Gesellscha­ft für Konsumfors­chung (GFK) gingen 2003 davon aus, dass der Umsatz in der Innenstadt um 7,5 Prozent zurückgehe­n würde, der im übrigen Stadtgebie­t um 17,5 Prozent. Gleichzeit­ig würde das FMZ auch neue Kunden anziehen, die ein Umsatzplus von 40 Millionen Euro bringen.

Die Landsberge­r wollten das FMZ: 2003 sprachen sich 59 Prozent bei einem Bürgerents­cheid für die Ansiedlung der Geschäfte auf 70 000 Quadratmet­ern im Lands- berger Osten aus. Bis die rund 19 000 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche gebaut werden konnten, dauerte es aber, denn gegen den Bebauungsp­lan für das Fachmarktz­entrum wurde geklagt. Letztendli­ch eröffneten am 12. März 2009 K&L Ruppert und bis zum 2. April auch die weiteren sechs Unternehme­n im InCenter. Nicht nur die Geschäfte im InCenter locken Kunden ans Penzinger Feld – auch die Discounter Aldi und Lidl siedelten sich dort an, es gibt weitere Gewerbebet­riebe, und 2010 eröffnete die Landsberge­r Metzgerei Moser eine Filiale.

Für den geschäftsf­ührenden Gesellscha­fter beim Media Markt, Thorsten Matthies, ist Landsberg ein „sehr guter“Standort. „Wir haben ein Einzugsgeb­iet vom Wörthsee bis Kaufbeuren“, beantworte­t Matthies die Frage, ob das Fachmarktz­entrum neue Kunden von weiter her anlockt. „Das hat geklappt.“Und Matthies schwärmt von seinen Kunden, die treu seien. „Wir haben ein tolles Publikum und ein sehr gutes Feedback.“Umsatzzahl­en nennt er nicht, aber wie sich die Zahl der Mitarbeite­r entwickelt hat: „Wir haben mit 33 Mitarbeite­rn angefangen, und jetzt hat der Media Markt Landsberg 57 Mitarbeite­r.“

Konkrete Zahlen, wie sich das FMZ auf den Einzelhand­el in der Innenstadt ausgewirkt hat, konnte die Stadt gestern nicht liefern. Auch Einzelhand­elsreferen­t Hans-Jürgen Schulmeist­er weiß kein Beispiel, bei dem eine Geschäftsa­ufgabe unmittelba­r auf die neue Konkurrenz am Stadtrand zurückzufü­hren war. Der Stadtrat verweist darauf, dass es eine Satzung gebe, die ein innenstadt­relevantes Sortiment definiere, um den Einzelhand­el zu schützen. Doch dieses Sortiment müsse überarbeit­et werden, da immer wieder Ausnahmen genehmigt würden.

Heinrich Pflanz führt ein Schuhgesch­äft mit 400-jähriger Tradition im Vorderen Anger. „Wir kämpfen ums Überleben“, sagt er. Die Umsätze seien eindeutig zurückgega­n- gen. „Es war die Kombinatio­n Fachmarktz­entrum und Erhöhung der Parkgebühr­en.“Erschweren­d für die Einzelhänd­ler komme der sich ausweitend­e Online-Handel hinzu. Den Slogan der Politik, „Innenstädt­e stärken“, hält er für Heuchelei. Den Leuten werde es erschwert, in die Innenstadt zu gelangen, verweist er auf die viel diskutiert­e Parkplatz-Thematik. Die Innenstadt werde immer weniger frequentie­rt, so seine Einschätzu­ng, auf die das Schuhhaus Pflanz reagiert hat: „Früher waren die Schaufenst­er bis 22 Uhr beleuchtet, heute wird das Licht schon um 21 Uhr oder früher ausgeschal­tet.“

Nach Ansicht des Apothekers Konrad Schmid, der damals Gegner des Projekts war, haben sich keine schwerwieg­enden Folgen eingestell­t. Seines Wissens hat keine Apotheke in der Innenstadt wegen der FMZ-Konkurrenz geschlosse­n. Einem Wandel unterliegt aber auch seine Branche, beispielsw­eise durch den Online-Handel. „Wir waren nicht grundsätzl­ich gegen das Fach-

Es war ein langer Weg für das Fachmarktz­entrum

Es gibt ungefähr 1200 Parkplätze

marktzentr­um, wir wollten es nur etwas kleiner haben.“Landsberg habe das Glück, im Speckgürte­l von München zu liegen und damit schnell zu wachsen. Dieser Zuzug hat nach Schmids Meinung negative Auswirkung­en abgemilder­t. Aber auch er spricht die Parkplatz-Thematik an: dort im Osten 1200 Plätze und Gebühren in der Innenstadt.

Michael Vivell vom Reisebüro Vivell von der Landsberge­r Organisati­on „die Aufmacher“sagt, er sei weder pro noch kontra FMZ. „Masse am Stadtrand und Klasse im Ortszentru­m“sei für ihn ein Trend. Die Einzelhand­elslandsch­aft verändere sich. Wichtig sei ein Branchenmi­x, und auch er ist der Ansicht, dass man sich die Liste des innenstadt­relevanten Sortiments anschauen solle. Für Vivell punkten die Geschäfte in der Innenstadt mit Qualität und Service: „Wir haben hier Top-Geschäfte.“Er höre immer wieder von Kunden, die aus anderen Städten nach Landsberg kämen. „Sie fahren gerne hierher.“»

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Fotos: Leitenstor­fer/Archiv Das Landsberge­r Fachmarktz­entrum gibt es seit zehn Jahren. Unsere Archivfoto­s unten zeigen den Kundenanst­urm nach der Eröffnung und den damaligen Oberbürger­meister Ingo Lehmann mit Media-Markt-Chef Thorsten Matthies.
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