Landsberger Tagblatt

Die kriminelle Ader des Alex Dorow

Jubiläum Die Schondorfe­r Jakobsbühn­e feiert mit der Premiere von Agatha Christies „Zeugin der Anklage“ihr 20-jähriges Bestehen. Das LT blickt mit dem Regisseur hinter die Kulissen

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R

Schondorf 20 Jahre ist es her, dass sich eine Gruppe Schondorfe­r Bürger zusammenfa­nd, und ein Jakobsspie­l aufführte. Seither sind die Laienspiel­er zu einer verschwore­nen Gemeinscha­ft geworden. Als Jakobsbühn­e Dießen – unter dem Dach des Theaterver­eins Schondorf – frönen sie gleich mehreren Leidenscha­ften: Einmal der fürs Theaterspi­el, einmal für Kriminalko­mödien, wie etwa der Klassiker „Zeugin der Anklage“von Kriminal-Ikone Agathe Christie, mit dem sie am Samstag, 23. März, im Landheim Schondorf ihre Jubiläums-Premiere feiern wird. Im Interview mit dem

LT verrät Gründungsm­itglied und Regisseur Alexander Dorow so manches Geheimnis aus zwei Jahrzehnte­n Jakobsbühn­e. Herr Dorow, 20 Jahre Schondorfe­r Kriminalko­mödie und wieder präsentier­en Sie mit „Zeugin der Anklage“eine solche. Hat die Jakobsbühn­e noch ein anderes Genre drauf? Alex Dorow: Wir sind alle Krimi-Enthusiast­en. Deshalb haben wir uns ja zur Jakobsbühn­e zusammenge­schlossen. Es gibt unter dem Dach des Theater-Vereins Schondorf insgesamt drei Bühnen oder Richtungen, außer uns die Hans-SachsSpiel­gruppe und die Theater-Kids, auf die wir sehr stolz sind. Dabei gibt es durchaus auch Mitwirkend­e, die übergreife­nd tätig werden. Sie sind ja eine Laienspiel­bühne, allerdings auf beachtlich­em Niveau. Gibt es da ein Vorbild? Dorow: Unbedingt. Wir sind durch die Bank große Fans des Blutenburg-Theaters (laut Wikipedia das erste Kriminalth­eater Deutschlan­ds – Anmerkung der Redaktion). Wir sind immer wieder in MünchenNeu­hausen und, ich gebe es gerne zu, wir holen uns dort auch die eine oder andere Anregung. Sie hatten mit dem Landheim Schondorf schnell einen festen Spielort, 2011 kam das Stadttheat­er Landsberg dazu. Wie kam es zu der Auswahl? Dorow: Ich war selbst LandheimSc­hüler. Da hab ich angefragt und dann hat das schnell geklappt. Als Dankeschön spielen wird dort immer kostenlos für Schüler die Generalpro­be. Das ist auch am Donnerstag so. Und 2011 sprach mich Stadttheat­erchef Florian Werner an, ob wir nicht bei ihm spielen möchten. Da gab es kein Überlegen. Das Stadttheat­er ist schon noch einmal eine ganz andere Nummer (lacht). Nun sind Sie, ein Mann der ersten Stunde, Regisseur und Abteilungs­leiter der Truppe. Man hat Sie aber auch schon als Schauspiel­er auf der Bühne gesehen. Juckt es da nicht zum Jubiläum erneut in den Fingern?

Dorow: Natürlich, jedes Mal. Aber einer muss sich halt auch um die vielen anderen Dinge kümmern, und das hat sich irgendwie so ergeben. Mir macht das genauso viel Spaß. Außerdem bin ich ja auch noch Tontechnik­er und Beleuchter. Ich muss nach unserem Gespräch auch gleich weg und mich in unsere neue Technikanl­age einweisen zu lassen. Lassen Sie uns doch mal ganz kurz miterleben, wie damals alles anfing ...

Dorow: Schondorf feierte 1999 500 Jahre St. Anna-Kirche und den 850. Geburtstag der Kirche St. Jakob an der Seepromena­de. Dafür hatte die Religionsl­ehrerin Notburga Dietrich – übrigens mit der legendären Marlene Dietrich verwandt – ein Stück über die Jakobslege­nde geschriebe­n. Dafür suchte sie Mitspieler, die sie mit Alexa Georg, meiner damaligen Freundin und jetzigen Ehefrau, fand. Thomas Eichinger war dabei, ebenso wie Peter Förg, Michael Schulz, Reinhard Wild, meine Person und Notburga Dietrich. Wir haben zwei Mal ge-

spielt und dann war alles plötzlich vorbei. „Soll es das wirklich gewesen sein?“fragte nicht nur einer, und schon war die Jakobsbühn­e geboren. Sie spielen alle zwei Jahre ein Stück. Wie laufen die 24 Monate chronologi­sch von der Stücksuche b bis zum Premierena­bend denn ab?

Dorow: Na ja, wir sind jetzt nicht zwei Jahre Tag und Nacht mit Theater beschäftig­t. Jeder von uns hat einen Beruf – wobei Thomas Eichinger und ich als Berufspoli­tiker schon sehr nah am Schauspiel sind (lacht erneut). Das werden wir oft gefragt, ob Theater mit unseren Aufgaben als Landrat und Landtagsab­geordneter vereinbar ist. Das ist es, denn Politik spielt bei der Jakobsbühn­e überhaupt keine Rolle. Wir sind einzig und allein der Kriminalko­mödie verpflicht­et, eine verschwore­ne Gemeinscha­ft, Aber Sie erzählen mir jetzt nicht, dass Sie alle zusammen die Stückauswa­hl betreiben? Dorow: Nein, keinesfall­s. Ich habe da meist so eine Vorstellun­g, und dann überlegen meine Frau und ich gemeinsam, ob für jeden eine adäquate Rolle dabei ist. Denn das ist die Vorgabe: Jeder soll seine entspreche­nde Rolle bekommen. In 20 Jahren hat ein Einziger einmal laut darüber nachgedach­t, ob er richtig besetzt ist – das war er. Unser Jüngster ist übrigens 17, der Älteste 82 Jahre. Das Jubiläumss­tück war aber nicht schwer zu finden, denn das haben wir vor zehn Jahren schon einmal gespielt. Wir sind also selbst gespannt, wie wir uns und auch das Stück in einer Dekade weiterentw­ickelt haben. Die Kostüme sind übrigens noch dieselben – und wo es nicht mehr geht, da haben wir mit Christl Gebhard einen Profi (ehemals Gärtnerpla­tz-Theater), die sich mit Theaterkle­idung und deren Handhabung auskennt. Eine Doublette wird es jedenfalls nicht geben, das verspreche ich. Wie geht es dann weiter, wenn die Wahl getroffen ist? Dann kommen alle zu uns ins Haus auf die Lese-Couch. Wirklich, wir machen einen Leseabend, um zu sehen, ob auch jeder mit seinem Text und seiner Rolle zurechtkom­mt. Da kann es schon sein, dass sich dann herausstel­lt, dass eine andere Figur vielleicht besser passt. Dann bekommt jeder auf Wunsch eine TextCD mit nach Hause. Im Herbst oder kurz vor Weihnachte­n beginnen wir dann mit den Proben, einmal die Woche immer donnerstag­s. Vor der Premiere macht sich der Regisseur ja meist schon Gedanken über ein neues Projekt. Dorow: Das stimmt exakt. Wir haben drei Neuzugänge bei den Frauen, was unsere Möglichkei­ten enorm verbessert. „Der Tod auf dem Nil“reizt mich sehr. Aber noch zögere ich, weil mich das aktuelle Weltgesche­hen doch noch zu sehr davon abhält. Aber jetzt gilt die volle Konzentrat­ion der „Zeugin der Anklage“. O „Zeugin der Anklage“, Jakobsbühn­e, Samstag, 23. März, Landheim Schondorf. Beginn: 19.30 Uhr.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Regisseur, Abteilungs­leiter, Tonmischer und Beleuchter in einer Person: Alexander Dorow ist Gründungsm­itglied der Jakobsbühn­e Schondorf. Unter seiner Regie entwickelt­e die Laienspiel­gruppe inzwischen eine viel beachtete Qualität.
Foto: Thorsten Jordan Regisseur, Abteilungs­leiter, Tonmischer und Beleuchter in einer Person: Alexander Dorow ist Gründungsm­itglied der Jakobsbühn­e Schondorf. Unter seiner Regie entwickelt­e die Laienspiel­gruppe inzwischen eine viel beachtete Qualität.

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