„Fliang ma zum Mond“
S’Maximilianeum Bei der Band „Pam Pam Ida“steppt der Bär. Wie sechs junge Musiker im Landsberger Stadttheater für Stimmung, aber auch Nachdenken sorgen
Landsberg „Contenance!“Gelassenheit? Das zu fordern, war ein vergebliches Unterfangen bei der jüngsten Veranstaltung der Landsberger Kleinkunstbühne s’Maximilianeum. Warum? Ganz einfach: Im Saal des Landsberger Stadttheaters steppte der Bär. Zu Gast war „Pam Pam Ida“, eine zur Zeit absolut angesagte Band aus Sandersdorf, einem oberbayerischen Ort zwischen Ingolstadt und Kelheim.
Die sechs Burschen hatten das Publikum mit ihrer Popmusik, die an die avantgardistische Tradition der 1980er anknüpft, von Beginn an nicht nur im Griff, sondern voll und
Hervorragende Techniker mit perfekt gemischtem Sound
ganz auf ihrer Seite. Da half es kein bisschen, um Ruhe zu bitten, nur weil Andreas Eckert, der bühnenpräsente, fast schon charismatische Kopf der Truppe ein romantischschmalztriefendes Gedicht vortragen wollte. Das bunt gemischte Publikum aller Altersstufen hatte einfach voll auf Aufnahme und Party geschaltet und bekam eine sehr vielseitige Musik geboten.
Dabei ist die Botschaft von Pam Pam Ida bei Weitem nicht nur gute Laune, musikalische Oberflächlichkeit. Beinahe wie zufällig eingestreut, geht es zwischendurch um Dinge wie Umwelt und Ernährungssünden, menschliches Verhalten kommt auf den Prüfstand. Zunächst aber wird einfach Stimmung gemacht, das willige Volk auf Betriebstemperatur gebracht. Der Text ist „schmückendes Beiwerk“, wie Sänger Eckert selbst sagt. Rhythmus, ins Ohr gehende Akkorde bestimmen die Stücke. Musik, von hervorragenden Technikern perfekt gemischt, hat das Sagen. Die Band hatte dafür auf der Bühne ein beeindruckendes Instrumentarium aufgebaut.
Es wimmelte nur so von Tasten-, Zupf- und Blasinstrumenten, die alle im Lauf des Abends zum Einsatz kamen. Dazu kam jede Menge Technik mit herumliegenden Kabeln. Dem Bewegungsdrang der Musiker tat das keinen Abbruch, sie hüpften und tobten teilweise so, dass es einem um die Statik des altehrwürdigen Bürgertheaters Angst werden konnte.
Nach der Pause wurde es zuweilen aber auch recht still im Saal, Betroffenheit breitete sich aus. Zwischen waberndem Nebel und bunten Lichtern wurden Amazon und Konsumzwang angeprangert. Die „Lesung“aus einem Technikprospekt schloss wie in der Kirche, mit „Wort des lebendigen – nein, nicht Gottes, sondern Geldes“. Fleisch kommt auf den Teller, Hauptsache viel und billig – fressen und gefressen werden.
„Mia san ah bloß Viecher“, meint Eckert lapidar, „wia d’Vögel mach ma uns schee.“Was ist zu tun? „Ich habe auch keine Lösung, höchstens einen Denkansatz.“Die Welt ist am Zerbrechen, „aber heit lass ma d’Sau raus!“Also aufstehen, die Hände zum Himmel, „Fliang ma zum Mond“. Da kann kein Tatort mithalten ...