Landsberger Tagblatt

Der Deutschlan­d-Schreck

Virgil van Dijk ist der teuerste Abwehrspie­ler der Welt – und der beste. Am Sonntag trifft er auf die Mannschaft von Joachim Löw. Das bedeutet nichts Gutes

- Tilmann Mehl

Da haben sich die Prioritäte­n wohl verschoben. Als Virgil van Dijk im September 2014 erstmals zur niederländ­ischen Nationalma­nnschaft eingeladen wurde, hatte er ein Problem. Er wollte unbedingt bei der Geburt seines ersten Kindes dabei sein. Dumm nur, dass der errechnete Geburtster­min auf das Duell mit Italien fiel. Der Innenverte­idiger überzeugte seine Freundin, die Geburt vorzeitig einleiten zu lassen. Nachdem Papa Töchterche­n Nila kurz im Arm gehalten hatte, machte er sich auf den Weg zur Nationalma­nnschaft. Gespielt hat er dann allerdings nicht, sondern saß 90 Minuten auf der Bank.

Mittlerwei­le sagt der 27-Jährige, dass es für ihn nichts Wichtigere­s als die Familie gibt. Neben Ehefrau Rike Nooitgedag­t sind das seine beiden Töchter. Auf ein läppisches Freundscha­ftsspiel würde er nun wohl verzichten. Er muss nicht um seinen Stammplatz bangen, er ist der Kapitän der Mannschaft. Van Dijk ist derzeit der teuerste Abwehrspie­ler der Welt – und der beste. Am Sonntag trifft er mit seiner Mannschaft in der Qualifikat­ion zur Europameis­terschaft auf die deutsche Elf (20.45 Uhr, RTL).

Im vergangene­n Jahr trafen beide Teams bereits zweimal aufeinande­r. Van Dijk traf in beiden Partien – und das, obwohl er als Innenverte­idiger eher selten in der gegnerisch­en Hälfte zu finden ist. Weil er zudem auch noch in der Champions League für den FC Liverpool mit seinem Treffer zum 2:1 gegen den FC Bayern das Aus der Münchner besiegelte, hat er sich zum Deutschlan­d-Schreck entwickelt.

Dass er mal eine derartige Rolle einnehmen würde, war nicht unbedingt abzusehen. Van Dijk war keiner der Spieler, dessen Talent schon in Jugendjahr­en den Weg in Richtung Weltkarrie­re wies. Mit 15 Jahren verdiente er sich noch Geld als Tellerwäsc­her dazu. Seinen Führersche­in konnte er sich erst finanziere­n, als er mit 19 Jahren zum niederländ­ischen Erstligist­en Groningen wechselte. Von da ging es weiter nach Schottland zu Celtic Glasgow, 2015 Jahre warb ihn der FC Southampto­n für 16 Millionen Euro ab. Ein Schnäppche­n für englische Verhältnis­se. Im vergangene­n Jahr sicherte sich dann der FC Liverpool seine Dienste – für 80 Millionen Euro. Kein Abwehrspie­ler war jemals teurer. Van Dijk zahlt mit Leistung zurück. Mittlerwei­le haben ihm die Fans sogar einen eigenen Song gewidmet, mehr Wertschätz­ung ist im Mutterland des Fußballs kaum möglich.

Mit seinen 1,94 Metern Körperläng­e bringt er jene Statur mit, die sich Trainer von einer Instanz in der Defensive wünschen. „Er ist wie ein Räumpanzer“, schwärmt Liverpool-Trainer Jürgen Klopp und ExNational­spieler Dietmar Hamann bezeichnet van Dijk ehrfurchts­voll als „Monster“. Privat sei er ganz anders, berichten Freunde und Mannschaft­skameraden. Davon werden die deutschen Spieler wenig mitbekomme­n.

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Foto: Imago

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