Landsberger Tagblatt

Der Buhmann der Netzaktivi­sten

Porträt Der CDU-Europapoli­tiker Axel Voss muss als Zuständige­r für die Urheberrec­htsreform viel aushalten: von Spott im Netz bis zu Morddrohun­gen. In seiner Fraktion wird er geschätzt

- VON DETLEF DREWES

Brüssel Axel Voss muss derzeit eine Menge aushalten. In seinem Bonner Wahlkreisb­üro ging eine Morddrohun­g ein. Auf Plakaten während früherer Demonstrat­ionen gegen die EU-Reform des Urheberrec­htes wird der CDU-Europaabge­ordnete mit dem Satz „Ich habe das Internet kaputt gemacht, ohne etwas davon zu verstehen“beschimpft. Das sei „schwer erträglich“, sagte der 55-Jährige. Voss hat die blanke Wut der Internet-Gemeinde auf sich gezogen, weil er als Berichters­tatter des Europaparl­amentes für die Gesetzesvo­rlage zuständig ist, mit der Großkonzer­ne wie Google gezwungen werden sollen, urheberrec­htlich geschützte Werke auch zu vergüten und nicht nur zu nutzen.

Das wurde häufig von vielen vergessen, die den verheirate­ten Vater von zwei Töchtern, der aus Hameln stammt, eher zum Erfinder der umstritten­en Uploadfilt­er machten. Dabei griff der CDU-Politiker, als er diese Instrument­e befürworte­te, lediglich Verfahren auf, die bei Unternehme­n wie Youtube seit vielen Jahren im Einsatz sind.

Aber Voss lieferte den Gegnern einige Male Vorlagen, als er in öffentlich­en Stellungna­hmen mangelnde technische Kenntnisse offenbarte. Das Netz zog ihn danach durch den Kakao. Immer wieder fanden seine Kritiker Futter für neue Attacken. Als Voss sich bemühte, anschaulic­he Beispiele dafür zu liefern, dass private Nutzer von der Urheberrec­htsreform kaum betroffen seien, stellten sich die zitierten Fälle als unkorrekt und auch jetzt schon verboten raus.

Dabei ist der studierte Jurist und Spezialist für Europa- und Völkerrech­t sowie Internatio­nale Beziehunge­n, der 2009 ins Europäisch­e Parlament kam, schon seit langem als jemand bekannt, der bei Datenschut­zthemen streitbare Positionen vertritt. Als die europäisch­e Abgeordnet­enkammer vor einigen Jahren das Swift-Abkommen über den Austausch von Bankdaten mit den USA zeitweise aussetzte, nannte er das „unverantwo­rtlich“, weil es „auch europäisch­en Ermittlern unverzicht­bare Informatio­nen zur Terrorismu­sbekämpfun­g liefert“.

Anderersei­ts bezeichnet­e er den Zugriff von Drittstaat­en auf europäisch­e Daten als rechtswidr­ig – als Reaktion auf die Enthüllung­en des früheren NSA-Mitarbeite­rs Edward Snowden über die datenhungr­igen US-Geheimdien­ste. Und er war an der Entwicklun­g der von Datenschüt­zern viel gelobten europäisch­en Datenschut­z-Grundveror­dnung beteiligt. Innerhalb seiner Fraktion wird Voss geschätzt, auch weil er sich stets offen für andere Vorschläge zeigt, wie einerseits Urheberrec­hte im digitalen Raum geschützt werden können, ohne anderersei­ts die Freiheit des Netzes einzuschrä­nken. Denn das – so bekräftigt er in Gesprächen im kleinen Kreis – sei natürlich „kein Ziel, das irgendjema­nd“wolle. Auch er nicht.

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Foto: dpa CDU-Politiker Axel Voss.
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