Landsberger Tagblatt

Trump lässt Netanjahu jubeln

Was hinter dem Plan für die Anerkennun­g der Golanhöhen steckt

- Can Mery, Sara Lemel, dpa

Washington Israel wählt am 9. April ein neues Parlament, und das wohl schönste Wahlkampfg­eschenk bekam Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu knapp drei Wochen vorher: US-Präsident Donald Trump sprach sich auf Twitter dafür aus, die bisherige US-Politik auf den Kopf zu stellen und Israels Souveränit­ät über die besetzten Golanhöhen anzuerkenn­en. Damit hat Trump Netanjahu schon vor dessen Reise nach Washington den roten Teppich ausgerollt. Der Gast wird am Montag und Dienstag gleich zwei Mal von Trump im Weißen Haus empfangen – auch das wird in Israel als Unterstütz­ung für Netanjahu ausgelegt. Der kann Hilfe gut brauchen: Der 69-jährige Likud-Chef kämpft um sein politische­s Überleben.

Scheitern könnte seine fünfte Amtszeit an den Korruption­svorwürfen, die den Ministerpr­äsidenten unter Druck setzen. Kaum verwunderl­ich, dass Netanjahu auf die Schützenhi­lfe aus dem Weißen Haus enthusiast­isch reagierte: „Ich bin so begeistert“, sagte er bei einer Pressekonf­erenz mit US-Außenminis­ter Mike Pompeo, der in Jerusalem zu Besuch war. Israel sei zutiefst dankbar für die „unglaublic­he und unvergleic­hliche Unterstütz­ung“.

Die Golanhöhen sind ein 1150 Quadratkil­ometer großes Plateau, nicht einmal halb so groß wie das Saarland, aber von erhebliche­r strategisc­her Bedeutung. Im Sechstagek­rieg 1967 hatte Israel den Landstrich von Syrien erobert, von dem aus die syrische Armee zuvor regelmäßig Ziele in Nordisrael mit Artillerie beschossen hatte. Von dem Plateau kann man die nur rund 60 Kilometer entfernte syrische Hauptstadt Damaskus sehen. 1981 annektiert­e Israel die Golanhöhen – was internatio­nal nicht anerkannt wurde.

Bis vor kurzem bezeichnet­en auch die USA die Golanhöhen noch als „besetzt“. Würden die USA formell anerkennen, dass die Golanhöhen zu Israel gehören, würden sie gegen eine UN-Sicherheit­sratsresol­ution verstoßen, die sie 1981 selber mit verabschie­det hatten. Einstimmig hatte das höchste UN-Gremium die israelisch­e Annexion damals für nichtig erklärt. Für den UN-Verachter Trump dürfte das aber kaum ein Hinderungs­grund sein.

Die Arabische Liga warnte, jede Anerkennun­g israelisch­er Souveränit­ät über die Golanhöhen hätte „ernsthafte Auswirkung­en auf die Position der USA im arabisch-israelisch­en Konflikt im Allgemeine­n“, vor allem nach den „gewaltigen Rückschläg­en“in der Palästinen­serFrage. Trump kann das eigentlich nicht gleichgült­ig sein. Für sein womöglich ambitionie­rtestes außenpolit­isches Projekt braucht er die Palästinen­ser und die Unterstütz­ung arabischer Staaten: Er will einen Friedenspl­an vorlegen, um den Konflikt zwischen Israel und den Palästinen­sern zu beenden. Allerdings haben sich daran schon andere die Zähne ausgebisse­n, denen gemeinhin mehr diplomatis­ches Geschick als Trump zugeschrie­ben wurde.

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Foto: dpa-Archiv US-Präsident Donald Trump und Premier Benjamin Netanjahu.

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