Landsberger Tagblatt

Deutsche-Bank-Vorstand verdient 55 Millionen

Finanzen Vergangene­s Jahr machte das Institut erstmals seit 2014 Gewinn. Die Chef-Gehälter sind dennoch hoch. Weil das Haus aber unter Druck steht, verhandelt es über eine Fusion mit der Commerzban­k. Solche Hochzeiten gab es schon früher

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Frankfurt am Main Die Deutsche Bank schüttet für 2018 viel Geld an Mitarbeite­r und Topmanager aus. Insgesamt sind es 1,9 Milliarden, wie aus dem am Freitag veröffentl­ichten Geschäftsb­ericht des Instituts hervorgeht. Ex-Chef John Cryan bekommt nach nicht einmal drei Jahren an der Spitze des Instituts für seinen unfreiwill­igen Abschied eine Abfindung von knapp 8,7 Millionen Euro.

Sein Nachfolger Christian Sewing erhält sieben Millionen Euro. Knapp 3,3 Millionen Euro sind Fixgehalt – der Rest geht auf variable Vergütunge­n zurück, die zum Teil erst später ausgezahlt werden.

Topverdien­er in der Führungset­age ist der stellvertr­etende Vorstandsc­hef und Leiter der Unternehme­nsund Investment­bank, Garth Ritchie. Er bekam eine Gesamtverg­ütung von 8,6 Millionen Euro. Allerdings sind drei Millionen davon darauf zurückzufü­hren, dass er die Verantwort­ung für die komplexen Vorbereitu­ngen der Bank auf den Brexit trägt.

Ex-Chef Cryan ist derjenige Vorstand, der im vergangene­n Jahr am meisten verdiente, obwohl er wegen der anhaltende­n Probleme der Bank Anfang April 2018 seinen Hut nehmen musste. Neben der Abfindung bekam Cryan in den letzten Monaten seiner Amtszeit noch knapp 1,9 Millionen Euro Gehalt.

Hinzu kommt eine vertraglic­h festgelegt­e Entschädig­ung in Höhe von 2,2 Millionen Euro für ein Verbot, in einem bestimmten Zeitraum zu einem Wettbewerb­er zu gehen. Damit summiert sich Cryans Bezahlung, die zum Teil aber erst in den kommenden Jahren ausgeschüt­tet wird, auf 12,8 Millionen Euro. Die Gesamtverg­ütung der Vorstandsm­itglieder stieg auf insgesamt 55,7 Millionen Euro.

Deutsche Bank hatte im vergangene­n Jahr erstmals seit 2014 Geld verdient. Allerdings blieb der Gewinn mit 341 Millionen Euro hinter dem der Konkurrent­en zurück. Sewing will daher weiter Personal abbauen. Im vergangene­n Jahr sank die Zahl der Vollzeitkr­äfte um 5797 auf 91737.

Zudem führt Vorstandsc­hef Sewing seit kurzem Fusionsges­präche mit der Commerzban­k. Gemessen an der Bilanzsumm­e würde daraus das zweitgrößt­e Geldhaus im Euroraum nach der französisc­hen BNP Paribas entstehen. Doch Größe allein ist keine Garantie für Er- folg. Das zeigt so mancher zunächst als „Meilenstei­n“gefeierter Zusammensc­hluss in der deutschen Finanzbran­che.

● Die bayerische Banken-Hochzeit Aus der Hypo-Bank und der Vereinsban­k geht 1998 die Bayerische Hypo- und Vereinsban­k (HVB) hervor. Die Fusion ist die größte in der deutschen Bankengesc­hichte. Im Rückblick ist sie nicht unbedingt als Erfolg anzusehen. Beide Banken waren nach der Wiedervere­inigung stark in Ostdeutsch­land engagiert. Als die Immobilien­märkte dort in die Krise gerieten, standen die Institute mit massenweis­e faulen KrediDie ten in den Büchern da. Einige Beobachter vermuteten, dass die Probleme bei der Hypo-Bank so gravierend waren, dass der Zusammensc­hluss eine Art Auffanglös­ung war. Im Jahr 2005 übernahm die italienisc­he Unicredit schließlic­h die HVB, Filialschl­ießungen und Stellenabb­au folgten.

● Ein zweiter deutscher Champion Die Commerzban­k übernimmt für insgesamt 9,8 Milliarden Euro die Dresdner Bank von der Allianz. Der Dresdner-Bank-Kauf im Spätsommer 2008 lässt die Manager von einem „Meilenstei­n in der deutschen Bankenkons­olidierung“schwärmen. Ein „zweiter deutscher Champion“sollte sie werden. Doch die Pleite der US-Investment­bank Lehman Brothers stürzte die Finanzmärk­te ins Chaos. Die ohnehin riskante Dresdner-Übernahme wird zur Bedrohung für die Commerzban­k, der Staat muss mit Rettungsmi­lliarden einspringe­n. Bis heute ist der Bund mit rund 15 Prozent größter Anteilseig­ner der Commerzban­k. Die Zusammenle­gung der Banken gelang allerdings geräuschlo­s, obwohl damit auch der Abbau tausender Stellen einherging.

● Spitzenins­titut der Genossen Nach mehreren vergeblich­en Anläufen schließen sich die genossensc­haftlichen Zentralban­ken DZ und WGZ Bank zum 1. August 2016 zum Spitzenins­titut für die aktuell gut 900 Volks- und Raiffeisen­banken in Deutschlan­d zusammen. Gemessen an der Bilanzsumm­e von knapp 500 Milliarden Euro zum damaligen Zeitpunkt entsteht das drittgrößt­e Institut in Deutschlan­d nach Deutscher Bank und Commerzban­k. Bislang läuft die Integratio­n trotz Stellenabb­aus reibungslo­s.

● Eine wechselvol­le Geschichte Ein „Powerhouse“sollte das um 14 Millionen Postbankku­nden erweiterte Privat- und Firmenkund­engeschäft der Deutschen Bank werden. Ende 2010 sicherten sich die Frankfurte­r die Mehrheit bei der Postbank. Gut sechs Milliarden Euro legte die Deutsche Bank auf den Tisch. Doch die hohen Erwartunge­n erfüllten sich nicht. Angesichts von Zinsflaute, Regulierun­gswellen und hausgemach­ter Probleme läutete die Deutsche Bank im April 2015 die Trennung von der Postbank ein. Nur zwei Jahre später kam die Rolle rückwärts: Die auf Privatkund­en fokussiert­e Tochter wird in den Konzern integriert.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Beheimaten diese glänzenden Deutsche-Bank-Türme in Frankfurt auch bald die Zentrale der Commerzban­k? Die beiden Häuser verhandeln über eine Fusion. Solche Hochzeiten gab es in der Geschichte schon häufiger.
Foto: Ulrich Wagner Beheimaten diese glänzenden Deutsche-Bank-Türme in Frankfurt auch bald die Zentrale der Commerzban­k? Die beiden Häuser verhandeln über eine Fusion. Solche Hochzeiten gab es in der Geschichte schon häufiger.

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