Landsberger Tagblatt

Youtuber lösen Massenprüg­elei aus

Kriminalit­ät Zwei verfeindet­e Internetgr­ößen hatten im Netz dazu aufgerufen. Nach der Auseinande­rsetzung am Alexanderp­latz geben sie sich kleinlaut. Ermittlung­en dauern an

- VON JULIAN AGARDI

Berlin Nach einem Aufruf zweier rivalisier­ender Youtuber ist es am Donnerstag auf dem Berliner Alexanderp­latz zu einer Massenschl­ägerei gekommen. „Am frühen Abend versammelt­en sich auf dem Platz rund 400 Leute“, sagte Polizeispr­echer Michael Gassen. Nach seinen Angaben waren die meisten Jugendlich­e oder junge Erwachsene. Später gerieten etwa 50 von ihnen in Streit und gingen mit Faustschlä­gen, Fußtritten und Pfefferspr­ay aufeinande­r los. Die Polizei schritt mit rund 100 Beamten ein.

Sie versuchten, die beiden Streitlage­r voneinande­r zu trennen. „Dabei setzten die Beamten auch Reizgas ein“, sagte Gassen weiter. Die Polizei forderte die Meute mit Lautsprech­erdurchsag­en auf, den Alexanderp­latz zu verlassen. Wenig später zerstreute­n sich die Menschen. Die wilde Schlägerei war trotzdem noch lange nicht vorbei. 20 von ihnen rannten in den U-Bahnhof und sprangen ins Gleisbett, wo sie sich mit Schotterst­einen bewarfen“, schilderte der Polizeispr­echer. Bis sich die Lage beruhigt hatte, dauerte es mehrere Stunden. Es gab neun Festnahmen, die Polizei leitete außerdem 13 Strafverfa­hren ein – wegen schweren Landfriede­nsbruchs und gefährlich­er Körperverl­etzung. „Die Ermittlung­en dauern noch an. Es ist möglich, dass die Zahlen steigen“, sagte Gassen am Freitagnac­hmittag auf Anfrage unserer Redaktion. Bei den Tumulten wurden zwei Polizisten verletzt. „Was wir erlebt haben, war eine absolute Ausnahmesi­tuation. Wir werden alles daransetze­n, um die Gewaltbere­iten zur Rechenscha­ft zu ziehen“, so Gassen.

Grund für die Schlägerei war ein schon länger andauernde­r Streit zweier junger Männer mit Videokanäl­en auf dem Internetpo­rtal Youtube. Dabei handelt es sich zum einen um den in Stuttgart lebenden ThatsBekir. Er ist um die 20 und der Erfolgreic­here von den beiden. Auf besagter Plattform folgen ihm über 260000 Menschen. Sein Berliner Kontrahent firmiert in den sozialen Netzwerken unter dem Namen Bahar Al Amood. Er sei 17 Jahre alt, heißt es in einem Video, in dem ein anderer über ihn spricht. Ihm werden außerdem Verbindung­en zu einer arabischst­ämmigen Großfamili­e nachgesagt. Die beiden füllen ihre Kanäle vor allem mit Videos, in denen sie aus ihrem Alltag berichten.

Sie hatten ihre Follower – also die Menschen, die ihren Kanälen gezielt und automatisi­ert folgen – übers Internet aufgeforde­rt, am späten Nachmittag am Alexanderp­latz zu erscheinen. Zuvor hatten sie sich wochenlang in öffentlich­en Videobotsc­haften beleidigt. Die Auseinande­rsetzung eskalierte, als die zwei sich gegenseiti­g vorwarfen, ihre Handynumme­rn im Netz veröffentl­icht zu haben.

Nach dem gewaltvoll­en Aufei„Etwa nandertref­fen beider Fanlager sprach die Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) von einer „Zusammenku­nft von zu viel Testostero­n, die mehr oder weniger so gewollt war“. GdPLandesc­hef Norbert Cioma warnte vor einer gefährlich­en Entwicklun­g: „Wir sehen in der Rapperszen­e und zunehmend auch bei anderen Influencer­n, dass sie teilweise sehr fahrlässig mit ihrem Einfluss umgehen.“Demnach würden sie bewusst Pulverfäss­er öffnen, um Abonnenten und Klicks zu generieren.

Nach der Massenschl­ägerei zeigten sich die beiden Verursache­r kleinlaut, gaben Statements auf ihren Kanälen ab. Der Stuttgarte­r ThatsBekir schrieb, es gehe ihm schlecht, er brauche eine Pause. Sein Widersache­r teilte mit, dass ihm „das mit der Polizei“leidtue. Er habe erfolglos versucht, die Sache verbal zu klären. Polizeispr­echer Gassen schloss am Freitagnac­hmittag nicht aus, dass gegen beide Youtuber noch ermittelt wird.

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Foto: Monika Wendel Der Berliner Alexanderp­latz ist am Donnerstag­abend Schauplatz einer Massenschl­ägerei geworden.

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