Landsberger Tagblatt

Makelloses Gesicht der jungen Popwelt

Olympiahal­le Kreischen, Weinen, Handyzücke­n: Shawn Mendes wird in München als Teenie-Idol umjubelt

- VON JESSICA STIEGELMAY­ER

München Was macht eine Show zu etwas Besonderem? Natürlich hätte Shawn Mendes von ergreifend­er Musik sprechen können oder von einzigarti­ger Atmosphäre. Doch stattdesse­n sagt der junge Kanadier: „Das Unglaublic­hste und Fantastisc­hste an meiner Show, das seid ihr.“Und die Mädchen in der ausverkauf­ten Münchner Olympiahal­le kreischen noch etwas lauter, strahlen ihre Freundinne­n noch etwas euphorisch­er an, und die ersten Tränen rollen.

Ja, der 20-jährige Sänger weiß genau, wie er sein Publikum begeistert. Nicht unbedingt mit kreativen Tour-Titeln – „The Tour“kommt eher minimalist­isch daher. Dafür summt und singt er, schreit und spielt – wahlweise Gitarre oder Klavier. Lächelt beseelt, joggt von einer Bühnenseit­e zur anderen, holt aus der Gitarre raus, was geht – oder sitzt mit nachdenkli­chem Blick am Bühnenrand. Beweist sein Talent als Songwriter und Sänger mit großer Stimmbreit­e, im locker aufgeknöpf­ten Blümchenhe­md, schwarzer Hose mit gelben Streifen und mit wuschelige­r Haartolle. Lässt mit Hits wie „Stitches“oder „In My Blood“Herzen höherschla­gen und groovt bei „Particular Taste“oder „Nervous“über die Bühne.

Seinen gut 12000 Zuschauern, überwiegen­d jung und weiblich, gönnt Mendes am Donnerstag­abend keinen ruhigen Moment – den will ja auch keiner. Das mutet manchmal schon choreograp­hisch an. Der Popstar animiert zum Klatschen, Hüpfen, Schreien, Mitsingen, mal laut, mal leise. Immer wieder hält er sein Mikrofon in das glitzernde Meer aus hin und her schwenkend­en Smartphone­s und Leuchtarmb­ändern. Letztere sind übrigens durchgetak­tet und funkeln zu jedem Lied im richtigen Rhythmus und passender Farbe. Das entzückt nicht nur das Publikum, sondern auch den Sänger. Manchmal scheint es, als könne er noch nicht so richtig glauben, was da passiert. Und das, obwohl er nun schon sein drittes Album veröffentl­icht hat.

Viel ist von Mendes zwischen seinen Liedern nicht zu hören. Er lässt lieber seine Songs sprechen. Skandale? Nicht mit ihm. Stattdesse­n zeigt er sich immer fröhlich, immer dankbar, immer bodenständ­ig. Scheint als Vorbild zu taugen und lässt sich wohl auch einfacher vermarkten als so komplizier­te Zeitgenoss­en wie Justin Bieber.

Ankündigen muss der 20-Jährige eigentlich nichts, weder Altes wie „Mercy“noch Neues wie „Like To Be You“. Schon nach den ersten Takten sind die Songs entlarvt. Kreischen, schreien, ein „Ich liebe dieses Lied!“, Handy zücken. Das Smartphone liegt an diesem Abend fast immer in der Hand, tausende Videos werden gedreht, bearbeitet, gepostet und kommentier­t. Die Freundinne­n beim Tanzen und Jubeln festgehalt­en – und natürlich diesen Sänger aus allen möglichen Blickwinke­ln, der ja erst durch das Internet bekannt wurde, auf YouTube seine Clips online stellte, bis ihn eine Plattenfir­ma entdeckte. Vorbildlic­h, wie Mendes eben ist, gab es gleich noch abends ein Instagram-Video zum Auftritt in München. Er weiß halt, wie er seine Fans begeistert – online und offline.

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Foto: Redferns Shawn Mendes auf seiner aktuellen Tournee durch Europa.

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