Landsberger Tagblatt

Großer Franke, tapferer Sachse

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Karl der Große soll in seiner Größe hier nicht geschmäler­t werden. Aber er hatte auch einen großen Widersache­r, der erst nach langem Widerstand vor ihm in die Knie ging. Widukind oder auch Wittekind hieß der Widersache­r. Karl war Franke, Widukind war Sachse, genauer: Westfale. Karl war Christ, Widukind war seinem angestammt­en germanisch­en Götterglau­ben treu. Also Heide, um die christlich­e Diktion Karls zu wäh- len. Karl war Eroberer und Missionar. Widukind war Verteidige­r seiner alten Kultur.

Ein klassische­s Konflikt-Szenario. Der Ausgang ist bekannt. Karl, der Franke, gründete ein europäisch­es Großreich, das heute gerne als ein Vorläufer der Europäisch­en Union betrachtet wird. Die Eroberung der Sachsen, die der Schlüssel zur Reichsbild­ung war, endete im Jahr 804 nach zwölf Kriegsjahr­en. Sie geschah so gründlich, dass Karl später nicht nur als Großer in die Geschichte einging, sondern auch als Sachsen-Schlächter. Aber Widukind, der westfälisc­he Herzog, war in seiner Gegenwehr auch nicht zimperlich.

Viel Genaues weiß man nicht über den Mann, dessen Sachsen immer wieder mutige Gegenattac­ken ins fränkische Rheinland wagten. Andere sächsische Adelige, die sich damals Edelinge nannten, machten zwar schon früh mit dem Franken gemeinsame Sache und ließen zu, dass Karl ihr Sachsen seinem Reich einverleib­te. Nicht so Widukind.

Er musste zwischendu­rch nach Dänemark fliehen, kehrte gestärkt zurück und nahm den Kampf gegen die Franken mit neuem Elan auf. Eine für ihn siegreiche Schlacht aber hatte furchtbare Folgen: das Blutgerich­t von Verden. Verlierer Karl soll dort befohlen haben, mehrere tausend Sachsen hinzuricht­en. Bald nach dieser ziemlich überzogene­n Rache geschah das Unglaublic­he: Widukind, der Kämpfer für den alten Glauben, ließ sich taufen. Dazu gibt es die schöne Geschichte vom Bergkirche­ner Quellwunde­r. Die geht so: Der Franke und der Sachse führten Friedensve­rhandlunge­n, die zu einem Religionsd­isput wurden. Widukind verlangte Beweise. Karl ließ sein Pferd mit den Hufen scharren, und siehe da: Es entsprang eine Quelle. Das reichte Widukind als Gottesbewe­is.

Wie auch immer: Er und seine Sachsen wurden Christen. Die ungleichen Völker wuchsen zusammen. Einige Nachfahren führen im Bundesland NordrheinW­estfalen eine politische Vernunfteh­e.

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