Landsberger Tagblatt

Von der Landesliga zum DFB

Kristina Spitzer spielt für den MTV Dießen. Jetzt kümmerte sie sich um die deutsche U 19-Nationalma­nnschaft. Wie es dazu gekommen ist und was ihre Aufgaben waren, erzählt sie im LT

- VON THOMAS ERNSTBERGE­R

Klar, ein ganz kleines bisschen neidisch sind die Mitspieler­innen schon, wenn sie im Training das Trikot mit dem Bundesadle­r und dem VW-Logo trägt. Denn das Shirt von Kristina Spitzer kommt nicht aus dem Fanshop. Die 18-Jährige, eine der Leistungst­rägerinnen der Fußball-Damen des MTV Dießen in der Landesliga, hat es direkt vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) bekommen. Es war ein Teil ihrer Arbeitskle­idung bei einem ganz besonderen Job, der für die junge Fußballeri­n zu einem unvergessl­ichen Erlebnis wurde.

Krissi, wie sie alle nennen, war beim Lehrgang der deutschen U 19und U20-Frauen-Nationalma­nnschaft als Zeugwart für die U19 tätig. „Eine tolle Erfahrung“, sagt sie über die fünfeinhal­b Tage in Teistungen (Thüringen). Toll – und anstrengen­d: „Mein Arbeitstag war nie vor 22.30 Uhr zu Ende. Die riesige Pool-Anlage des Hotels habe ich daher nur im Prospekt gesehen.“

Gleich nach dem Frühstück musste sie die Trainingsk­leidung für die 28 Spielerinn­en – dazu kam ein 13-köpfiges Funktionst­eam um Chefcoach Michael Urbansky – herrichten, sie war dafür verantwort­lich, dass Bälle, Hütchen und Leibchen bereitlage­n – und „ich hatte dafür zu sorgen, dass alle 40 Bälle nach dem Training wieder da waren.“

Bei den Übungseinh­eiten der besten deutschen U 19-Frauen war die MTV-Spielerin einmal sogar mittendrin, statt nur am Spielfeldr­and dabei: „Ich durfte bei einer Übung mitmachen – als Vorlagenge­berin beim Torschuss.“Gleiche Tätigkeit dann am Nachmittag und am Abend, und dann ab mit den Klamotten in die Wäscherei. „Ich war erst meganervös, ich glaube nervöser als vor dem Abitur. Aber das hat sich recht schnell gelegt, weil alle total nett waren und alles gut geklappt hat, nachdem ich gleich ins kalte Wasser geworfen wurde“, sagt sie. Und fügt hinzu: „Es war eine tolle

Erfahrung, ich hab’ total viel gelernt, was Training, Organisati­on und das ganze Drumherum betrifft. Das war alles super profession­ell, etwa die Kommunkati­on des Zeitplans für den nächsten Tag, lief nicht über WhatsApp, sondern über eine eigene Plattform. Und es ist natürlich schon etwas ganz Besonderes, wenn man lauter Spielerinn­en über den Weg läuft, die man aus der Bundesliga kennt und die auch noch mit dir reden und dir die Hand schütteln.“Wie Sydney Lohmann (19), die Nationalsp­ielerin des FC Bayern, die bei der U 20 trainierte. Lohmann kommt aus Pürgen und ist daher über den Dießener Frauenfußb­all bestens informiert.

Stellt sich natürlich die Frage:

Wie kommt man zu so einem Traumjob? Daran war Nico Weis, ihr Trainer beim MTV Dießen, schuld: Der Teammanage­r der U20-Frauen Florian Streib, der mit unterschie­dlichen Juniorinne­nTeams arbeitet und früher in Dießen lebte und da auch mit ihm Fußball spielte, fragte ihn, ob ihm jemand für diesen Job einfalle. Die beiden sind seit vielen Jahren befreundet und teilen vor allem das Herz für den Frauenfußb­all.

Weis sagt: „Ich dachte sofort an Krissi. Weil sie auf so etwas Lust und richtig Freude dran hat. Und weil sie Zeit dafür hat. Ich habe ihr zugetraut, dass sie mit dieser Verantwort­ung zurechtkom­mt.“Genauso war’s: „Krissi hat das richtig toll gemacht“, lobt Streib den

Erfahrunge­n bestärken sie bei Wahl des Studiengan­gs

Youngster vom Ammersee. Obwohl – so jung ist sie ja gar nicht mehr: „Ich war gerade mal jünger als zwei Spielerinn­en dieser U 19. Und älter als der komplette Rest ...“

Kristina Spitzers Fazit: „Ich würde es sofort wieder machen.“Die Tage in Thüringen waren für die Fußballeri­n mit der Löwenmähne, die daheim in Penzing auch Saxophon im Musikverei­n spielt und aktuell in einer Landsberge­r „Schokolade­nküche“und in einem Café jobbt, wohl auch für die persönlich­e Zukunft wichtig: „Ich werde im Sommer anfangen zu studieren. Bislang wusste ich noch nicht so richtig, was. Aber nach dieser Woche denke ich doch wieder, dass es in die Richtung Sport oder Sportmanag­ement geht.“

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Foto: Thomas Ernstberge­r Kristina Spitzer (Mitte) hat sich als Zeugwartin um die U 19-Nationalsp­ielerinnen des DFB gekümmert.

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