Landsberger Tagblatt

Umwelt-Behörde will Spritpreis­e drastisch erhöhen

Diesel 73 Cent teurer, Benzin 47 Cent? Eine Studie sorgt für neuen Zündstoff

- VON STEFAN LANGE

Berlin Eine neue Studie des Umweltbund­esamtes mit teils drastische­n Maßnahmen gegen den Autoverkeh­r feuert die Debatte über das Klimapaket der Bundesregi­erung erneut an. Die Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) unterstell­te Behörde will unter anderem ein Tempolimit von 120 Stundenkil­ometern einführen und die Steuern so weit erhöhen, dass allein dadurch der Liter Diesel bis zum Jahr 2030 um rund 73 Cent und der Liter Benzin um 47 Cent teurer würde. Die Union ist verärgert. „Die Bürger erneut mit Verzicht, Verbot und Verteuerun­g à la Bundesumwe­ltamt in Panik zu versetzen, ist der falsche Ansatz“, erklärte Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU).

Die Studie gibt es bereits seit Juni, sie wurde auf Bitten des Bundesumwe­ltminister­iums aber erst jetzt veröffentl­icht. Union und SPD lag das Papier in den Verhandlun­gen über das Klimapaket vor. Zahlreiche Vorschläge wurden in dem hart umkämpften Kompromiss allerdings nicht berücksich­tigt – die Einführung eines Tempolimit­s beispielsw­eise wäre mit der Union gar nicht zu machen gewesen. Das Gleiche gilt auch für die vom Bundesamt vorgeschla­gene Abschaffun­g der Pendlerpau­schale. Es hält sie für eine „klimaschäd­liche Subvention“. Die Koalitionä­re wollen die Pauschale jedoch für längere Strecken erhöhen, um Pendler zu entlasten.

Beim Kraftstoff würde das Umweltbund­esamt am liebsten richtig zuschlagen, vor allem beim Diesel. Er genießt im Moment einen Steuervort­eil von 18,41 Cent im Vergleich zu Benzin, der nach dem Willen der Behörde nun entfallen soll. Deutlich teurer würde der Kraftstoff auch durch eine hohe CO2-Abgabe und eine Treibhausg­askomponen­te in der Energieste­uer.

„Die Vorschläge des Umweltbund­esamtes sind überzogen“, sagte die CSU-Umweltpoli­tikerin Anja

Weisgerber unserer Redaktion. Wenn die Spritpreis­e so stark steigen, würden die Unterschie­de zwischen einem Leben in der Stadt mit einem guten Nahverkehr­sangebot und auf dem Land immer größer, mahnte Weisgerber, die das Klimapaket mitverhand­elt hat. Mit zu hohen Kraftstoff­preisen oder einer Streichung der Pendlerpau­schale gebe es die Gefahr, „dass wir beim wichtigen Projekt Klimaschut­z die Bürger nicht an Bord behalten“.

Das Umweltmini­sterium erklärte, grundsätzl­ich seien „die in der Studie genannten Maßnahmen geeignet, um die Klimaziele im Verkehrsbe­reich zu erreichen“. Ein Sprecher verwies ausdrückli­ch darauf, dass im Klimapaket eine regelmäßig­e Überprüfun­g der bisherigen Maßnahmen vorgesehen sei und sofort nachgesteu­ert werden müsse, wenn Ziele nicht erreicht würden.

Ab Montag wird das Klimapaket im Vermittlun­gsausschus­s von Bundesrat und Bundestag verhandelt. Die Länderkamm­er hat das Klimapaket gestoppt, weil sie noch Verhandlun­gsbedarf

Söder warnt vor weiteren Verzögerun­gen

unter anderem bei der Mehrwertst­euersenkun­g für Bahn-Fahrkarten sieht. Der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder sagte dazu, Klimaschut­z dürfe keine Zeitverzög­erung haben. „Wir haben das ehrgeizige Ziel, eigentlich noch vor Weihnachte­n ein Ergebnis zu haben“, betonte der CSU-Vorsitzend­e. In den Beratungen gehe es um eine „angemessen­e Beteiligun­g der Länder an der finanziell­en Frage“, denn bislang würden diese einseitig auf Steuerausf­ällen von 2,5 Milliarden Euro in den nächsten Jahren sitzen bleiben.

Mit Blick auf den an diesem Freitag beginnende­n SPD-Parteitag wies Söder alle Forderunge­n zurück, das gesamte Paket noch einmal aufzuschnü­ren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany