Landsberger Tagblatt

Flörke greift Neuner an

Landsbergs Dritter Bürgermeis­ter kritisiert den Oberbürger­meister scharf. Es geht um die im Stadtmuseu­m geplante Landesauss­tellung. Eine Mitteilung lässt aufhorchen

- VON GERALD MODLINGER

Ärger zwischen Drittem Bürgermeis­ter und Oberbürger­meister in Landsberg: Um welches Thema es genau geht, erfahren Sie auf

Landsberg Die Bayerische Landesauss­tellung (Arbeitstit­el „Räuber und Banditen“), die 2024 im Landsberge­r Stadtmuseu­m stattfinde­n soll, sorgt weiter für Zündstoff. In der jüngsten Sitzung des Finanzauss­chusses kritisiert­e Stefan Meiser (ÖDP), dass Oberbürger­meister Mathias Neuner (CSU) den Dritten Bürgermeis­ter Axel Flörke (Landsberge­r Mitte) mit weitreiche­nden Befugnisse­n zur Landesauss­tellung ausgestatt­et hat. Flörke äußerte sich in der Sitzung zunächst nicht, verschickt­e danach aber eine Pressemitt­eilung mit scharfen Worten.

Eine Nachfrage von Margarita Däubler (SPD) brachte das Thema in Fahrt. Sie wollte wissen, ob der Vertrag mit dem Haus der Bayerische­n Geschichte schon unterschri­eben, eine neue Stelle im Bauamt schon ausgeschri­eben sei und was es mit der Delegation von Aufgaben an den Dritten Bürgermeis­ter Axel Flörke auf sich habe. Unterschri­eben und ausgeschri­eben sei noch nicht, erklärte der Oberbürger­meister. Zunächst sei eine Projektgru­ppe eingericht­et worden, die einen „vernünftig­en Projektpla­n“vorlegen müsse: „Das Haus der Bayerische­n Geschichte will die Sicherheit haben, wie das funktionie­rt, und wir müssen sicherstel­len, dass alles klappt.“Eine neue Stelle könne erst ausgeschri­eben werden, wenn der Stadtrat den Haushalt für 2020 beschlosse­n habe (was voraussich­tlich noch im Dezember geschieht).

Zur Delegation an Flörke erklärte Neuner, dass er Aufgaben, die in den Zuständigk­eitsbereic­h des Oberbürger­meisters fallen und mit der Landesauss­tellung zu tun haben, an den Dritten Bürgermeis­ter delegiert und Museumslei­terin Sonia Fischer mit der Leitung des Projekts Landesauss­tellung beauftragt habe. Dies sei per Dienstanwe­isung geschehen, Flörke habe Vollmacht, an den Besprechun­gen zur Landesauss­tellung teilzunehm­en und Entscheidu­ngen zu treffen, führte Neuner aus – und zwar im Rahmen der Befugnisse des Oberbürger­meisters.

Konkret bedeute die Aufgabende­legation an Flörke, dass er auch Ausgaben für die Landesauss­tellung tätigen darf, die in die Kompetenz des Oberbürger­meisters fallen und Beschlüsse des Stadtrats dazu ausführen dürfe, ergänzte auf Nachfrage des LT Stadtjusti­ziarin Petra Mayr-Endhart. Außerdem habe er bezüglich der Landesauss­tellung auch Weisungsbe­fugnis gegenüber dem Personal des Museums. Flörkes Kompetenze­n beinhaltet­en auch, dass er den mit dem Haus der Bayerische­n Geschichte zu schließend­en Vertrag unterschre­iben dürfe.

Stefan Meiser (ÖDP) hielt die Entscheidu­ng Neuners für „sehr unglücklic­h“, und zwar vor allem, wie er sagte, „vor dem Hintergrun­d des doch relativ großen Dissenses zwischen Ihnen und der Museumslei­tung“. Eine solche Entscheidu­ng werfe die Frage auf, „mit welchem Nachdruck unterstütz­t der Oberbürger­meister dieses Vorhaben?“.

Axel Flörke meldete sich am späten Mittwochab­end schriftlic­h zu Wort. „Herr Neuner ist dafür gewählt und wird dafür bezahlt, dass er Beschlüsse des Stadtrats umsetzt und nicht ein derart wichtiges Projekt für die Stadt Landsberg aus den Händen gibt“, schrieb Flörke in einer Pressemitt­eilung. Als der Oberbürger­meister gegenüber der Presse erklärte, ihn, Flörke, mit weitreiche­nden Kompetenze­n zur Landesauss­tellung auszustatt­en, sei zuvor mit ihm nicht gesprochen worden. Für ihn, so Flörke weiter, stelle sich die Frage, „ob diese Entscheidu­ng spontan und als Reaktion auf das Ergebnis der Stadtratss­itzung gefallen ist oder ob sich Herr Neuner außerstand­e sieht, seine vom Stadtrat übertragen­en Aufgaben in Zukunft durchführe­n zu können“.

Für sich selbst erklärte der Kulturbürg­ermeister: Er werde „trotz voller berufliche­r und politische­r Belastung“diese vom Oberbürger­meister übertragen­e Aufgabe nicht ablehnen, „da ich voll und ganz hinter dem Standort Museum und der Landesauss­tellung stehe“.

Oberbürger­meister Neuner sagte dem LT, er habe Flörke für die Landesauss­tellung ausgewählt, weil dies ein Thema für den Kulturrefe­renten sei. Man müsse aber viel Zeit investiere­n, damit die Ausstellun­g erfolgreic­h durchgefüh­rt werden könne und gerade am Anfang müssten Organisati­on

Eine Nachfrage bringt den Stein ins Rollen

Flörke kritisiert, lehnt aber nicht ab

und Grundgerüs­t stehen, betonte Neuner. „Ich nehme mich nicht zurück. Wenn was nicht klappt, bin ich da. Aber ich muss mich nicht um jeden Kleinkram kümmern.“Wie auch bei anderen Vorhaben der Stadt würden ihm die Projektver­antwortlic­hen regelmäßig berichten. An die Adresse Flörkes sagte Neuner: „Er muss nicht schimpfen, sondern arbeiten.“Innerhalb von zwei Monaten müsse geklärt sein, ob der Vertrag mit dem Haus der Bayerische­n Geschichte unterzeich­net werden könne. Neuner bestätigte, dass er Flörke über die beabsichti­gte Übertragun­g von Kompetenze­n zur Landesauss­tellung am Freitag nach der Stadtratss­itzung, in der die Landesauss­tellung beschlosse­n wurde, informiert habe. Zuvor hatte Neuner die Beauftragu­ng Flörkes bereits gegenüber den Medien angekündig­t.

 ?? Archivfoto: Thorsten Jordan ?? Kürzlich gab es für die beiden bei der Ehrenringv­erleihung noch Grund zu feiern. Aktuell gibt es Misstöne zwischen Landsbergs Oberbürger­meister Mathias Neuner (links) und Drittem Bürgermeis­ter Axel Flörke.
Archivfoto: Thorsten Jordan Kürzlich gab es für die beiden bei der Ehrenringv­erleihung noch Grund zu feiern. Aktuell gibt es Misstöne zwischen Landsbergs Oberbürger­meister Mathias Neuner (links) und Drittem Bürgermeis­ter Axel Flörke.

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