Übernahme-Countdown ist vorbei
In der vergangenen Nacht ist das Übernahmeangebot von AMS ausgelaufen. Ob es erfolgreich war, ist erst am Montag klar. Aber es gibt Hinweise, wie es jetzt weitergehen könnte
Augsburg Punkt Mitternacht war Schluss. Um diese Zeit in der vergangenen Nacht endete das Übernahmeangebot des österreichischen Sensorherstellers AMS für den viel größeren Osram-Konzern. Ob es erfolgreich war, wird erst am Montagabend bekannt gegeben. Der Ausgang war bis zuletzt nicht vorherzusehen. Unabhängig vom Ergebnis kann man aber schon einige Aussagen dazu treffen, wie es ab Montag weitergehen dürfte.
AMS hat sein Angebot am 7. November öffentlich gemacht. 41 Euro wollte das Unternehmen über eine extra gegründete Tochtergesellschaft für jede Osramaktie bezahlen. Bedingung war, dass das Unternehmen dadurch in den Besitz von mindestens 55 Prozent der Papiere gelangt. Rund 20 Prozent der Aktien hatte AMS bei der Platzierung des Angebots bereits in seinem Besitz. Laut der jüngsten Pflichtveröffentlichung kamen als Reaktion auf das Angebot bis zum Mittwochabend, 18 Uhr, weitere 15,85 Prozent zusammen.
Es ist nicht ungewöhnlich bei solchen Transaktionen, dass die meisten Papiere erst ganz kurz vor Schluss angedient werden. Doch bei diesem Angebot war alles noch komplizierter. Ein relativ hoher Anteil der Osram-Aktien ist im Streubesitz, das heißt, viele Anleger haben relativ kleine Positionen der Papiere in ihrem Depot. Dazu kommen noch diverse Investmentfonds, die Osrampapiere halten, zum Beispiel weil sie einen Aktienindex wie den Dax nachbilden. Doch wo Rauch ist, ist auch Feuer: Die Monate währende Übernahmeschlacht bei Osram, bei der sich das Unternehmen erst gegen AMS ausgesprochen hat, um dann doch eine Kehrtwende zu unternehmen, hat auch eine Reihe von Hedgefonds auf den Plan gerufen.
Diese Investoren haben erst einmal kein Interesse an den Firmen AMS oder Osram, sondern glauben, durch geschicktes Handeln an der geplanten Transaktion verdienen zu können. Klaus Abel, stellvertretender Aufsichtsratvorsitzender von Osram und Unternehmensbetreuer der IG Metall für die Firma, formuliert es kurz vor dem Ende der Übernahmefrist so: „Was wir im Moment erleben, ist reine Spekulation um den Aktienpreis.“
Nach Schätzungen aus Finanzkreisen hielten diverse Hedgefonds vor Ablauf der Übernahmefrist 35 bis 45 Prozent der Osramaktien. Ihr gemeinsames Interesse war, dass AMS mit seinem Angebot erfolgreich ist – aber nur so knapp wie möglich. Denn wenn AMS die 55 Prozent zusammenbekommen hat, muss die Firma die angedienten Aktien auch kaufen. 55 Prozent der Anteile reichen aber nicht, um bei Osram eine beherrschende Stellung zu bekommen, dafür müssten es schon um die 70 Prozent sein. Das heißt, AMS müsste weitere Papiere kaufen – von den Hedgefonds, die dafür deutlich mehr verlangen würden, als die nun gebotenen 41 Euro.
Wenn das Angebot gescheitert ist, etwa, weil die Fonds sich untereinander nicht einigen konnten, wer wie viele Aktien abgibt, um hernach Kasse zu machen, dürfte der Osramkurs an der Börse nach der Bekanntgabe des Ergebnisses in den Keller rutschen, da an der Börse die Ansicht besteht, dass Osram ohne einen externen Investor Schwierigkeiten hat, die nötige Transformation zu meistern. Damit hätten die Hedgefonds Geld verloren.
Doch wie geht es in diesem Fall weiter für Osram? Und was passiert mit Konzern-Chef Olaf Berlien, wenn der von ihm gestützte Übernahmeversuch scheitert? „Ich habe bisher von der Arbeitnehmerseite keine Signale vernommen, dass es Bestrebungen gibt, Berlien abzulösen“, sagt Abel. Für Osram komme es dann darauf an, einen Ankeraktionär zu finden, der an das Unternehmen glaubt und ihm die Zeit für die nötige Transformation einräumt. So ein strategischer Investor könne sein Aktienpaket nach einigen Jahren und erfolgreichem Umbau, wieder mit Gewinn verkaufen. Damit könnte ein Bieter wieder ins Spiel kommen, der schon vor dem AMS-Abenteuer Interesse an Osram hatte: die US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle.