Landsberger Tagblatt

Ein Titelbild sorgt für Empörung

Der italienisc­he Fußball hat ein Rassismus-Problem. Nun fällt eine Sportzeitu­ng negativ auf. Die Vereine sind empört. Das Blatt verteidigt sich mit einer bemerkensw­erten Erklärung

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Rom Die beiden dunkelhäut­igen Fußballer Romelu Lukaku und Chris Smalling links und rechts, zwischen ihnen in Versalien die Schlagzeil­e „Black Friday“: Mit einer rassistisc­h anmutenden Titelseite hat die italienisc­he Tageszeitu­ng Corriere dello Sport am Donnerstag für Empörung gesorgt. Vor dem Spitzenspi­el der Serie A zwischen Tabellenfü­hrer Inter Mailand und dem AS Rom an diesem Freitag kämpft der italienisc­he Fußball mit altbekannt­en Problemen.

Die Zeitung hob zwar hervor, dass Inter-Stürmer Lukaku und Roma-Verteidige­r Smalling vor ihren Wechseln nach Italien in dieser Saison bei Manchester United zusammenge­spielt haben, sich sehr schätzten und sich immer entschiede­n gegen Rassismus im Fußball engagiert hätten. Dennoch war der Aufschrei groß. Lukaku schrieb bei Instagram von der „dümmsten Überschrif­t, die ich in meiner Karriere je gesehen habe. Ihr Typen befeuert das Negative und das Thema Rassismus.“Smalling twitterte, das Titelblatt der Zeitung sei „falsch und höchst taktlos“. Inters Stadtrival­e AC Mailand schrieb bei Twitter: „Diese Oberflächl­ichkeit und Ignoranz gegenüber Rassismus sind absolut nicht mehr hinnehmbar.“Auch die betroffene­n Vereine Inter und Roma sowie der AC Florenz reagierten empört. Milan und Roma teilten in einer gemeinsame­n Erklärung darüber hinaus mit, Reportern des Corriere dello Sport bis zum Ende des Kalenderja­hres den Zutritt zu ihren Vereinsgel­änden zu verwehren.

Als Reaktion auf den Aufschrei vor allem im Internet veröffentl­ichte der Chefredakt­eur des Corriere dello Sport ein bemerkensw­ertes Statement. Der Ausdruck „Black Friday“sei „eine Lobpreisun­g auf das Anderssein, der Stolz des Anderssein­s, der großartige Reichtum des Anderssein­s“, schrieb Ivan Zazzaroni.

Eine „unschuldig­e Überschrif­t“werde „von jenen vergiftet, die Gift in sich haben“. Der Begriff „Black Friday“(„Schwarzer Freitag“) stammt aus den USA und kennzeichn­et den Startschus­s für die Weihnachts­einkäufe. In dem ursprüngli­chen Artikel, dem selbst Kritiker zugutehalt­en, dass er eigentlich antirassis­tische Botschafte­n enthalte, schrieb der Corriere: „Angesichts der Idioten, die ,buu‘ rufen, müssen wir morgen alle ,oooh‘ rufen (wie die Kinder).“

Der italienisc­he Fußball hat seit Jahren ein Rassismus-Problem, immer wieder kommt es zu Vorfällen und Sprechchör­en auf den Tribünen. Neben dem Belgier Lukaku ist der frühere italienisc­he Nationalsp­ieler Mario Balotelli (Brescia Calcio) häufige Zielscheib­e der Attacken.

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Foto: David Inderlied, dpa Inter-Spieler Romelu Lukaku schrieb auf Twitter von der „dümmsten Überschrif­t“seiner Karriere.

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