Das Energiegeschäft der Stadtwerke floppt
Ausgerechnet bei den Sparten, von denen man sich in Landsberg einst große Gewinne erhoffte, läuft es nicht gut. Welche Forderungen der Finanzausschuss stellt und wie Vorstand Christof Lange auf die Kritik reagiert
Landsberg Mit dem Gewinn aus dem Stromgeschäft das Inselbad und die Parkgaragen zu subventionieren: Das war einmal die Idee, die der Landsberger Stadtrat hatte, als die Stadtwerke 2011 in den Verkauf von Strom und in den Betrieb des Stromnetzes einstiegen. Derzeit geht die Rechnung aber nicht auf. Im nächsten Jahr finden sich im Wirtschaftsplan der Stadtwerke gerade im Energiebereich Minuszeichen. Im Finanzausschuss sah sich Finanzvorstand Christof Lange kritischen Fragen der Stadträte gegenüber.
Nach den Zahlen des Erfolgsplans für 2020 stellt sich die Situation genau anders herum dar, wie man einmal dachte. Größere Gewinne werden nur die klassischen Geschäftsfelder wie Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung bringen. Diese decken damit annähernd die Verluste ab, die Inselbad und Parkgaragen produzieren. Das Energiegeschäft fällt als Verlustausgleich aus: Kleine Gewinne werden nur bei der Stromerzeugung (57400 Euro) und dem Betrieb des Stromnetzes (26000 Euro) erwartet. Der Verkauf von Strom und Gas, der Messstellenbetrieb und die Fernwärmeversorgung sind den Planzahlen zufolge alles Verlustposten – insgesamt summieren sich deren rote Zahlen laut Erfolgsplan auf 256000 Euro.
„Als ich die Planung für 2020 gesehen habe, bin ich insgesamt etwas erschrocken“, kommentierte Stefan Meiser (ÖDP) die Vorlage der Stadtwerke. Er blickte besonders auf das Stromnetz, das die Stadt 2011 erworben hatte. Man habe viel Geld ausgegeben und Anfangsverluste in Kauf genommen, damit man später mit den Gewinnen daraus Bad und Parkgaragen unterstützen könne, brachte Meiser in Erinnerung. Kritisch betrachtete er auch die „Vertriebsmarge“beim Strom, die er auf 0,25 Cent pro Kilowattstunde bezifferte. Dies sei viel zu wenig, um die Kosten zu decken. „Vollkommen erschüttert“sei er auch, dass es den Stadtwerken bislang nicht gelungen sei, in Landsberg den Status eines Grundversorgers zu erreichen.
Grundversorger ist nach dem Energiewirtschaftsgesetz der Versorger, der im jeweiligen Netzgebiet die meisten Haushaltskunden hat. In Landsberg ist dieser das zu den Lechwerken gehörende Elektrizitätswerk Landsberg (EWL). Der Vorteil des Grundversorgerstatus’ liegt darin, dass beim Einzug in eine Wohnung bereits durch das Betätigen eines Lichtschalters ein Liefervertrag mit dem Grundversorger zustande kommt, sofern zu diesem Zeitpunkt kein anderer Vertrag abgeschlossen wurde. Das regelt die Stromgrundversorgungsordnung.
Außerdem liegt der Grundversorgungstarif in der Regel über den üblichen Marktpreisen. Meiser: „Die größten Aktivitäten müssen darin bestehen, nicht einzelne Geschäftskunden zu akquirieren, sondern Grundversorger zu werden.“
Den Gewinneinbruch beim Netzbetrieb erklärte Stadtwerke-Vorstand Christof Lange vor allem damit, dass die Bundesnetzagentur aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase die maximal ansetzbare Eigenkapitalverzinsung abgesenkt habe. Er räumte ein, dass sich die Rentabilität deshalb auch in den kommenden Jahren nicht wesentlich verbessern lasse: „Es ist keine erfreuliche Situation, dass man mittelfristig mit einer Schwarzen Null planen muss.“Auch beim Stromvertrieb sah Lange wenig Möglichkeiten. Er sprach allgemein von hohem „Margendruck“und „Kostendruck“: Man habe aber Maßnahmen ergriffen, um wieder in die Gewinnzone zu kommen. Lange sprach dabei von „klareren Beschaffungsstrukturen“. Man habe seit Juli auch einen neuen Vertriebsleiter, und er sei optimistisch, wieder zu positiven Zahlen zu kommen, der Erfolgsplan für 2020 sei im Übrigen eine „kaufmännisch vorsichtige Darstellung“.
Beim Ziel, Grundversorger zu werden, seien die Stadtwerke „auf
Die Verluste vom Anfang sind geblieben
Die Stadtwerke haben einen Anteil von 15 bis 20 Prozent
einem guten Weg“, führte Lange weiter aus. Er sprach von einem Marktanteil von 15 bis 20 Prozent im Netzgebiet, räumte aber auch ein: „Derzeit haben wir deutlich mehr Kundenzuwächse im umliegenden LEW-Gebiet als im Bereich des eigenen Stromnetzes.“Aber auch aus dem Grundversorgerstatus seien es keine „Millionengewinne, die man erwarten darf“.
Aufs Thema Stromerzeugung kam Dr. Wolfgang Weisensee (Landsberger Mitte) zu sprechen: Zu Investitionen in Energieerzeugungsanlagen finde er im Stadtwerke-Plan für 2020 nichts, stellte er fest. Es habe sich herausgestellt, dass es nicht wie beabsichtigt möglich sei, auf einer Grünfläche an der Franz-Kollmann-Straße im Frauenwald eine Fotovoltaikanlage zu errichten, so Lange. Und weitere Projekte zur Stromerzeugung seien bislang nicht angemeldet worden.