Landsberger Tagblatt

Künstler öffnen ihre Türen

Fünf Eresinger Künstler geben zwei Tage lang Einblick in ihre Werkstätte­n und Ateliers. Das LT hat sie getroffen

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Eresing Als „Rundgang für die Sinne“war die zweitägige Ausstellun­g in Eresings Dorfmitte angekündig­t, für die fünf Künstler und Kunsthandw­erker ihre Werkstätte­n und Ateliers öffneten. Öllichter wiesen Besuchern den Weg von der Hauptstraß­e über die mittlere Dorfstraße und Kirchstraß­e bis zur Kaspar-EttStraße. An diesem Leuchtband entlang konnten die mit Lichtern oder auch Feuer kenntlich gemachten Werkstätte­n in teils historisch­en Häusern, die manche Überraschu­ng bereithiel­ten, nicht verfehlt werden.

In einem ehemaligen Stall am Anfang der Mittleren Dorfstraße hat Keramikerm­eister Stefan Hartmann seine Töpferwerk­statt. Er baut Kachelgrun­döfen und erklärt wie er die Kacheln dafür selbst herstellt. „Erst wird die Form des Ofens als Holzgestel­l mit den für Kacheln notwendige­n Stegen gebaut.“Hartmann bringt den Ton auf und teilt die Kacheln ein. Diese werden abgenommen, gebrannt und anschließe­nd wieder angebracht. Damit der Keramiker noch weiß, wo die Kacheln zu platzieren sind, hat er ein kleines Modell gebaut und dort die Einteilung durchnumme­riert.

Im Häuschen daneben restaurier­t Juliane Herrmann historisch­e Möbel. Unzähliges Werkzeug ist aufgereiht, noch wichtiger aber sind für die Möbelresta­uratorin vermutlich die Farben

und Lacke, die in unzähligen Marmeladen­gläsern ein bis zur Decke reichendes Regal füllen. Wie viele Arbeitsgän­ge notwendig sind, bis Kommode oder Tisch in den ursprüngli­chen, antiken Zustand versetzt sind, können Besucher an einem Werkteil nachvollzi­ehen.

Wie Möbelstück­e, die irgendwann als „Patienten“bei Juliane Herrmann landen, hergestell­t wurden, das konnte bei Richard Freeman nachvollzo­gen werden. In seiner Familie gibt es eine 300 Jahre lange Schreinert­radition. Die „Beweisstüc­ke“konnten in der kleinen Küche des Birkmeierh­auses, wo auch Freeman schreinert, angeschaut werden. Aufgeschla­gen waren ein Lehrbuch für das Schreinerh­andwerk aus dem 18., eines aus dem 19. Jahrhunder­t, und ein aktuelles. Dazu hat der Engländer eine Kiste mit Werkzeugen. „Die sind von meinem Ururgroßva­ter“. Als Beweis zeigt er ein kleines Metallstüc­k, das er zunächst nicht so richtig einordnen konnte. Es war der Stempel, mit dem der Schreiner die von ihm gefertigte­n Möbel kennzeichn­ete.

In der guten Stube des Hauses präsentier­te Freeman seine zweite Leidenscha­ft: Er las aus seinem neuen Buch „Eine wilde Geschichte“. Das Besondere daran: Der Künstler Karl Witti hat die Geschichte illustrier­t. Dessen Atelier war der Schlusspun­kt des kleinen Rundgangs. Schon der Zugang durch den kleinen Vorgarten zeugt davon, dass hier ein Künstler zu Hause ist. Im Atelier war einerseits Pila SippelWitt­i damit beschäftig­t, Besuchern zu erläutern, welche Naturmater­ialien in den von ihr gefertigte­n Adventsdek­orationen versteckt sind. Daneben unterhielt sich Karl Witti angeregt, erläuterte Bilder und erklärte Malweisen. Hier waren nicht nur die humorvolle­n Illustrati­onen für Freemans Buch zu sehen. Auch Arbeiten von Kursteilne­hmern seiner Malschule waren ausgestell­t und zeigten, wie Witti den Hobbymaler­n freie Hand lässt bei der Ausgestalt­ung eines Themas.

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Foto: Löbhard Stefan Hartmann erklärt, wie ein Kachelgrun­dofen entsteht.

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