Die Kinsauer Pfarrkirche ist gesperrt
Die Putzdecke in der Wallfahrtskirche St. Matthäus hat Mängel. Von der Decke könnten Putz- und Stuckteile herabfallen. An Weihnachten müssen die Gläubigen ausweichen
Kinsau Kurzfristig gesperrt werden musste die Pfarrkirche in Kinsau. Es besteht die Gefahr, dass Putz- und Stuckteile von der Decke herabfallen. Das Kirchenschiff darf momentan nicht betreten werden – und das noch bis mindestens Anfang des nächsten Jahres. Lediglich der Chorraum ist noch über die Sakristei zugänglich. Und so müssen die Gläubigen an Heiligabend in eine andere Kirche umziehen.
Die Christmette in der Kirche, die früher einmal eine bedeutende Wallfahrtsstätte war, muss heuer entfallen. Die Messe in der Heiligen Nacht müssen die Kinsauer in einer der anderen Kirchen in der Pfarreiengemeinschaft Lechrain mitfeiern. Bevor die Kirche St. Matthäus wieder geöffnet werden kann, muss erst noch die Putzdecke über dem Langhaus überprüft werden. Es soll sichergestellt werden, dass die Putzdecke noch verkehrssicher ist.
An einer Stelle sind jedenfalls Mängel zutage getreten. Oberhalb der Kanzel hatte der Stuckateur eine Stelle entdeckt, an welcher der Putz nicht mehr haftete. Der Fachmann hatte eine Probefläche überprüft und ein etwa 15 mal 15 Zentimeter großes Stück der Putzdecke geöffnet.
Architekt und Stuckateur raten Kirche zu sperren
Dabei hatte er beginnende Ablösungen festgestellt. In der Kirche hatten Untersuchungen im Hinblick auf mögliche weitere Renovierungsarbeiten stattgefunden. Dabei war auch die Decke überprüft worden, da vor einigen Jahren eine Dachsanierung durchgeführt worden war.
Aufgrund der nun entdeckten Mängel hätten das Bistum Augsburg, der zuständige Architekt und der Stuckateur nun dazu geraten, die Kirche zu sperren, sagt Andreas Wegele, der Verwaltungsleiter der Pfarreiengemeinschaften Lechrain, Vilgertshofen-Stoffen und Fuchstal. „Wir sind dann diesem Rat gefolgt“, sagt Wegele. „Die Sicherheit und die körperliche Unversehrtheit von Personen gehen einfach vor.“Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich zum Beispiel beim Orgelspielen Stücke lösen würden, die dann jemanden treffen könnten.
Voraussichtlich im Januar sollen jetzt die Putzdecke im Langhaus überprüft und die Gefahrenstellen gesichert werden. Heuer ist dies nicht mehr möglich, da dazu erst die
Genehmigung der Denkmalschutzbehörden vorliegen muss. Bis dahin müssen alle Messfeiern im großen Altarraum der Kirche gefeiert werden. Dort werden Stühle aufgestellt. Die Kirchenbesucher können über die Sakristei in den Altarraum gelangen. Die Putzdecke im Chorraum ist bereits überprüft und für in Ordnung befunden worden.
Ob das Langhaus der Kirche dann im Januar schon wieder betretbar sein wird, ist noch unklar. „Wir wollen es so schnell wie möglich wieder öffnen“, sagt Wegele. An Heiligabend wird es in der Pfarrkirche „Heilige Familie“in Rott um 16 Uhr eine Christmette mit Kinderkrippenspiel geben. Die Weihnachtsmesse am 26. Dezember soll jedoch in Kinsau stattfinden. Der Ort soll noch im Weihnachtspfarrbrief bekannt gegeben werden (Beginn soll um 10 Uhr sein).
Die Pfarrkirche St. Matthäus in Kinsau hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die 305 Jahre alte Pfarrkirche war wegen einer weinenden Muttergottes Anfang des 18. Jahrhunderts ein beliebter Wallfahrtsort. Aber die Marienstatue versetzte den Ort auch in Aufruhr. Der Grundstein wurde 1712 gelegt. Am 19. April 1714 wurde das Gotteshaus feierlich eingeweiht. Die Kirche ist die einzige in der Diözese
Augsburg, die dem heiligen Matthäus gewidmet ist.
Zur Wallfahrtskirche wurde der Vorgängerbau bereits im Jahr 1708, nachdem Geschichten über eine weinende Marienstatue, die den Hochaltar in Kinsau schmückt, verbreitet wurden. Scharen von Gläubigen pilgerten nach Kinsau und die damalige Kirche wurde zu klein für die vielen Leute. Die Entscheidung für einen Neubau fiel Anfang des 18. Jahrhunderts. Außer einem kleinen Nebenraum ist von der ursprünglichen Kirche nichts mehr vorhanden. Die neue Kirche, die im Innenraum fast zwölf Meter hoch ist, bietet etwa 200 Sitzplätze.