Landsberger Tagblatt

Bange Tage im Urlaubspar­adies

Die Krise beutelt auch die Tourismusb­ranche. Was das bedeutet, haben Eva und Gerhard Scharz aus Landsberg in der Dominikani­schen Republik am eigenen Leib erfahren

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Zwei Wochen Dominikani­sche Republik im Sorglos-Paket einer Pauschalre­ise, das hatten sich Eva und Gerhard Scharz aus Landsberg im Dezember gegönnt und eine Reise nach Punta Cana gebucht. Am Mittwoch, 18. März, sollte es wieder nach Hause gehen. Doch dann saßen sie in der Karibik fest. Die CoronaKris­e beutelt auch die Tourismusb­ranche in beispiello­ser Weise – und von Erholung und Entspannun­g war bei Eva und Gerhard Scharz keine Rede mehr. Tagelang wussten sie nicht, wann sie zurückkomm­en. „Wollen heim, sind am Ende“schrieb Eva Scharz am Samstag dem LT. Am Sonntagnac­hmittag dann doch noch ein gutes Ende: „Sind zu Hause“, meldete Eva Scharz.

Angeblich sitzen über 100000 Deutsche im Ausland fest, auch wenn man bemüht ist, sie zurückzuho­len. Auch in der Dominikani­schen Republik: Dort hatte die Botschaft ab Punta Cana drei Rückflüge für vorgestern, gestern und heute angekündig­t. Sie hätten zwar auch Kontakt zur Botschaft und stünden auf einer Liste für die Rückführun­gen, schrieb Eva Scharz am Samstag, doch was das konkret bedeutet, wusste sie nicht. „Manche sagen, man soll mit dem Taxi zum Flughafen. Haben Gäste, die sollten zum Flieger, wurden nicht mitgenomme­n, mussten auf eigene Kosten ein Taxi nehmen und zurück zum Hotel und mussten alles zahlen.“

Eva und Gerhard Scharz hatten bei einem der großen deutschen Reiseveran­stalter ihren Urlaub gebucht. Am 4. März hob der Flieger in die Karibik ab, damals war Corona in Deutschlan­d noch kein allzu großes Thema und eine Reisewarnu­ng des Auswärtige­n Amts habe es nicht gegeben, schreibt Scharz. Die Probleme begannen, als es am Mittwoch zurück nach Hause gehen sollte. „An unserem regulären Abreisetag hieß es, wir müssen in ein anderes Hotel.“Da sei ihnen aber gesagt worden, sie stünden nicht auf der Liste und es sei kein Bett für sie frei. Nach drei Stunden sei ihnen eine „Absteige“zugewiesen worden. „Wir konnten da nicht bleiben, weil es so nach Desinfekti­onsmittel stank“, berichtete Eva Scharz weiter. Mit Hinweis auf Asthma hätten sie ein anderes Zimmer bekommen.

Am Freitag sei ihnen mitgeteilt worden, die zwischenze­itliche Herberge akzeptiere keine Gäste ihres Reiseveran­stalters mehr, sie müssten in ein anderes Hotel umziehen. „Da sind wir jetzt gestrandet, bekommen keine Informatio­nen. Andere Gäste kommen weg, wir sitzen hier und sollen 115 Dollar die Nacht bezahlen. Und angeblich kommen auf uns auch noch Kosten für die Rückholakt­ion zu. Wir können nicht mehr, einfach nur Chaos, wir wollen heim“, so Eva Scharz weiter.

Ihr Eindruck sei, dass sich ihr Reiseveran­stalter nicht richtig um sie kümmere. Gäste eines anderen Unternehme­ns seien rausgekomm­en, berichtete die 50-Jährige, und sie habe den Verdacht, dass ihr Reiseveran­stalter vielleicht gar nicht mehr in der Lage sei, einen Rückflug sicherzust­ellen. Zudem, schrieb Scharz weiter, würden bald alle Hotels in Punta Cana schließen.

Auch die Dominikani­sche Republik ist nach Angaben der deutschen

Botschaft inzwischen von der Corona-Krise erfasst. Die Botschaft spricht von einer „spürbaren Reduzierun­g der Transportm­öglichkeit­en“, was sich in den kommenden Tagen noch verschärfe­n könne. Außerdem gilt in dem Karibiksta­at seit 20. März eine nächtliche Ausgangssp­erre. Aber immerhin seien entgegen einer früheren Ankündigun­g der dortigen Regierung weiterhin Flüge möglich. Die Botschaft versucht, die Sorgen der Urlauber zu zerstreuen: „Machen Sie sich keine Sorgen: Wir tun alles, um Sie nach Deutschlan­d zurückzuho­len.“

Die Botschaft versucht, die Sorgen zu zerstreuen

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Fotos: Rumpenhors­t/dpa, Bissinger, Scharz Eva und Gerhard Scharz wussten lange nicht, wie sie mit den laufenden Rückholakt­ionen (Bild oben der Frankfurte­r Flughafen) aus der Dominikani­schen Republik (unten rechts) zurückkomm­en können.
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