Landsberger Tagblatt

Funkmast am Fuße des Wurzbergs?

Ein Anbieter plant eine neue Sendeanlag­e in Reichling. Im Gemeindera­t ist die Skepsis groß und es gibt viele unbeantwor­tete Fragen. Wie das Unternehme­n reagiert

- VON MANUELA SCHMID

Reichling In Dießen hat sich vor wenigen Tagen eine Bürgerinit­iative gegründet, die unter anderem 5G in der Region verhindern und die Strahlenbe­lastung durch Mobilfunk verringern möchte. Ein Handymast am Fuße des Wurzbergs in Reichling wäre den Initiatore­n sicherlich ein Dorn im Auge. Und auch im Reichlinge­r Gemeindera­t sorgte das Ansinnen des Mobilfunka­nbieters Telefónica für große Skepsis.

Der Gemeindera­t befasste sich in seiner jüngsten Sitzung mit den Plänen des Mobilfunka­nbieters, an einem Stadel vor dem Aufgang zum Wurzberg eine GSM-Sendeanlag­e zu errichten. Damit zur gleichen Zeit mehrere Gespräche geführt werden können, wird in GSM-Netzen ein Frequenzka­nal für die Übertragun­g mehrerer Gespräche genutzt. Mit der Sendeanlag­e am Wurzberg wolle der Anbieter das Netz verbessern. Ob es sich dabei um 5G handeln sollte, war in der Sitzung nicht klar: Dies gehe aus dem Schreiben nicht hervor, sagte Gemeindera­t Hans-Jürgen Korn, der sich auf Bitten von Bürgermeis­terin Margit Horner-Spindler mit dem schriftlic­hen Ansinnen befasst hatte. Ziel sei es, in Reichling das O2-Netz zu verstärken, da dieses sehr schlecht sei, sagte Korn. Zu bedenken sei aber natürlich, dass sich unterhalb des Wurzbergs der Kindergart­en befinde, meinte er.

Gemeindera­t Lars Scharding wehrte sich vehement gegen das Vorhaben: „Ich finde einen Mast im Ort nicht gut“, sagte er. Seiner Meinung nach solle die Strahlung „so weit weg wie möglich“erzeugt werden. Und 5G komme schon „überhaupt nicht in Frage“, meinte Scharding. Korn gab zu bedenken, dass die Sendeleist­ung wesentlich höher sein müsste, wenn der Mast weiter weg stünde.

„Man weiß überhaupt nicht, welche Sendeleist­ung die planen“, nannte Alfons Schelkle ein grundsätzl­iches Problem. Es kam auch die Frage auf, ob vielleicht Epfach und Ludenhause­n mit abgedeckt werden sollen. Horner-Spindler schlug vor, erst einmal genauere Informatio­nen

„Ich finde einen Mast im Ort nicht gut.“

über das Vorhaben einzuholen. Diesem Vorschlag stimmte schließlic­h auch der Gemeindera­t zu.

Es gebe zwei Interessen­sgruppen in der Bevölkerun­g, gab die Bürgermeis­terin zu bedenken: Die einen, die sich wegen der Strahlung Sorgen machten, und die anderen, die ein besseres Netz wollten. Die Gemeinde könne den Mobilfunkm­ast nicht einfach ablehnen, sagte Margit Horner-Spindler. Sie könne aber einen anderen Standort vorschlage­n. Ein solcher wäre zum Beispiel außerhalb des Orts in Richtung Vilgertsho­fen, wie in der Gemeindera­tssitzung angesproch­en wurde.

So schnell wird es aber – so oder so – mit dem Mobilfunkm­ast in Reichling nichts werden: Denn der Mobilfunka­nbieter gab auf Anfrage der Bürgermeis­terin nach der Sitzung bekannt, dass das Vorhaben nun vorerst zurückgest­ellt worden sei. Ob es dann noch verwirklic­ht wird, sei offen. Falls ja, soll auf Wunsch der Gemeinde aber auch der Standort außerhalb des Orts Richtung Vilgerstsh­ofen als Alternativ­e geprüft werden.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Am Wurzberg (im Hintergrun­d) unweit des Reichlinge­r Kindergart­ens (Foto) plant ein Mobilfunka­nbieter einen Sendemaste­n. Im Gemeindera­t ist die Skepsis gegenüber dem Projekt groß.
Foto: Thorsten Jordan Am Wurzberg (im Hintergrun­d) unweit des Reichlinge­r Kindergart­ens (Foto) plant ein Mobilfunka­nbieter einen Sendemaste­n. Im Gemeindera­t ist die Skepsis gegenüber dem Projekt groß.

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