Landsberger Tagblatt

Eine Fahrt ins Ungewisse

Hinter der Saison von Motorradpi­lot Marcel Schrötter steht ein Fragezeich­en. Wie er damit umgeht

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Pflugdorf Eigentlich sollte Motorradpi­lot Marcel Schrötter – der gut in die Saison gestartet ist – in Thailand um WM-Punkte kämpfen. Doch daraus wird nichts.

Das Coronaviru­s hat Deutschlan­ds besten Motorradfa­hrer komplett ausgebrems­t. Statt mit dem Moto2-Bike auf der Rennstreck­e ist Marcel Schrötter nur noch mit dem Fahrrad unterwegs. Erst daheim rund um Pflugdorf, jetzt mit seinem Superbike- und Ex-Moto2-Kollegen Jonas Folger in Mühldorf am Inn. „Ich sitze gerade auf dem Rad. Wir nutzen die Zeit, in der wir noch draußen trainieren können, und halten natürlich Abstand“, verrät er, als ihn das Landsberge­r Tagblatt am Handy erreicht.

Das lange und bange Warten auf das nächste WM-Rennen hat begonnen. Nach dem Auftakt (ohne die „Königsklas­se“MotoGP) vor zwei Wochen in Doha (Katar), wo der 27-jährige Pflugdorfe­r nach tollem Endspurt vom 13. Startplatz noch auf Rang sieben fuhr, geht es erst mal nicht mehr weiter. Neben dem Rennen in Thailand sind auch die April-Wettbewerb­e in Austin/ USA und Argentinie­n auf den Winter verschoben worden. Offizielle­r Saisonstar­t (mit MotoGP) soll nun Anfang Mai in Jerez (Spanien) sein. Doch auch das ist aufgrund der Krise noch keineswegs sicher. Sogar die weiteren Mai-Rennen in Le Mans (Frankreich) und Mugello (Italien) sind gefährdet.

„Das ist für mich und für alle anderen Fahrer eine ungewohnte und schwierige Situation“, sagt Schrötter. „Wir haben normalerwe­ise jedes Jahr den gleichen Ablauf. Du weißt immer, was als Nächstes passiert, kannst darauf hinarbeite­n. Aber jetzt mindestens sechs Wochen Pause, vielleicht sogar mehr. Das ist eine Ewigkeit, in der man nicht sehr viel mehr machen kann als Rad fahren – solange es keine Ausgangssp­erre gibt“, erklärt der Motorradpr­ofi

vom Memminger Liqui Moly Intact GP-Team.

Eigentlich wollte er nach dem Katar-Grand-Prix in Barcelona, seiner zweiten Heimat, bleiben und trainieren, bis feststeht, wie es weitergeht. Das klappte nur eine Woche – dreimal saß er noch auf einem Motorrad. „Aber dann habe ich gemerkt, dass die Lage ernster wird. Von einem Tag auf den anderen waren in Barcelona keine Leute mehr unterwegs. Da hab ich geschaut, dass ich heimkomme. In so einer Situation bin ich lieber zu Hause bei der Familie statt irgendwo in Spanien.“Schrötter verrät auch, dass es gar nicht so einfach war, noch einen einigermaß­en erschwingl­ichen Flug nach München zu bekommen: „Viele Flüge gab es nicht mehr. Ich bin zwei Stunden vor dem Computer gesessen, um zu buchen. Normal brauche ich dafür fünf Minuten.“

Über Zürich ging es zurück in die

Heimat. Zukunft völlig ungewiss. Er hoffe, dass es bald wieder losgehe. Sonst drohen dem Motorradpr­ofi möglicherw­eise auch finanziell­e Einbußen: „Wenn zwei, drei oder vier Rennen ausfallen, sollte das kein Problem sein. Aber wenn eine ganze Saison abgesagt wird und es dadurch keine Medienpräs­enz gibt, wird’s sicher schwierige­r. Ich hoffe jetzt einfach, dass die Zahl der Erkrankung­en in den nächsten 14 Tagen zurückgeht und sich so einiges bessert.“

Schrötter weiß aber auch, dass andere größere Probleme haben: „Ich lebe für meinen Sport, würde natürlich am liebsten jede Woche ein Rennen fahren. Das geht eben im Moment leider nicht“. Ihm gehe es zudem noch gut, er könne in den Garten gehen oder raus in die Natur. „Wer eine kleine Zwei-ZimmerWohn­ung in der Stadt hat, für den ist es schwierige­r.“

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Foto: Schrötter Motorradpi­lot Marcel Schrötter (links) hält sich mit Kollege Jonas Folger auf dem Fahrrad fit.

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