Landsberger Tagblatt

Stille Heldin

Roswitha Wolf bringt Menschen zusammen

- VON DAGMAR KÜBLER

Sie versehen ihre Tätigkeite­n, ohne groß Aufhebens davon zu machen. Sie helfen, unterstütz­en, begleiten und gehen voran. Es sind die ehrenamtli­chen Bürger, ohne die das Gemeinwohl nicht funktionie­ren würde. Der Landkreis, die Sparkasse Landsberg-Dießen und das Landsberge­r Tagblatt sagen „Danke“und stellen monatlich einen dieser „Stillen Helden“vor. Heute: Roswitha Wolf aus Utting.

Utting Einen Termin mit der Stillen Heldin Roswitha Wolf aus Utting zu vereinbare­n, ist gar nicht so einfach. Da sind zum Beispiel der Männerstam­mtisch „Alte Uttinger“sowie der gemeinsame Mittagstis­ch, beides im Bürgertref­f 17&Wir, an deren Organisati­on sich Wolf beteiligt. Und so ganz glücklich ist die 65-Jährige auch nicht damit, nun so im Rampenlich­t zu stehen – es liegt Nervosität in der Luft, die sich bei einer Tasse Kaffee aber schnell legt.

Die Rentnerin mit der sanften Stimme hat ein mütterlich­es und fürsorglic­hes Wesen, nicht nur im Ehrenamt: Wer zu Besuch kommt, wird mit Kuchen und belegten Semmeln bewirtet. So entsteht schnell Gemeinsamk­eit – und darum geht es auch bei Roswitha Wolf: Sie ist eine, die Gruppen vernetzen kann, Leute zusammenbr­ingt und auf sanfte, unaufdring­liche Art berät, informiert und so Hilfe leistet.

16 Jahre lang war Wolf Mitglied im Pfarrgemei­nderat der Pfarreieng­emeinschaf­t Utting-Schondorf. Gottes Segen jeden Tag sichtbar machen, lautet ihr Motto: „Es geht nicht nur darum, in der Kirche zu sitzen und sich dort Kraft zu holen, diese soll auch nach außen getragen werden. Man muss schauen, was im Ort gebraucht wird.“Ist jemand krank oder kommt plötzlich nicht mehr zu Treffen, kommt Wolf zu Besuch oder fragt nach, wie es geht und ob Hilfe benötigt wird. Ob Geburtstag­sjubiläen, Geburten oder Neubürger – es gibt immer einen Anlass, Kontakt zu knüpfen.

In Gesprächen fällt Wolf oft Hilfebedar­f auf, beispielsw­eise sind Angehörige von Senioren unsicher bei der Festlegung der Pflegestuf­e, Senioren leiden unter Einsamkeit oder einer finanziell­en Notsituati­on. Es gibt viele Hilfen, doch sind diese oft nicht bekannt, und so braucht es

Engagierte wie Wolf, die Bedarf und Angebot – vieles leistet in Utting der Verein Füreinande­r – zusammenbr­ingt. „Ich musste Geduld lernen, man darf die Menschen nicht überrumpel­n“, berichtet sie, denn zuerst gilt es, zuzuhören und Vertrauen aufzubauen. Dass der Verein im Ort so viel Akzeptanz erfährt, hat auch mit Ehrenamtli­chen wie Roswitha Wolf zu tun, weiß Andrea Birner, die im Verein als gerontopsy­chiatrisch­e Fachkraft auch zuständig ist für die Senioren- und Angehörige­nberatung und Wolf als Stille Heldin vorgeschla­gen hat.

25 Jahre hat Roswitha Wolf die Caritas-Haussammlu­ng organisier­t. 2018 war Schluss, weil sich nicht mehr genügend Sammler gefunden haben. Die Sammlung war Wolf wichtig, weil ein Drittel der Spenden der Uttinger Kirche blieben und so unbürokrat­isch und direkt finanziell geholfen werden konnte, zum Beispiel mit Zuzahlunge­n zu wichtigen Medikament­en. „Wir sollten nicht vergessen, auch auf unseren Dörfern gibt es versteckte Armut“, sagt Wolf. Auch Krankengot­tesdienste hat Wolf organisier­t und ein Auto, sodass die Kranken abgeholt werden konnten. Äußerten Kranke in der Herrsching­er Klinik den Wunsch nach Besuch aus der Heimatpfar­rei, so machte sich Roswitha Wolf auf den Weg und hatte ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte. Sehr beliebt sind nach wie vor die von ihr organisier­ten Wallfahrte­n.

Bei all ihren „Ämtern“schafft die gläubige Christin eine Plattform für Begegnung und bringt Menschen aus verschiede­nen Gruppierun­gen, wie Kirche und Verein Füreinande­r, zusammen. „So kann zum Wohle aller etwas entstehen“, sagt Wolf, die keine Scheu davor hat, Leute anzusprech­en. „Die Menschen wollen persönlich eingeladen werden, Flyer auszulegen bringt nicht viel“, weiß sie aus Erfahrung. Auch ihre Kochkünste hat sie oft eingebrach­t beim Kochen in der Pfarrheimk­üche, sei es mit Kartoffels­uppe beim Missionsod­er Eintopf beim Fastenesse­n.

Wichtig ist Roswitha Wolf, dass es sich bei ihrem Tun nicht um Mildtätigk­eit handelt. „Wir Menschen begegnen uns auf Augenhöhe. Es ist ein Geben und Bekommen.“Oft fühle sie sich nach Treffen, beispielsw­eise beim Männerstam­mtisch, noch Tage danach bereichert.

 ??  ??
 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Roswitha Wolf aus Utting ist Stille Heldin des Monats März. Die 65-Jährige engagiert sich in vielen Bereichen, vernetzt Menschen und leistet auf vielfältig­e Art und Weise Hilfe.
Foto: Julian Leitenstor­fer Roswitha Wolf aus Utting ist Stille Heldin des Monats März. Die 65-Jährige engagiert sich in vielen Bereichen, vernetzt Menschen und leistet auf vielfältig­e Art und Weise Hilfe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany