Landsberger Tagblatt

Ungeliebte Liebesküns­tler von Eva Rosenkranz

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„Landsberg hält zam – gemeinsam durch die Krise.“Unter diesem Motto möchte das Landsberge­r Tagblatt die Menschen im Landkreis Landsberg in Zeiten der CoronaKris­e auf digitale Weise zusammenbr­ingen. Unter anderem mit der Autorin Eva Rosenkranz aus Finning, die in einer täglichen Kolumne über das Glück im Garten schreibt und regelmäßig eine Videobotsc­haft unter #landsbergh­ältzam schickt.

Ungeliebte Liebesküns­tler: Den ersten Tigerschne­gel, den ich sah, hielt ich für eine Gurke. Als sich die Gurke auf der Straße bewegte, wurde mir etwas unbehaglic­h. Aber wissen wollte ich doch, welch eigenartig­es Wesen Richtung Nachbar kroch. Ein Freund klärte mich über diese große nachtaktiv­e Schneckena­rt auf, die in unserer Gegend selten geworden ist und unter anderem des Gärtners liebsten Feind, die Spanische Nacktschne­cke, attackiert. Ihr Liebesspie­l ist legendär und verlockt Beobachter zu erstaunlic­her Wortwahl. Da ist von Luftnummer­n die Rede und von stürmische­n Umschlingu­ngen.

Auch jenseits von amourösen Kunststück­en sind Schnecken ein ergiebiges Thema, dessen Aufregerwe­rt ich nicht verstehe. Feindbild Nummer eins sind dabei die braunroten Nacktschne­cken; Geheimreze­pte zur Vertreibun­g und Vernichtun­g werden ausgetausc­ht. Daran will ich mich nicht beteiligen. Eher möchte ich hier zum Perspektiv­wechsel einladen, der im Großen wie im Kleinen notwendig scheint. Als Liebhaberi­n von Waldglocke­nblumen etwa erscheint mir die Schnecke, die meine frisch gepflanzte Staude wegfrisst, als Schädling, doch aus Perspektiv­e der Gärtnerin, die Hundekot und tote Mäuse im Beet nicht schätzt, ist die Aas vertilgend­e Schnecke der Nützling, der meine Interessen schützt.

Schwierig finde ich die Aggression­en, mit denen die Schneckens­chlacht hier und da geführt wird. Es sind Lebewesen, die eine wichtige Aufgabe im Naturkreis­lauf haben.

Seien wir also nachsichti­g mit den schleimige­n Gesellen.

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