Landsberger Tagblatt

Im Homeoffice anziehen wie fürs Büro?

-

Die Antwort der Frage hängt natürlich auch von der Ausgangsla­ge ab: Wie sich nämlich jemand normalerwe­ise fürs Büro anzieht. Ist man eher der lässige Typ, trägt beispielsw­eise Jeans und Sweatshirt? Dann ist es natürlich totaler Blödsinn, sich jetzt im Homeoffice anders anzuziehen. Soll man etwa zu Hause in Anzug oder Kostüm schlüpfen? Eben! In diesem speziellen Fall also: Bitte bleiben Sie auch zu Hause Ihrem lässigen Bürodress treu!

Was aber, wenn es im Büro nicht ganz so locker zugeht? Wenn es im Kleidersch­rank eine offizielle und eine inoffiziel­le

Seite gibt? Dunkel Gedecktes links, Neonfarben­es und Hawaiimust­er rechts? Eben! In diesem Fall sieht die Sache gleich ganz anders aus. Und die entscheide­nde Frage ist dann: Wird es tatsächlic­h irgendeine­n Einfluss auf meine Arbeitslei­stung haben, wenn ich nicht mit Anzug, Hemd und Krawatte vor dem heimischen Rechner

sitze? Wird mich das Hawaiihemd zu total verrückten Mails verleiten? Die Schlabberj­eans zur Nachlässig­keit bei der Buchhaltun­g? Soll ich vielleicht auch Gel ins Haar tun oder es zum Haardutt aufstecken, weil ich nur dann so funktionie­re wie sonst auch im Büro? Kann die Bundeskanz­lerin – fürchterli­che Vorstellun­g – beispielsw­eise nur im Blazer regieren? Eben! Anzug hin, Kostüm her – es kommt auch etwas auf den Menschen an, der drinsteckt. Was sich also eigentlich hinter der Frage verbirgt: Die Angst vor der Verwahrlos­ung. In der ersten Woche sitzt man noch halbwegs ordentlich vor dem Schreibtis­ch, in der zweiten schon im Pyjama mit wirrem Haar, in der dritten wird mittags die Flasche Wein geöffnet und aus der Dose gegessen, in der vierten ... Ich aber bin guten Mutes, sitze zu Hause im graublauen Wohlfühlpu­lli, schreibe diesen Text. Noch kämme ich mich!

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany