Landsberger Tagblatt

War es das für Florian Zarbo?

Mit Sandra Perzul bekommt Dießen erstmals eine Bürgermeis­terin. Nach der verlorenen Stichwahl wird ihr unterlegen­er Rivale Florian Zarbo sein Gemeindera­tsmandat annehmen. Und er lässt mit einer Aussage aufhorchen

- VON DOMINIC WIMMER

Die zweitgrößt­e Landkreisg­emeinde ist künftig in Frauenhand. Mit der 39-jährigen Sandra Perzul wird erstmals eine Frau Bürgermeis­terin in Dießen. Sie ist damit in bester Gesellscha­ft, denn die Frauenquot­e in den Rathäusern im Landkreis Landsberg steigt. Auch in Greifenber­g, Schwifting, Hofstetten und Landsberg gibt es künftig Rathausche­finnen. Der in Dießen in der Stichwahl unterlegen­e Florian Zarbo hätte im Fall seiner Wahl für ein Novum gesorgt – er wäre einer der jüngsten Bürgermeis­ter einer bayerische­n Kommune dieser Größenordn­ung geworden. Unternimmt er noch mal einen Anlauf?

Die Wahlparty am Sonntagabe­nd fiel aufgrund der Corona-Krise aus. Trotzdem versammelt­en sich in der Dießener Carl-Orff-Schule, wo die Auszählung der Briefwahlu­nterlagen stattfand, neben Wahlhelfer­n auch etliche Kommunalpo­litiker. Kurz nach 19 Uhr stand das Ergebnis fest: Sandra Perzul setzte sich mit 55,84 Prozent der Stimmen gegen Florian Zarbo durch. Oder anders ausgedrück­t: 3385 Stimmen entfielen auf die Kandidatin der „Dießener Bürger“, 2677 auf ihren Gegenkandi­daten, und das bei einer Wahlbeteil­igung von 70,62 Prozent.

Die ersten Gratulante­n waren Ehemann Martin und Sohn Lukas, anschließe­nd nahm Perzul die Glückwünsc­he ihres Gegenkandi­daten Zarbo und ihres Vorgängers sowie Parteikoll­egen Herbert Kirsch entgegen. Danach ging es zügig nach Hause. „Wir werden mit der

Familie anstoßen und dann wird es noch einige Telefonate geben, unter anderem mit meinem Vater, der gerade noch in der Reha ist“, verriet Perzul. Aber aufgeschob­en ist nicht aufgehoben. „Die Feier ist nicht so wichtig im Moment. Sie wird auf jeden Fall nachgeholt.“

Der unterlegen­e Stichwahlk­andidat Florian Zarbo war am 15. März noch mit deutlichem Vorsprung in die Stichwahl eingezogen. Mit 26,17 Prozent hatte er die meisten Stimmen aller sieben Bürgermeis­terkandida­ten auf sich vereint. „Wir haben sehr viel Herzblut investiert. Es ist schade. Ich möchte Dießen trotzdem mitgestalt­en“, kommentier­te Zarbo sein Abschneide­n gegenüber unserer Zeitung. Und der 25-Jährige ließ keine Zweifel daran, dass er sein Gemeindera­tsmandat annehmen wird. „Es gilt, sechs Jahre Vollgas zu geben und zu zeigen, dass ich es draufhabe“, sagte der Geschäftss­tellenleit­er der Gemeinde Utting.

Warum es für ihn im zweiten Durchgang nicht reichte, konnte er nicht genau sagen. „Das werden wir intern in ein paar Tagen analysiere­n und schauen, was man beim nächsten Mal besser machen muss.“Auf unsere Frage hin, ob er 2026 erneut fürs Bürgermeis­teramt kandidiere­n werde, meinte er grinsend: „Noch ist nicht aller Tage Abend. Ausschließ­en kann man es nicht. Aber ich muss mich jetzt erst einmal beweisen im Gemeindera­t.“Er freue sich auf die Zusammenar­beit mit der neuen Bürgermeis­terin und wolle seine Projekte dennoch einbringen.

„Besonders in diesen Zeiten müssen wir zusammenha­lten.“

Die neue Rathausche­fin Sandra Perzul, die in der Vergangenh­eit noch nicht kommunalpo­litisch in Erscheinun­g getreten ist, dankte ihren Wählern für das Vertrauen. „Ich bin glücklich über das Ergebnis und danke allen, die mir das Vertrauen ausgesproc­hen haben. Ich danke meiner Gruppierun­g, meiner Familie und meinem Mann – ohne die wäre es nicht möglich gewesen.“

Ein Arbeitskol­lege ist künftig auch Bürgermeis­ter

Den Einzug in die Stichwahl hatte Perzul vor zwei Wochen mit nur 24 Stimmen Vorsprung auf Gabriele Übler (Grüne) geschafft. Ihren Wahlerfolg führte sie unter anderem auf eine Postwurfse­ndung vergangene Woche zurück, jedoch auch auf die Wahlempfeh­lung der anderen Bürgermeis­terkandida­ten von CSU, Grünen, SPD und UBV. Zugleich richtete sie den Blick nach vorne. Am 1. Mai ist ihr erster Arbeitstag. „Jetzt ist das Nächste, dass wir alle zusammen mit dem neuen Gemeindera­t die Corona-Krise gut bewältigen“, sagte die 39-Jährige.

Sandra Perzuls Arbeitgebe­r – sie ist Pressespre­cherin der Agentur für Arbeit Weilheim (von dort aus wird auch der Landkreis Landsberg betreut) – muss sich jetzt nach einer Nachfolger­in umschauen und auch einen neuen Juristen suchen. Denn Perzuls Kollege Frank Zellner wurde am Sonntag zum neuen Bürgermeis­ter von Peißenberg gewählt.

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Foto: Julian Leitenstor­fer Der in der Stichwahl gegen Sandra Perzul unterlegen­e Florian Zarbo wird sein Mandat im Dießener Gemeindera­t annehmen.
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