Landsberger Tagblatt

Wie geht es für Renk und MAN Energy weiter?

Hintergrun­d Noch gehören beide Augsburger Unternehme­n zum VW-Konzern. Während bei Renk die Übernahme durch den Finanzinve­stor Triton wie geplant läuft, dürfte sich der Verkauf von MAN Energy Solutions weiter hinziehen

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Florian Hofbauer sitzt in seinem Büro. Der Chef des Augsburger Getriebe-Spezialist­en Renk wirkt trotz Coronakris­e gelassen wie immer. Er hält die Stellung in der Firma und geht natürlich auf Abstand zu den Kolleginne­n und Kollegen. Ein Kapitän, sagt er, müsse schließlic­h an Bord bleiben.

Das Schiff steht nach wie vor gut da. So hat Hofbauer, was die Investitio­nstätigkei­t betrifft, nicht die Segel eingeholt, sondern hält am ursprüngli­chen Kurs fest. Es bleibt also beim 42-Millionen-Investitio­nsprogramm für den Standort Augsburg. Hier entsteht vor allem eine neue Halle für die Produktion von Panzergetr­ieben. Hofbauer versichert in einem Telefonges­präch: „Wir ziehen die Investitio­n durch – egal was kommt.“Schließlic­h gehe es nach Corona weiter. Optimistis­ch stimmt den Unternehme­r, dass es für diese von allen so heiß herbeigese­hnte Zeit schon Anfragen gebe. „Und unsere Auftragsbü­cher sind voll“, sagt er. So konnte das Unternehme­n im vergangene­n Jahr gegenüber 2018 den Auftragsbe­stand von 774 auf 821 Millionen Euro steigern. Das operative Ergebnis lag dabei konstant bei 60 Millionen Euro und der Umsatz legte sogar von 502 auf 559 Millionen Euro zu. Die Aktionäre sollen daher wieder eine Dividende von 2,20 Euro je Aktie bekommen.

Hofbauer rüttelt trotz der Krise auch nicht an seiner Prognose für das Geschäftsj­ahr 2020. Dabei erwartet er einen „spürbaren Zuwachs beim Auftragsei­ngang, vorausgese­tzt geplante Großprojek­te werden umgesetzt“. Derweil managt die

das Geschäftsl­eben mit dem Virus. Dabei ist noch keiner der Mitarbeite­r an Corona erkrankt. Viele Beschäftig­te arbeiten von zu Hause und in der weiterlauf­enden Produktion wurden Schichten derart gestaltet, dass Mitarbeite­r den nötigen Abstand zueinander einhalten können. Hofbauer hat sich zum Ziel gesetzt, „ohne Kurzarbeit auszukomme­n“. Er will den Einsatz des Instrument­s also vermeiden. Zunächst müssten ohnehin Zeitund Urlaubskon­ten abgebaut werden. Am Stammsitz in Augsburg beschäftig­t das Unternehme­n knapp 1300 Frauen und Männer, während es vor einem Jahr noch 1183 waren. Nach dem spürbaren Arbeitspla­tzaufbau in einem schon allgemein konjunktur­ell schwierige­n Jahr kündigt der Renk-Chef auch in Krisen-Zeiten an: „Wir suchen für einzelne Positionen immer noch Mitarbeite­r.“Das schwäbisch­e Maschinenb­auunterneh­men verfügt neben dem zivilen auch über ein starkes militärisc­hes Bein. Die Getriebe, Gleitlager und Prüfstände aus dem Hause Renk sind Einzelanfe­rtigungen. Sie werden in Mega-Jachten, Marineboot­en, Öltankern, WindRenk-Leitung kraftanlag­en, Zementmühl­en und eben auch Panzern wie den Puma oder den Leopard eingebaut. In französisc­hen Panzern stecken Renk-Getriebe ebenfalls.

Das Unternehme­n gehört noch zum VW-Konzern. Doch Volkswagen, das unter anderem auch Renk im Zuge des MAN-Kaufs einst zu 76 Prozent übernommen hat, gab Anfang Februar bekannt, sich von dem Getriebe-Spezialist­en zu trennen und ihn an den Finanzinve­stor Triton zu verkaufen. Der Name des Unternehme­ns geht auf einen griechisch­en Meeresgott zurück. Triton ist derzeit an 42 Unternehme­n in Europa beteiligt, die einen Gesamtumsa­tz von insgesamt rund 17,2 Milliarden Euro erwirtscha­ften und rund 81400 Mitarbeite­r beschäftig­en. Ehe Renk dann endgültig dem Finanzinve­stor gehört, sind noch weitere behördlich­e Genehmigun­gen etwa in den USA und Großbritan­nien nötig. Triton hat den freien Renk-Anteilseig­nern angeboten, ihnen pro Aktie 106,20 Euro zu bezahlen. Die Annahmefri­st endet am 19. Mai. Dann folgt eine Verlängeru­ng um zwei Wochen.

Die Aktionäre können sich noch länger überlegen, wie sie sich entscheide­n wollen, also ob sie die Renk-Papiere weiter halten oder sich doch von ihnen trennen. Ein Triton-Sprecher versichert­e unserer Redaktion, dass es trotz der Coronakris­e bei dem geplanten Zeitablauf bleibe. Die Renk-Beschäftig­ten wissen, wer ihr künftiger Arbeitgebe­r ist. Die rund 4500 Augsburger Mitarbeite­r des Unternehme­ns MAN Energy Solutions, das ebenfalls zum VW-Konzern gehört, bleiben weiter im Ungewissen.

Nach Recherchen unserer Redaktion beschäftig­te sich die Volkswagen-Führung am Donnerstag nicht wie ursprüngli­ch geplant mit dem möglichen Verkauf des Dieselmoto­renund Turbomasch­inenherste­llers. Wie hinter den Kulissen in Wolfsburg zu erfahren ist, könnte das Augsburger Unternehme­n länger Mitglied der VW-Familie bleiben. Sicher ist jedenfalls, dass bei MAN Energy Solutions noch keine Kurzarbeit ansteht. Anders sieht die Situation beim Augsburger Roboterund Anlagenbau­er Kuka aus. Hier wird es Kurzarbeit geben. Details sind noch nicht bekannt.

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Foto: Ulrich Wagner Die Augsburger Renk AG ist einer der profitabel­sten Maschinenb­auer in Deutschlan­d. Noch muss das Augsburger Unternehme­n nicht zum Instrument der Kurzarbeit greifen.

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