Immobilien und Corona
Die Maßnahmen wegen des Coronavirus schränken die Makler und Baufinanzierer erheblich ein. Wie die Unternehmen auf die Situation reagieren und welche weitere Marktentwicklung sie erwarten
Seit Jahren boomt die Immobilienwirtschaft im Raum Landsberg. Doch wie entwickeln sich Branche und Preise jetzt in Zeichen der Corona-Krise?
Landkreis Wer eine Immobilie kaufen oder eine Wohnung mieten möchte, schaut sich die Räumlichkeiten normalerweise zuerst an, bevor er sich entscheidet. Doch die Ausgangsbeschränkung wegen des Coronavirus erschwert Vermietern und Immobilienhändlern die Arbeit derzeit erheblich.
Das Innenministerium hat den Abschluss eines Mietvertrags und eine Wohnungsübergabe nicht explizit verboten. Alle Beteiligten sollten sich aber „überlegen, ob der Termin jetzt stattfinden muss oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden kann“, so die Behörde. Im Fall einer Zusammenkunft sollten die Hygieneregeln und der Mindestabstand von eineinhalb Metern eingehalten werden.
So handhabt es auch die Landsberger Immobilienhändlerin Gertrud Neumair. „Ich bitte den aktuellen Mieter, die Wohnung während der Besichtigung kurz zu verlassen, damit möglichst wenig Personen in der Wohnung sind. Zudem finden nur noch Einzeltermine statt.“Grundsätzlich seien Besichtigungen aktuell aber deutlich schwieriger, weil immer zunächst geklärt werden müsse, ob der jetzige Mieter bereit sei, andere Personen hineinzulassen.
Sie bietet, wie beispielsweise auch die Firma Wüstenrot, virtuelle Besichtigungen an. Günther Strehle, Verkaufsleiter des Baufinanzierers in der Direktion Landsberg, sagt, dass seine Firma in Verträgen in solchen Fällen immer mit hineinschreibe, dass der Mieter zwei Wochen Widerrufsrecht hat, sollte keine Besichtigung möglich gewesen sein. „Das ist eine Frage des Haftungsausschlusses. Selbst wenn ich per Video alle Ecken des Gebäudes zeige, bleibt immer noch das Thema der Haftung“, erklärt er.
Auf dem Markt hat er einen temporären Einbruch festgestellt. Vor allem bei großen und teuren Immobilien sei es schwierig, diese aktuell zu veräußern. Anders sehe es hingegen bei kleineren Objekten aus. „Im Segment 200000 bis 300000 Euro spüren wir nach wie vor eine große Nachfrage und die Kunden sind auch bereit, unbesichtigt zu kaufen“, das hänge auch damit zusammen, dass es wenig alternative und zugleich attraktive Anlagemöglichkeiten gebe, so Strehle.
Laut Roland Böck, Vorstandsmitglied der Sparkasse LandsbergDießen und fürs Thema Immobilien zuständig, ist es aktuell ruhiger, auch wenn immer noch „ausreichend Arbeit“da sei. „Das Interesse bis Mitte März war enorm. Ich denke, es wird weiterhin ein Nachfragemarkt bleiben, auch wenn die Kaufinteressenten sich gerade zweimal überlegen, was sie machen sollen.“ glaubt deswegen, dass die Preise nicht stark fallen werden. Das Vorstandsmitglied geht zudem davon aus, dass es nur eine zeitliche Verschiebung gibt. Die Politik habe mit Angeboten wie der Kurzarbeit die „richtigen Maßnahmen“getroffen. Eine größere Rezession sei aus seiner Sicht daher nicht zu erwarten. Deswegen würden die jetzigen Ausfälle „mittelfristig wieder aufgeholt“. Und für Kunden, die wegen der Corona-Krise in Zahlungsschwierigkeiten kommen, gebe es die Möglichkeit, drei Monate die Tilgungsrate zu senken. Dies werde ohne weitere Prüfungen genehmigt.
Froh über die zurückliegenden Monate ist die Maklerin Ursula Grigoleit. Sie habe noch einige gute Geschäfte tätigen können, weswegen die jetzige Situation nicht existenzbedrohend für sie sei. Sechs bis acht Wochen habe es zuletzt gedauert, um ein Geschäft abzuschließen. Das werde nun länger dauern. „Wichtig ist jetzt, mit den Kunden im Kontakt zu bleiben, um wieder voll einBöck steigen zu können, wenn die Regeln gelockert werden.“Sie rechnet eher mit einem kleinen Abfall der Preise. Derzeit sei es „extrem ruhig“.
Vergleichbar ist die Situation auch bei Immobilienmaklerin Susanne Denkmann aus Landsberg. Sie sei weiter für Kunden da, derzeit passiere aber wenig. „Ich nutze die Zeit, um beispielsweise Dinge im Haushalt zu erledigen, zu denen ich sonst nicht komme.“Sie berichtet ebenso wie Günther Strehle von Wüstenrot davon, dass ein Kunde bereits einen Rückzieher vom Kauf gemacht habe. „Sein Arbeitsplatz ist aufgrund der Entwicklungen unsicher“, erläutert Denkmann.
Die Arbeit der Makler und Immobilienfinanzierer läuft derzeit laut Strehle auch deswegen „im Schneckentempo“ab, weil andere Bereiche zwar noch arbeiten, aber auch eingeschränkt. Er gibt deswegen eine klare Empfehlung: „Gehen
Worauf Geschäftspartner achten sollten
Sie als Käufer und Verkäufer auf maximale Sicherheit. Erst wenn Sie eine schriftliche Kreditzusage haben, dürfen Sie zum Notar gehen. Rechnen Sie mit Verzögerungen in der Auszahlung von Krediten und berücksichtigen Sie dies bei Themen wie Kaufpreisfälligkeiten und Räumungstermin. Auch beim Grundbuchamt dauert es länger.“Gertrud Neumair ergänzt zudem, dass Gutachten zur Bewertung von Immobilien, die ihr Unternehmen auch anbietet, derzeit länger dauern. Ganz anders sieht es in einem anderen Geschäftszweig des Unternehmens aus: der Hausverwaltung. „Die Leute sind daheim und haben mehr Zeit. Die wird zum Ausmisten genutzt, und dazu sich mit Themen wie der Abrechnung fürs vergangene Jahr zu beschäftigen. Wir haben hier eine deutliche Arbeitszunahme“, sagt Gertrud Neumair.
Wer es geschafft hat, eine Wohnung zu mieten, oder in sein Eigentum einziehen will, muss auch Regeln beachten. Laut Innenministerium darf zwar ein Umzugsunternehmen den Umzug durchführen. Auf die helfenden Hände von Freunden muss aber verzichtet werden.