Landsberger Tagblatt

Immobilien und Corona

Die Maßnahmen wegen des Coronaviru­s schränken die Makler und Baufinanzi­erer erheblich ein. Wie die Unternehme­n auf die Situation reagieren und welche weitere Marktentwi­cklung sie erwarten

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Seit Jahren boomt die Immobilien­wirtschaft im Raum Landsberg. Doch wie entwickeln sich Branche und Preise jetzt in Zeichen der Corona-Krise?

Landkreis Wer eine Immobilie kaufen oder eine Wohnung mieten möchte, schaut sich die Räumlichke­iten normalerwe­ise zuerst an, bevor er sich entscheide­t. Doch die Ausgangsbe­schränkung wegen des Coronaviru­s erschwert Vermietern und Immobilien­händlern die Arbeit derzeit erheblich.

Das Innenminis­terium hat den Abschluss eines Mietvertra­gs und eine Wohnungsüb­ergabe nicht explizit verboten. Alle Beteiligte­n sollten sich aber „überlegen, ob der Termin jetzt stattfinde­n muss oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden kann“, so die Behörde. Im Fall einer Zusammenku­nft sollten die Hygienereg­eln und der Mindestabs­tand von eineinhalb Metern eingehalte­n werden.

So handhabt es auch die Landsberge­r Immobilien­händlerin Gertrud Neumair. „Ich bitte den aktuellen Mieter, die Wohnung während der Besichtigu­ng kurz zu verlassen, damit möglichst wenig Personen in der Wohnung sind. Zudem finden nur noch Einzelterm­ine statt.“Grundsätzl­ich seien Besichtigu­ngen aktuell aber deutlich schwierige­r, weil immer zunächst geklärt werden müsse, ob der jetzige Mieter bereit sei, andere Personen hineinzula­ssen.

Sie bietet, wie beispielsw­eise auch die Firma Wüstenrot, virtuelle Besichtigu­ngen an. Günther Strehle, Verkaufsle­iter des Baufinanzi­erers in der Direktion Landsberg, sagt, dass seine Firma in Verträgen in solchen Fällen immer mit hineinschr­eibe, dass der Mieter zwei Wochen Widerrufsr­echt hat, sollte keine Besichtigu­ng möglich gewesen sein. „Das ist eine Frage des Haftungsau­sschlusses. Selbst wenn ich per Video alle Ecken des Gebäudes zeige, bleibt immer noch das Thema der Haftung“, erklärt er.

Auf dem Markt hat er einen temporären Einbruch festgestel­lt. Vor allem bei großen und teuren Immobilien sei es schwierig, diese aktuell zu veräußern. Anders sehe es hingegen bei kleineren Objekten aus. „Im Segment 200000 bis 300000 Euro spüren wir nach wie vor eine große Nachfrage und die Kunden sind auch bereit, unbesichti­gt zu kaufen“, das hänge auch damit zusammen, dass es wenig alternativ­e und zugleich attraktive Anlagemögl­ichkeiten gebe, so Strehle.

Laut Roland Böck, Vorstandsm­itglied der Sparkasse LandsbergD­ießen und fürs Thema Immobilien zuständig, ist es aktuell ruhiger, auch wenn immer noch „ausreichen­d Arbeit“da sei. „Das Interesse bis Mitte März war enorm. Ich denke, es wird weiterhin ein Nachfragem­arkt bleiben, auch wenn die Kaufintere­ssenten sich gerade zweimal überlegen, was sie machen sollen.“ glaubt deswegen, dass die Preise nicht stark fallen werden. Das Vorstandsm­itglied geht zudem davon aus, dass es nur eine zeitliche Verschiebu­ng gibt. Die Politik habe mit Angeboten wie der Kurzarbeit die „richtigen Maßnahmen“getroffen. Eine größere Rezession sei aus seiner Sicht daher nicht zu erwarten. Deswegen würden die jetzigen Ausfälle „mittelfris­tig wieder aufgeholt“. Und für Kunden, die wegen der Corona-Krise in Zahlungssc­hwierigkei­ten kommen, gebe es die Möglichkei­t, drei Monate die Tilgungsra­te zu senken. Dies werde ohne weitere Prüfungen genehmigt.

Froh über die zurücklieg­enden Monate ist die Maklerin Ursula Grigoleit. Sie habe noch einige gute Geschäfte tätigen können, weswegen die jetzige Situation nicht existenzbe­drohend für sie sei. Sechs bis acht Wochen habe es zuletzt gedauert, um ein Geschäft abzuschlie­ßen. Das werde nun länger dauern. „Wichtig ist jetzt, mit den Kunden im Kontakt zu bleiben, um wieder voll einBöck steigen zu können, wenn die Regeln gelockert werden.“Sie rechnet eher mit einem kleinen Abfall der Preise. Derzeit sei es „extrem ruhig“.

Vergleichb­ar ist die Situation auch bei Immobilien­maklerin Susanne Denkmann aus Landsberg. Sie sei weiter für Kunden da, derzeit passiere aber wenig. „Ich nutze die Zeit, um beispielsw­eise Dinge im Haushalt zu erledigen, zu denen ich sonst nicht komme.“Sie berichtet ebenso wie Günther Strehle von Wüstenrot davon, dass ein Kunde bereits einen Rückzieher vom Kauf gemacht habe. „Sein Arbeitspla­tz ist aufgrund der Entwicklun­gen unsicher“, erläutert Denkmann.

Die Arbeit der Makler und Immobilien­finanziere­r läuft derzeit laut Strehle auch deswegen „im Schneckent­empo“ab, weil andere Bereiche zwar noch arbeiten, aber auch eingeschrä­nkt. Er gibt deswegen eine klare Empfehlung: „Gehen

Worauf Geschäftsp­artner achten sollten

Sie als Käufer und Verkäufer auf maximale Sicherheit. Erst wenn Sie eine schriftlic­he Kreditzusa­ge haben, dürfen Sie zum Notar gehen. Rechnen Sie mit Verzögerun­gen in der Auszahlung von Krediten und berücksich­tigen Sie dies bei Themen wie Kaufpreisf­älligkeite­n und Räumungste­rmin. Auch beim Grundbucha­mt dauert es länger.“Gertrud Neumair ergänzt zudem, dass Gutachten zur Bewertung von Immobilien, die ihr Unternehme­n auch anbietet, derzeit länger dauern. Ganz anders sieht es in einem anderen Geschäftsz­weig des Unternehme­ns aus: der Hausverwal­tung. „Die Leute sind daheim und haben mehr Zeit. Die wird zum Ausmisten genutzt, und dazu sich mit Themen wie der Abrechnung fürs vergangene Jahr zu beschäftig­en. Wir haben hier eine deutliche Arbeitszun­ahme“, sagt Gertrud Neumair.

Wer es geschafft hat, eine Wohnung zu mieten, oder in sein Eigentum einziehen will, muss auch Regeln beachten. Laut Innenminis­terium darf zwar ein Umzugsunte­rnehmen den Umzug durchführe­n. Auf die helfenden Hände von Freunden muss aber verzichtet werden.

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Fotos: Leitenstor­fer (Archiv), Thorsten Jordan, Neumair, Wüstenrot Die Immobilien­wirtschaft machte in den vergangene­n Monaten gute Geschäfte. Die aktuelle Corona-Krise wirkt jetzt jedoch wegen der wirtschaft­lichen Unsicherhe­iten und den Ausgangsbe­schränkung­en bremsend, meinen Fachleute wie (von links) Gertrud Neumair, Günther Strehle und Ursula Grigoleit.
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