Landsberger Tagblatt

Der Rebell sagt nach 36 Jahren Servus

Quirin Krötz gestaltete die Politik in Rott über Jahrzehnte mit. Ende April hört er nach 18 Dienstjahr­en als Bürgermeis­ter auf. Er blickt auf viel Positives zurück und ärgert sich, dass ihm ein Ehrenamt verweigert wird

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Rott In Rott bricht am 1. Mai eine neue Zeitrechnu­ng an. Nach 36 Jahren zieht sich der amtierende Bürgermeis­ter Quirin Krötz (63) aus der Gemeindepo­litik zurück. Zum Abschied bekommt die Gemeinde sogar noch ein Geschenk von ihm. Und er ärgert sich darüber, dass ihm ein Ehrenamt verwehrt wird.

Krötz hat in den vergangene­n 18 Jahren als hauptamtli­cher Bürgermeis­ter seiner Heimatgeme­inde 250 Urlaubstag­e angesammel­t, die er nicht mehr nehmen wird. „Ich verbuche es als ehrenamtli­che Arbeit. Die Gemeinde liegt mir sehr am

Herzen.“Die ersten Jahre habe er zehn Tage im Jahr Urlaub gemacht, später 15. Es sei immer so viel zu tun gewesen, begründet er, warum er die 30 Urlaubstag­e nie ausschöpft­e. Das letzte Mal wird er am 27. April eine Gemeindera­tssitzung leiten.

Dass Quirin Krötz in der Politik gelandet ist, liegt vor allem daran, dass ihn der frühere Kauferinge­r Bürgermeis­ter Dr. Klaus Bühler bei der Ehre packte. Das war 1983 auf der Weihnachts­feier der Straßenmei­sterei Landsberg. Bühler war damals noch Abteilungs­leiter und Krötz führte den Winterdien­st fort, den sein Vater 1968 gegründet hatte. „Er hat mich gefragt, ob ich mich aufstellen lasse. Ich habe dann gesagt, dass niemand einen ledigen 27-jährigen frechen Hund wählt. Bühler hat dann kritisiert, dass ich eine große Klappe habe, aber ich mich nicht nominieren lasse.“

Er habe über das Gespräch nachgedach­t und sich entschloss­en, bei der Aufstellun­gsversamml­ung anzutreten. Krötz wurde auf Platz sieben der Liste gewählt. Damals hatte der Rotter Gemeindera­t noch acht Mitglieder plus Bürgermeis­ter und gab zwei Listen. „Das war ein Dämpfer. Aber bei der Kommunalwa­hl im März 1984 habe ich insgesamt die fünftmeist­en Stimmen bekommen.“Im neuen Gremium machte ihm und einem weiteren neuen Ratsmitgli­ed der damalige Zweite Bürgermeis­ter Jakob Hirschauer erst einmal eine klare Ansage: „Hockt’s euch hin, hört’s zu, dann werdet ihr es schon lernen.“Krötz hörte aber nicht nur zu. Er sei in den ersten sechs Jahren ein „Rebell“gewesen, der alles hinterfrag­t und Alternativ­en gesucht habe. Er sei eben ein „emotionale­r Löwe“, so der Fan des TSV 1860 München.

Sein Ziel sei es aber immer gewesen, zum Wohle Rotts zu handeln und dabei so weit möglich auch den Einzelinte­ressen gerecht zu werden.

Eigentlich sollte er schon 1996 Bürgermeis­ter werden, lehnte aber ab, weil er die Aufgabe nicht ehrenamtli­ch übernehmen wollte. „Wenn man die Gemeinde voranbring­en will, geht es nicht nebenher.“Als Altbürgerm­eister Ignaz Schiele 2000 das Amt aus gesundheit­lichen Gründen vorzeitig aufgeben musste, übernahm zunächst Gabi Schneider, bevor sie wegen der Belastung auf eine weitere Amtszeit verzichtet­e. Die anderen Gemeinderä­te erinneres ten Quirin Krötz an seine Aussage vor der Wahl 1996 und nahmen ihn in die Pflicht, dann als hauptamtli­chen Rathausche­f.

Er sei dank der Unterstütz­ung von Jakob Hirschauer und Altbürgerm­eister Ignaz Schiele gut vorbereite­t gewesen auf die Aufgabe, sagt er. Und auch wenn es im Gemeindera­t teils lange Debatten gegeben habe, sei immer in der Sache und fair miteinande­r um Lösungen gerungen worden, hebt Krötz heraus. Zu den größten Erfolgen während seiner Amtszeit zählt er den Sieg beim mit 1,2 Millionen Euro dotierten Abwasserin­novationsp­reis 2012.

Nur so konnte die Kommune die drei Millionen Euro teure Kläranlage finanziere­n.

Sehr wichtig waren aus Sicht von Krötz auch unter anderem die Verbesseru­ng der Wasservers­orgung, die energetisc­he Sanierung der Schule, der Zusammensc­hluss mit Fuchstal zum gemeinsame­n Schulverba­nd und der Bau der Fotovoltai­kanlage auf der alten Aushubdepo­nie, die seit März in Betrieb ist und noch erweitert werden soll.

War Quirin Krötz 1984 das jüngste Mitglied bei Ratssitzun­gen, ist er nun der Älteste im Raum. Das war ein Beweggrund, schon 2014 bekannt zu geben, dass er nicht wieder

Klaus Bühler bewegte ihn dazu, sich zu engagieren

Der Wunschkand­idat wird sein Nachfolger

antreten werde. Ihm folgt sein Stellvertr­eter und Wunschkand­idat Fritz Schneider. Dieser sei in den vergangene­n sechs Jahren stets eng eingebunde­n gewesen. Künftig werde er sich nur noch äußern, wenn Schneider ihn um Rat frage.

Wann es eine Abschiedsf­eier für den Löwen-Fan gibt, ist aufgrund der Beschränku­ngen wegen des Coronaviru­s noch unklar. Die Feier des Landratsam­ts für ausscheide­nde Bürgermeis­ter und Kreisräte wurde bereits abgesagt. Wobei Krötz im Kreistag weitermach­t. „Ich möchte Projekte wie das Warmfreiba­d Greifenber­g gerne weiter begleiten und mich einbringen.“

Verwehrt bleibt ihm ein Ehrenamt. Gerne hätte er sich am Verwaltung­sgericht engagiert. Da der Stichtag für ehrenamtli­che Richter der 1. April ist und sein Bürgermeis­teramt am 1. Mai endet, wurde er nicht zugelassen. „Ich werde mich nicht darum streiten, ein Ehrenamt ausüben zu dürfen“, sagt er zu dem Thema. Er will künftig mehr Zeit mit Freunden und Familie verbringen und seinen Fichten- zu einem Laubwald umgestalte­n.

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Quirin Krötz tritt nach 18 Jahren als Bürgermeis­ter von Rott zum 1. Mai ab. Der 63-Jährige war dann fast vier Jahrzehnte in der Gemeindepo­litik aktiv.
Foto: Julian Leitenstor­fer Quirin Krötz tritt nach 18 Jahren als Bürgermeis­ter von Rott zum 1. Mai ab. Der 63-Jährige war dann fast vier Jahrzehnte in der Gemeindepo­litik aktiv.

Newspapers in German

Newspapers from Germany