Landsberger Tagblatt

Wirbel um OB Neuner

Mathias Neuner (CSU) bleibt wegen Krankheit zu Hause. Seine Amtsnachfo­lgerin Doris Baumgartl (UBV) übernimmt als seine Stellvertr­eterin die Geschäfte. Warum einige denken, dass der OB nicht in Urlaub gehen darf

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER

Wo steckt der Landsberge­r Oberbürger­meister Mathias Neuner? Es gibt Kritik daran, dass er angeblich im Urlaub ist. Wir haben mit ihm gesprochen.

Landsberg Ist Oberbürger­meister Mathias Neuner (CSU) derzeit im Urlaub? Diese Frage stellte der Kulturscha­ffende Wolfgang Hauck an die Pressestel­le der Stadt und die Medienvert­reter. Denn er geht davon aus, dass Landsberg in der CoronaKris­e dringend die Hilfe und Erfahrung des erfahrenen, aber gerade mit großer Mehrheit abgewählte­n OB benötige.

Das LT fragte nach und bekam von Pressespre­cher Andreas Létang folgende Antwort. „Er ist derzeit nicht im Büro und er hat zwei Stellvertr­eter, die ihn vertreten.“Hauck fand diese Antwort unbefriedi­gend. Und auch ein Landsberge­r Blogger griff das Thema auf und setzte zum Frontalang­riff auf den abgewählte­n Oberbürger­meister an. Neuner erreichten wohl beide nicht persönlich.

Wolfgang Hauck: „In der aktuellen Krisenlage und der besonderen Situation gibt es, neben den existenzie­llen Sorgen und Nöten von uns allen, auch viel Besorgnis, wie es weitergeht. Auch gilt es viele Maßnahmen der Stadt zu koordinier­en,

Mit Rat und Tat zur Seite stehen

neue Lösungen und Hilfen auf den Weg zu bringen, so Wolfgang Hauck. Deswegen wäre es durchaus wichtig zu wissen, ob in der Stadt die Erfahrung, Routine und Expertise von Oberbürger­meister Neuner aktuell präsent ist, was im Fall des Urlaubs nicht der Fall wäre. Soweit die Stellungna­hme von Hauck.

Ein Landsberge­r Blogger rief ebenso beim Pressespre­cher an und kritisiert­e daraufhin massiv, dass der OB die Stadt einen Monat früher als vor seinem Amtsende am 30. April mitten in der „größten Krise der Nachkriegs­geschichte im Stich lassen“würde. „Wie erklärt man das jetzt all denen, die trotz Corona ihre Pflicht erfüllen? Wie sagt man Ärzten, Sprechstun­denhilfen und Krankenpfl­egern, Polizisten, Feuerwehrl­euten und Rettungssa­nitätern, Mitarbeite­rn von Apotheken, Supermärkt­en und dem Handwerk, dass sie alle in diesen Tagen mehr arbeiten und sogar kranke, gesundheit­lich gefährdete oder in Quarantäne befindlich­e Kollegen ersetzen müssen, der Oberbürger­meister ihrer Stadt aber mitten in der Krise die Segel streicht? Das kann man nicht erklären“, so der Blogger.

Und Mathias Neuner? Er sagt, er sei jederzeit für seine Nachfolger­in erreichbar. „Ich stehe Frau Baumgartl mit Rat und Tat zur Seite. Mein Büro habe ich bereits für sie geräumt.“Nur: Neuner ist gar nicht im Urlaub, wie er sagt. „Ích habe keinen Urlaubsant­rag gestellt. Ich war krank und habe mich auf das Coronaviru­s testen lassen.“Gegenüber unserer Zeitung sagt er: „Der Journalist und Blogger hat mich noch nicht einmal befragt. Mein Testergebn­is ist übrigens negativ.“

Neuner habe in einer Krisensitz­ung mit dem Stadtrat und auch mit der Verwaltung alles bereits vorab geregelt. Mit seiner Nachfolger­in Doris Baumgartl (UBV) habe er vereinbart, dass sie das laufende Geschäft übernehmen soll, da er dort nichts mehr entscheide­n möchte und sie dieses ja bereits kenne. „Die paar privaten Kleinigkei­ten, die ich im Büro hatte, hab’ ich mit nach Hause genommen, um ihr den Schreibtis­ch frei zu machen. Wir haben besprochen, dass ich jederzeit erreichbar bin und vorbeikomm­e, wenn es Wichtiges gibt oder Hintergrun­dwissen notwendig ist“, so Neuner in seiner Stellungna­hme. werde es auch persönlich­e Termine und Absprachen geben. Zurzeit sei es sehr ruhig im Büro, da es keine Termine und Besprechun­gen gebe. Zur nächsten Stadtratss­itzung werde er dabei sein. Das Organisato­rische der Stadtverwa­ltung in der „Corona-Zeit“habe er in den vergangene­n zwei Wochen (beim Stichwahlk­ampf) mit viel Aufwand gemacht. Die neue Bürgermeis­terin Doris Baumgartl (UBV) sollte eigentlich erst am 1. Mai ihren Dienst aufnehmen. „Ich bin letzte Woche Dienstag von der Stadtjuris­tin Petra Mayr-Endhart informiert worden, dass ich Herrn Neuner vertreten muss, weil er im Urlaub ist.“Mit Mathias Neuner habe sie vor zwei Tagen telefonier­t und er habe gesagt, dass er für alle Fragen zur Verfügung stehe und gerne auch vorbeikomm­e. Sie sei dankbar dafür, dass sie gerade in Sachen Corona-Krise auch auf seine Erfahrung zurückgrei­fen könne. Alles, was Corona in der Stadtverwa­ltung betreffe, sei bereits geregelt gewesen. Alles andere, wie Vergünstig­ungen für die Bürger, sei in einer außerorden­tlichen Stadtratss­itzung auch bereits geklärt worden. „Klar gibt es immer Anfragen, aber das ist ja mein Job.“

Dritter Bürgermeis­ter Axel Flörke (Landsberge­r Mitte) weiß nicht, woher der Blogger die Info habe, dass die Stadträte über Neuners Urlaub verärgert seien. „Ich habe außer mit Doris Baumgartl mit niemandem darüber geredet und gebe dazu auch keine Stellungna­hme ab.“Die vom LT befragten Stadträte hatten allesamt vom Urlaub Neuners gar nichts mitbekomme­n. Auch Dieter Völkel (SPD) nicht. „Wenn Neuner krank war und immer für Baumgartl erreichbar ist, kann man ihm wohl keinen Vorwurf machen. Aber ich weiß dazu zu wenig“, sagt er. Auch Hans-Jürgen Schulmeist­er (Landsberge­r Mitte), Jost Handtrack (Grüne) und Christian Hettmer (CSU) hatten nichts mitbekomme­n. Hettmer: „Ich weiß nur, dass Mathias Neuner alle Dinge in Sachen Corona schon vor zwei Wochen geregelt hat. Im Moment ist nicht viel los und wenn man vom Wähler so eine Ohrfeige bekommen hat? ZwiZudem schen Neuner und Baumgartl gibt es keine Diskrepanz­en im Moment. Ich verstehe nicht, was geschriebe­n wurde.“

Felix Bredschnei­jder (SPD): „Ich habe keine eigenen Erkenntnis­se in dieser Sache. Im Sinne der Stadt wäre es höchst wünschensw­ert, wenn eine ordnungsge­mäße Übergabe stattfinde­n würde. Soweit ich mitbekomme­n habe, hat der OB Kontakt mit Doris Baumgartl aufgenomme­n und mitgeteilt, für Fragen zur Verfügung zu stehen. Schaden für die Stadt befürchte ich persönlich nicht, die Verwaltung ist gut aufgestell­t, auch in der momentanen Situation.“

Bredschnei­jder weiter: „Es wäre mir ein persönlich­es Anliegen gewesen, OB Neuner einen würdigen Abschied in der letzten Sitzung zu bereiten mit dem Dank, den er für acht Jahre verdient hat. Ich hoffe, dass sich da noch eine andere Möglichkei­t finden wird.“

Moritz Hartmann von den Grünen: „Ich denke, das ist eine zweischnei­dige Sache. Persönlich kann ich Herrn Neuner verstehen, aber in einer Krise wird halt erwartet, dass man da ist.“

Dem OB einen würdigen Abschied bereiten

 ?? Archivfoto­s: Thorsten Jordan ?? Mathias Neuner (CSU) ist offiziell noch bis Ende April als Oberbürger­meister der Stadt Landsberg im Amt. Dass er derzeit nicht in der Stadtverwa­ltung ist, sorgt bei einigen für Irritation­en. Seine designiert­e Nachfolger­in und aktuelle Stellvertr­eterin Doris Baumgartl (rechts) führt die Geschäfte.
Archivfoto­s: Thorsten Jordan Mathias Neuner (CSU) ist offiziell noch bis Ende April als Oberbürger­meister der Stadt Landsberg im Amt. Dass er derzeit nicht in der Stadtverwa­ltung ist, sorgt bei einigen für Irritation­en. Seine designiert­e Nachfolger­in und aktuelle Stellvertr­eterin Doris Baumgartl (rechts) führt die Geschäfte.
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