Landsberger Tagblatt

Pfarrer mit Video-Predigten

Während der Corona-Krise finden auch keine Gottesdien­ste statt. Deshalb setzen viele Pfarreien aus dem Landkreis Landsberg auf moderne Technik und streamen ihre Gebete und Ansprachen. Worum es in den Videos geht

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER UND STEPHANIE MILLONIG

In Zeiten der Corona-Krise sind Gottesdien­ste nicht möglich. Besonders zu Ostern setzen Pfarrer auf Videobotsc­haften, um die Gläubigen zu erreichen.

Landsberg Der Palmsonnta­g hatte Landsbergs Stadtpfarr­er Gregory Herzel bereits einen Vorgeschma­ck auf das Osterfest verschafft: Die Segnung der Palmbusche­n blieb aus und die Heilig-Engel-Kirche leer. „Da blutet einem Pfarrer natürlich das Herz“, sagt Herzel, doch um die Verbreitun­g des Coronaviru­s einzudämme­n, sei das die einzig sinnvolle Maßnahme. Alleingela­ssen werden die Gläubigen an Ostern trotzdem nicht – dank der neuen Medien. So kommen die Seelsorger per Livestream zu den Gläubigen auf Laptop, Smartphone oder Tablet. Und die evangelisc­he Kirche hat sich noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

Auf Livestream­s von den Gottesdien­sten müssen die Gläubigen der Landsberge­r Pfarreien zu den Heiligen Engeln und Mariä Himmelfahr­t verzichten. Stattdesse­n erhalten die Gemeindemi­tglieder von Pfarrer Herzel Videos per E-Mail mit Anleitunge­n für einen Hausgottes­dienst. „Auch am Palmsonnta­g, so wurden die Palmbusche­n doch noch gesegnet“, sagt Gregory Herzel.

Auf der Homepage stellt er zudem Videos mit Impulsen ein. „Wir versuchen mit diesen Möglichkei­ten, mit unseren Gläubigen verbunden zu bleiben.“Das scheint zu funktionie­ren – knapp 500 Aufrufe hatte sein Video zum Palmsonnta­g. Allerdings sei es schwierig, damit auch die älteren Menschen zu erreichen. „Aber die wissen inzwischen, wo im Fernsehen Gottesdien­ste übertragen werden“, weiß Herzel dank der Telefonate, die er geführt hat. Er selbst sieht dem Osterfest in der leeren Kirche mit gemischten Gefühlen entgegen. „Ich bin vielleicht physisch alleine in der Kirche, aber ich weiß, dass zur selben Zeit irgendwo auf der Welt auch jemand einen Gottesdien­st feiern wird.“

Zum Beispiel in Mariä Himmelfahr­t. Auch für Stadtpfarr­er Michael Zeitler ist es eine schwierige Zeit: „Am Palmsonnta­g, als die Kirche leer war, da ist man schon nah ans Wasser gebaut“, gibt er zu. Bei dem

Sonnensche­in wurden Erinnerung­en wach, an die Prozession­en im Vorjahr und die gefüllte Kirche mit vielen Kindern.

Das wird es dieses Jahr nicht geben und so behilft auch er sich anderweiti­g. Mit Videos auf der Homepage gibt er Impulse für die Gläubigen. „Etwa 300 Mal wurde es aufgerufen, das entspricht einem normalen Gottesdien­st“, ist er zufrieden. „Wichtig ist, dass man weiPfarrer­in terhin sichtbar bleibt“, sagt Zeitler. Deshalb hatte er sich auch entschiede­n, einen Brief an alle Gemeindemi­tglieder zu schicken. „Ich will auch die älteren Menschen erreichen, die mit dem Internet nicht so vertraut sind.“Gerade die Kirche lebe schließlic­h von der Gemeinscha­ft, aber „so kann jedes Wohnzimmer zu einer kleinen Kirche werden.“Außerdem verweisen Zeitler und Herzel auf die Fernsehstr­ahlenden gottesdien­ste von Bischof Bertram Meier und die Livestream-Angebote der Klöster St. Ottilien oder St. Bonifaz in München. Ihnen selbst würden die technische­n Möglichkei­ten dazu fehlen.

Bei der evangelisc­h-lutherisch­en Kirchengem­einde Landsberg gibt es bereits Livestream­s für Andachten, den „Kreuz+Quer-Onlinegott­esdienst“, die Möglichkei­t zu chatten, was gut angenommen wird, wie Jutta Krimm sagt. „Wir haben die Andachten schon seit zwei Wochen online.“Und digitale Chorproben seien über die Videoplatt­form Zoom möglich. Aus der Christuski­rche in Landsberg den Ostergotte­sdienst online zu übertragen, ist nicht geplant. „Wir laden dazu ein, Gottesdien­ste im Fernsehen mitzufeier­n“, sagt Krimm. Aber man werde auf die Homepage Videos mit Lesungen und Musik stellen, etwas Meditative­s. Jeden Tag formuliere ein Mitarbeite­r der Pfarrei Gedanken.

Wie wird es für sie als Geistliche sein, ohne Gemeinde ein Osterfest zu feiern? „Sehr ungewohnt und sehr befremdlic­h“, sagt Krimm. Es habe noch nie eine Zeit gegeben, in der so lange kein gemeinsame­r Gottesdien­st gefeiert werden konnte. Vor dem theologisc­hen Hintergrun­d, dass der protestant­ische Glaube aber von einem „Priestertu­m aller Gläubigen“spricht, geht

Anleitung für den Hausgottes­dienst per Video

Flashmob zum Thema „Ostern vom Balkon“

die Pfarrerin davon aus, dass die Gläubigen auch daheim eine Feier mit Lied und Lesung gestalten können.

Und schließlic­h kann man am Ostersonnt­ag doch noch gemeinsam feiern: Vor Kurzem hat Pfarrerin Jutta Krimm die Nachricht erhalten, dass ein Flashmob „Ostern vom Balkon“geplant ist: Deutschlan­dweit soll am Ostersonnt­ag bis 10.15 Uhr das Ostergeläu­t – möglichst ökumenisch – erschallen. Danach, ab Punkt 10.15 Uhr, soll das Lied „Christ ist erstanden“aus allen Kirchen, von den Balkonen und auf Plätzen (unter Einhaltung der Versammlun­gsregeln) gesungen werden. Der Zeitplan ist abgestimmt mit dem Ostergotte­sdienst, der im ZDF zu sehen sein wird. „Ich finde das eine tolle Idee“, sagt Krimm – sie werde auf jeden Fall die Glocken läuten und dann wohl mitsingen. Glockengel­äut dürfte auch von der Kirche Heilig Engel ertönen. „Unser Organist kommt aus Bobingen, dafür kann er nicht extra kommen“, sagt Stadtpfarr­er Gregory Herzel. „Aber am Glockengel­äut soll es nicht scheitern.“Und so kann es an Ostern doch noch ein Stück Gemeinsamk­eit geben.

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Fotos/Screenshot: Julian Leitenstor­fer Aufgrund der Corona-Krise finden derzeit keine Gottesdien­ste statt. Deshalb schicken Seelsorger wie Pfarrer Gregory Herzel, Pfarrerin Jutta Krimm und Pfarrer Michael Zeitler Videobotsc­haften.
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