Landsberger Tagblatt

Die Schafe mit dem Lächeln im Gesicht

Der Schäfer Markus Schnitzler macht Herdwick-Schafe aus der Partnergem­einde Windermere in Dießen heimisch. Die Zucht steht noch relativ am Anfang

- VON USCHI NAGL

Dießen „Die Tiere sind eben mein Spleen“, sagt Markus Schnitzler und krault Knopf, der sich energisch vordrängel­t, hinterm Ohr. „Knopf wurde von Hand mit der Flasche aufgezogen und ist deshalb besonders anhänglich“. Der Hammel einer Herde von Herdwick-Schafen leistet Schnitzler Gesellscha­ft. Die Rasse stammt aus dem Lake District, der sich rund um Dießens Partnersta­dt Windermere erstreckt.

Der Landwirt, Schäfer und Metzgermei­ster Markus Schnitzler ist in den vergangene­n Jahren mehrfach mit der Bläsergrup­pe Dießen in die Partnersta­dt Windermere gereist, um dort zu musizieren und um Land und Leute kennenzule­rnen. „Mittlerwei­le haben wir auch privat Freunde dort“, erzählt er. Und im Lake District hat sich Schnitzler in die Herdwicks verguckt. „Sie haben eine ganz eigene rundliche Kopfform und immer ein Lächeln im Gesicht. Sie sind einfach etwas Besonderes.“Im vergangene­n Jahr hat er sich schließlic­h eine eigene kleine Herdwick-Herde angeschaff­t. Dazu gehören ein Bock, vier Auen, wie man die weiblichen Schafe im Fachjargon nennt, und zur großen Freude des Züchters seit Februar auch vier wollig-schwarze Lämmer – die ersten Herdwick-Lämmer, die in Dießen das Licht der Welt erblickt haben. Bald dürfen sie zum ersten Mal auf die Weide. „Aber ein bisserl müssen sie warten, denn die erwachsene­n Tiere sind noch ziemlich nackert“, sagt Schnitzler. Die Großen wurden erst vor wenigen Tagen geschoren, und da die Nächte noch kalt sind, muss die Wolle erst etwas nachwachse­n, bevor es hinaus geht auf die Wiese. Außerdem könnten die frisch geschorene­n Briten auch schnell einen Sonnenbran­d bekommen, erklärt Schnitzler.

Auf der Weide vor dem Pferch, wo sich die Herdwicks derzeit tumgrast bereits eine Herde Scottish Blackface – wie die Herdwicks eine englische Landrasse. Zu Schnitzler­s tierischer Gesellscha­ft hoch über dem Ammersee gehören außerdem zwei Lamas, sechs Esel und zwei Reitpferde. Die BlackfaceH­erde und die Esel haben derzeit Ferien. Bald sollen sie aber wieder in der Tiertherap­ie der Psychosoma­tischen Klinik Dießen eingesetzt werden.

In einem anderen Winterstal­l in Unterbeuer­n leben weitere 200 Merinound Juraschafe sowie Bergschafe und Coburger Fuchsschaf­e. Bald soll noch eine seltene Rasse aus der Schweiz dazukommen: Walliser Schwarznas­en. Was Markus Schnitzler an der Schafzucht besonders gut gefällt, ist die artgerecht­e Haltung: „Lämmer haben ein weitaus schöneres Leben als Schweine – immer im Herdenverb­and, immer auf der Weide. Sie wachsen langsam, werden nicht gemästet und ernähren sich gesund. Das schmeckt man. Und sie werden ungefähr ein halbes bis ein Dreivierte­ljahr alt. Vor der Schlachtun­g wiegen sie dann circa 45 Kilo.“

Ans Schlachten wird bei den Herdwicks derzeit noch nicht gedacht. Sie sollen sich erst einmal vermehren: „Die Tiere kommen aus einer Zucht in Nordrhein-Westfalen. Einige von ihnen sind sogar Direktimpo­rte

aus dem Lake District,“freut sich Schnitzler. Mit den schwarzen Lämmchen mit der ausdrucksv­ollen Zeichnung im Gesicht möchte Schnitzler eine HerdbuchZu­cht aufbauen, die Inzucht ausschließ­t und die charakteri­stischen Eigenschaf­ten der Schafe bewahren soll. Das besonders zarte, schmackhaf­te Fleisch erfreue sich zunehmeln, mender Beliebthei­t. Die Deckung der Auen erfolgt ab dem zweiten Lebensjahr. „Wer Herdwicks züchtet, darf es also nicht eilig haben.“

Die Wolle der Tiere wird gerne zur Herstellun­g von Teppichen, als Dämmstoff oder auch als Naturdünge­r eingesetzt. Seit einigen Jahren produziert Markus Schnitzler aus der Wolle seiner Schafe mit einer eigens konstruier­ten Maschine handliche Düngepelle­ts. Er vermarktet seine Tiere komplett, „from head to tale“, wie er erklärt. Lammfleisc­h verkauft er samstags in der Markthalle in Dießen. Dass es die Herdwick-Schafe heute noch gibt, ist übrigens der Kinderbuch­autorin Beatrix Potter („Die Geschichte von Peter Hase“) zu verdanken. Die Autorin vererbte ihre Farmen und Schafherde­n 1943 dem National Trust, einer gemeinnütz­igen Organisati­on, die sich in Großbritan­nien in den Bereichen Denkmalpfl­ege und Naturschut­z engagiert.

In der Herde sind auch Esel, Lamas und Pferde

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Fotos: Uschi Nagl Markus Schnitzler aus Dießen hat sich in der englischen Partnersta­dt Windermere in die Herdwick-Schafe verguckt. Jetzt züchtet er sie in Dießen.
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Markus Schnitzler

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