Im Café Vogel tritt die fünfte Generation an
Das Kaffeehaus in der Dießener Johannisstraße ist seit 1904 in Familienhand. Jetzt ist Lukas Golder in den Betrieb eingestiegen. Wie er Altbewährtes und Neues verbindet
Dießen Das Café Vogel, ein Kaffeehaus im Zentrum von Dießen, ist seit 1904 und in vierter Generation in Familienhand und altbekannt beispielsweise für sein großes selbst gemachtes Tortensortiment sowie die familienfreundliche Atmosphäre. Jetzt steht wieder ein Wechsel an – in die fünfte Generation. Im Moment hat nur der Straßenverkauf des Cafés geöffnet. Was alle bedauern.
Nachdem 1997 Jutta Golder gemeinsam mit ihrem Mann Reinhard Golder die Konditorei von ihren Eltern Gudrun und Hermann Busch übernommen hatte, ist im August auch der Enkel beziehungsweise Sohn Lukas Golder mit ins Geschäft eingestiegen und wird dieses in nächster Zeit übernehmen, da die bisherigen Inhaber kürzertreten wollen. Sie wollen damit, wie sie sagen, den Jungen Platz für neue Ideen sowie den jugendlichen Elan zulassen, etwas neu anzupacken und
Die Weißbierbrezen sind etwas in Dießen Einmaliges
auszuprobieren, dies aber trotzdem mit Altbewährtem zu kombinieren. „Wir haben das Patisserie-Sortiment erweitert, zum Beispiel um Maracuja- und Zitronentarte und um eine Schokotarte, die auf einem Rezept von meinem Opa basiert“, nennt Lukas Golder ein paar Beispiele. Der neue 26-jährige Juniorchef wird mit seiner Partnerin Lotte den Familienbetrieb in der fünften Generation fortführen.
Das Café Vogel besteht seit 1904, der Name stammt von den Gründern Paul und Viktoria Vogel. Paul Vogel arbeitet zunächst im damaligen Café Damasia (heute Sixt) neben dem Bahnhof und kaufte dann ein Anwesen in der Johannisstraße, wo das Ehepaar ein Café und Weinhaus eröffnete. Ab 1933 folgte Schwiegersohn Hubert Busch, ab 1963 Hermann und Gudrun Busch, bevor 1997 Tochter Jutta und ihr Ehemann Reinhard Golder das Geschäft übernahmen.
Ein Charakteristikum des Café Vogel ist, dass noch etliche Spezialitäten aus jenen Zeiten hergestellt werden, als es noch keine Kühlschränke gab, um etwa Süßwaren mit Sahne aufbewahren zu können. So haben Buttercreme- und Punschtorten und Schaffhauser mit Nussbaiser noch ihren Platz im VogelSortiment – aber auch ein Klassiker des Hauses, die Kirschbombe.
Und dann hat das Café Vogel in der Zeit nach dem Fasching immer noch ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal: die süßen Weißbierbrezen, die unter anderem bei den traditionell nach dem Fasching stattfindenden „Weißbiertagen“genossen werden, eine Dießen-spezifische Form der Starkbierzeit. Die Wege, auf denen diese „Weißbiertage“und das Rezept für die Zuckerguss-Breen ins Café Vogel gekommen sind, sind zwar etwas verschlungen.
Sie knüpfen aber auch an eine frühere Tradition des Geschäfts in der Johannisstraße 4 an: Dort befand sich bis kurz nach 1800 auch eine der in Dießen früher sehr zahlreichen Brauereien.
Die Weißbiertage konnten heuer noch stattfinden, bevor dann einige Tage später die Corona-Ausgangsbeschränkungen wirksam wurden. Jetzt blickt man auch im Café Vogel auf die Sommersaison, wenn nach einer Aufhebung der Beschränkungen dann vielleicht auch bald der Kaffeegarten wieder aufmacht.
Allerdings läuft ein Betrieb nicht ohne seine Angestellten und um das zu honorieren, gab es bei einem internen Betriebsessen viele dankende Worte und Anerkennung. Gratuliert wurde dabei Maike Buttner, die 2005 ihre Lehre im Café Vogel begonnen hatte, seitdem dort gearbeitet hatte und 2019 nun ihre Meisterprüfung in München absolvierte. „Es ist schön, wenn man die Liebe zu diesem besonderen und kreativen Handwerk an jemanden so weitergeben konnte, dass jener sich für diesen Schritt entscheidet“, erwähnt Jutta Golder mit einem zufriedenen Lächeln. Umso schöner sei es, dass auch in Zukunft Maike Buttner die Konditorei mit ihren neu gesammelten Erfahrungen bereichert und Lukas Golder zur Seite steht.
Glückwünsche gab es auch für Katharina Winterholler, die ihre Gesellenprüfung bestanden hat und jetzt fest zum Team gehört. Abschied nehmen hieß es an dem Abend von Marianne Ziesler, der treuen Bedienung, die insgesamt 26 Jahre Teil des Familienbetriebs war und mit der man durch die enge Zusammenarbeit Vieles gemeinsam erlebt hatte und definitiv durch dick und dünn gehen konnte. Brigitta Mennerstorfer wurde nach elf Jahren Arbeit hinter der Kuchentheke im Team verabschiedet.
Einige treue Mitarbeiter wurden verabschiedet